Mülheim. . Überkapazitäten, Wettbewerbsnachteile und fehlende Investitionen gefährden Arbeitsplätze. Mülheimer Metaller beteiligen sich am Stahl-Aktionstag.

Die Mülheimer Metaller wollen sich am bundesweiten Stahl-Aktionstag am 11. April beteiligen, der an mehreren Orten geplant ist. Es geht darum, sagt der wiedergewählte IG-Metall Chef von Mülheim, Volker Becker-Nühlen, den weiteren Verlust von Arbeitsplätzen zu verhindern, ungleiche Wettbewerbsbedingungen abzubauen und eine Antwort zu finden auf den chinesischen Stahl-Markt.

Die jüngste Botschaft aus der Friedrich-Wilhelms-Hütte zeigt die akute Dramatik: Die Belegschaft im Stahlguss soll um 170 Stellen reduziert werden. Beim Mülheimer Werk Mannesmann-Groblech stehen sogar 200 Arbeitsplätze auf der Kippe. An die 3500 Beschäftigte gibt es noch in der Branche in Mülheim, doch die Zahl der von der Stahlindustrie abhängigen Arbeitsplätze sei viel höher, sagt der IG Metall-Chef mit Verweis auf die Zulieferer. „Unsere Sorgen sind groß.“ Auch die Metaller hatten den Plan, eine Mülheimer Industriekonferenz einzuberufen, um die Probleme der Großindustrie vor Ort zu beraten. Die Wirtschaftsförderung arrangiert nun diesen runden Tisch.

Eine herausragende Qualität

Für die lokalen Akteure, das weiß Becker-Nühlen, ist es nur sehr begrenzt möglich, lokal Antworten auf den Weltmarkt zu finden: Rund 400 Millionen Tonnen an Stahl-Überkapazitäten bringt China auf den Markt. Zum Vergleich: 43 Millionen Tonnen Rohstahl produziert Deutschland jährlich. Dass es in Deutschland und damit in Mülheim eines Tages gar keine Stahlproduktion mehr geben könnte, glaubt Becker-Nühlen nicht: „Wir produzieren im Vergleich nach wie vor eine herausragende Qualität.“

Doch es sind nicht nur die Überkapazitäten, die derzeit große Sorgen bereiten. Durch den niedrigen Ölpreis fehle der Ölindustrie Geld für Investitionen in ihre Anlagen. Firmen wie Vallourec produzierten aber wiederum Ölfeldrohre. Und schließlich müsse, so die Gewerkschaft, aus Berlin und Brüssel dafür gesorgt werden, dass die Umweltauflagen den Wettbewerb nicht länger derart massiv verzerrten.

Meo-Verbindung

Die Industrie und damit die Arbeitsplätze zu halten, ist eines der wichtigsten Ziele der IG Metall in den kommenden Jahren. Dazu will Becker-Nühlen viel enger mit Politik, Wirtschaftsförderung und Arbeitsgeberseite zusammenwirken, gleichzeitig peilt die IG Metall eine noch engere Verknüpfung mit den Kollegen in Essen und Oberhausen an. Die Meo-Verbindung soll auch hier wirken.

26.000 Metaller, 9500 davon in Mülheim, sind in den drei Städten gewerkschaftlich organisiert. „Wir halten den Stand trotz hoher Veränderungen in den Betrieben“, so Becker Nühlen. Bei allen Krisen sagt er aber auch: „Wir müssen weiterhin über Arbeitszeit, Anforderungen und Belastungen reden.“