Mülheim. . Zunahme der Einsatzfahrten nach Notrufen um fast ein Viertel seit 2009. In Mülheim sind in 80 Prozent aller Einsätze die Helfer in acht Minuten vor Ort.

Wie lange braucht der Rettungsdienst, bis er nach dem Notruf beim Notfall eingetroffen ist? In Mülheim sind 80 % aller Einsätze innerhalb von acht Minuten vor Ort, sagte Feuerwehrchef Burkhard Klein auf Anfrage. Diese Zeiten werden genau dokumentiert, denn sie sind Grundlage für den „Rettungsdienstbedarfsplan“. Der wird Ende dieses Jahres in der Mülheimer Politik neu beschlossen und regelt unter anderem, wie viele Rettungswagen (RTW) eine Feuerwache abfahrbereit vorhalten muss. Auch in Mülheim – wie in anderen NRW-Städten – gilt als Hilfsfrist acht Minuten für die Notfallrettung, und 90 % als wünschenswertes Ziel. Denn im Notfall kann es um Minuten gehen.

„Diese Zeiten sind bei uns seit langem festgeschrieben“, so Burkhard Klein. Mit acht Minuten liege NRW schon weit vorn, in anderen Bundesländern, etwa Baden-Württemberg, gälten längere Hilfsfristen.

Die acht Minuten sind detailliert geregelt: Eineinhalb Minuten lang ist maximal die „Dispositionszeit“ – bis der Mann oder die Frau in der Leitstelle weiß, wohin er/sie die Retter schicken muss. In Stress-Situationen, bei Senioren oder Anrufern mit wenig Deutschkennnissen kann es dauern, bis das Ziel klar benannt ist. „Obwohl unsere Leute auf solche Situationen geschult sind.“ Eine Minute darf es höchstens dauern, bis die Retter vom Hof der Wache brausen. Und in fünfeinhalb Minuten müssen sie beim Notfall sein. All das in acht Minuten, das klappt in der Stadt im Schnitt in 80 % der Fälle. „Damit sind wir in guter Gesellschaft“, verweist Klein auf den NRW-Landesvergleich. 2009, als der aktuell geltende Rettungsdienstbedarfsplan im Stadtrat verabschiedet wurde, hoffte man noch, mit der neuen Feuerwache in ­Broich 90 % zu erreichen.

Krankenkassen übernehmen die Einsatzkosten

Doch zwei Entwicklungen stehen dem entgegen, so Klein, und nennt einmal die Verkehrssituation mit den vielen Baustellen, die auch die Retter aufhalten. Zweitens: „Die Zahl der Notfalleinsätze ist von 2009 bis heute um 24 % gestiegen.“ Herzinfarkte, Schlaganfälle – eine ältere Gesellschaft hat mehr gesundheitliche Probleme, das sehe man aber in allen Städten, so Klein.

ARD-Anfrage an 28 NRW-Städte

Das Thema Einsatzzeiten hat das ARD-Magazin Plusminus angestoßen, das eine Anfrage an 28 NRW-Städte gerichtet hat und 15 Antworten bekam. Nur elf seien verwertbar, so das Magazin.

Nur in Bottrop und Mönchengladbach seien die Helfer in 90% aller Fälle in acht Minuten vor Ort, berichtet Plusminus. Mülheim, Recklinghausen und Dortmund lägen unter den 90%.

Eine gesetzliche Vorgabe zur Erreichung der 90 Prozent gibt es im Rettungsgesetz NRW nicht.

In jeder der beiden Feuerwachen stehen rund um die Uhr zwei mit je einem Rettungssanitäter und einem -assistenten besetzte RTW einsatzfertig (abfahr)bereit. Im neuen Rettungsdienstbedarfsplan müsste diese Zahl den Einsatzzahlen angepasst werden. Klein: „Wir brauchen mehr besetzte Fahrzeuge, um die Einsätze in der angemessenen Zeit bedienen zu können.“ Wenn mehr Fahrzeuge benötigt werden – beim Brand in einer Arztpraxis in Saarn wurden im Februar gleich elf auf einmal rausgeschickt – gibt es in Mülheim genug Rettungsfahrzeuge. Alle Feuerwehrleute haben auch die entsprechende medizinische Ausbildung. Doch könnten unter Umständen bei einer Extra-Anforderung wertvolle Minuten vergehen, bis die „Springer“ unterwegs sind.

Der Rettungsdienstbedarfsplan muss vor dem politischen Beschluss mit den Krankenkassen abgestimmt werden, die die Kosten dafür übernehmen. Bisher sei immer ein Konsens erzielt worden. „Das wird uns auch in diesem Jahr gelingen“, ist der Feuerwehrchef zuversichtlich.