Mülheim. . Der Mülheimer Kinderschutzbund engagiert sich auch für Flüchtlingskinder. Zweite Betreuungsgruppe wurde eingerichtet. Derzeit sind alle Plätze belegt.
In der Arbeit mit Flüchtlingskindern engagiert sich auch der Kinderschutzbund. Kinderärzte, Jugendamt und andere Behörden geben die Adresse gern weiter. Die Nachfrage ist stark angestiegen, doch derzeit sind alle Betreuungsplätze belegt, längst gibt es Wartelisten.
Der „Spielpunkt“ des Kinderschutzbunds ist ein Klassiker: ein Betreuungsangebot an vier Vormittagen in der Innenstadt für Drei- bis Sechsjährige, die noch keinen Kindergartenplatz bekommen haben. Die meisten der Kinder – und auch viele der Eltern – sprechen kein oder kaum Deutsch. Im „Spielpunkt“ kümmern sich pädagogische Fachkräfte und qualifizierte Honorarkräfte um die Kinder.
Der Kinderschutzbund fühlte sich also bestens gerüstet für die Arbeit mit Flüchtlingskindern, und konnte mit Unterstützung des Landschaftsverbandes LVR im letzten Herbst eine zweite Gruppe am Nachmittag einrichten, in der nicht nur auf die Sprachförderung besonderer Wert gelegt wird, sondern die Kinder auch auf den späteren Kita-Besuch vorbereitet werden.
Acht Plätze gibt es in der Nachmittagsgruppe, in der die Kinder etwas älter sind als die maximal zehn Stöpsel, die vormittags im Spielzimmer malen, spielen oder toben.
Anerkannter Träger der freien Jugendhilfe
Der Kinderschutzbund Mülheim hat rund 170 Mitglieder und ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. Als privater und unabhängiger Verband ist er auf finanzielle und tatkräftige Unterstützung der Mitbürger angewiesen.
Die Personalkosten, die Kosten für Miete oder Posten wie das Gehalt für Reinigungskräfte sind nur zu ca. zwei Dritteln durch Mittel von Stadt und Land gedeckt.
Der Rest muss durch Spenden, Erbschaften, Beiträge oder auch durch die Zuwendung von Bußgeldern aufgebracht werden.
Die Grenzen zwischen den Gruppen verwischen sich, denn eines ist gleich: Die Kinder sprechen zunächst kein Deutsch, egal, ob ihre Familien aus China, Russland oder Syrien stammen. „Es ist ein offenes, sehr niederschwelliges Angebot“, so Elena Stannowski, eine der beiden hauptamtlichen Sozialarbeiterinnen. „Einige Kinder bleiben fast ein Jahr, andere nur kurze Zeit, weil sie dann einen Kindergartenplatz bekommen.“ In der Integrationsgruppe sollen die Kinder vor allem Deutsch lernen. „Die Kinder sind anfangs stumm – die Betreuerinnen sprechen sehr, sehr viel mit ihnen“, so Elena Stannowski. Spiele wie „Memory“ oder das gemeinsame Vorbereiten des Essens hilft beim Spracherwerb, erklärt Kollegin Ines Kremens. Aber auch Strukturen werden vermittelt, dass man sich etwa zum Essen zusammen an den Tisch setzt. Die Verständigung mit den Eltern sei nicht immer einfach, oft müsse ein Begleiter übersetzen. „Wir sehen es als Einstiegsangebot“, sagt Elena Stannowski. Vier der Kinder aus dem Integrationskurs gehen ab August in die Schule.
Beratung für Ärzte, Lehrer, Erzieher
In der ärztlichen Beratungsstelle des Kinderschutzbundes, in der Elena Stannowski und Ines Kremens Kinder, Jugendliche, Erwachsene zu beinahe allen Themen rund um die Familie beraten, bei Erziehungsfragen, im Scheidungs- oder Trauerfall finden sich Flüchtlinge/Migranten selten ein. „Beratung ist schwierig, wenn die Leute kein Deutsch können“, weiß Elena Stannowski.
Bei der Beratung des Kinderschutzbundes werden auch Kinder angehört, etwa bei der Mediation für geschiedene Eltern. Die Mitarbeiterinnen begleiten den Kontakt des Kindes zum Vater, wenn das nicht in der Wohnung der Mutter stattfinden soll. „Wir haben es hier“, erklärt Elena Stannowski, „mit vielfältigen Problemen zu tun.“ Erziehungsberatung, Eltern-Kurse richten sich zunächst an Väter und Mütter. Aber auch Lehrer, Ärzte, Erzieher, die sich Sorgen ums Wohlergehen der ihnen anvertrauen Kinder machen, können sich fachlich beraten lassen. „Wir machen eine Bewertung“, erklärt Stannowski, „bevor es zur Meldung ans Jugendamt kommt.“
Rund 50 Ehrenamtliche unterstützen den Kinderschutzbund, etwa in der Hausaufgabenbetreuung. „Auch daraus“, so Stannowski, „ergeben sich Beratungsfragen.“ Ines Kremens betreut die „bke-Onlineberatung“ (www.bke-beratung.de) mit, in der Jugendliche und Eltern minderjähriger Kinder einzeln beraten werden oder sich in Chats und Foren austauschen können. Rund zwei Drittel der Nutzer sind Jugendliche, schätzt Ines Kremens.
Zum Angebot des Kinderschutzbundes gehört auch der Kleiderladen am Dickswall 71, der sich über Kleiderspenden freut ( 38 46 56).