Mülheim. . Der Wunsch nach Chancengleichheit treibt Marion Steinhoff an. Sie ist bei der Agentur zuständig für den Wiedereinstieg. Und hält viel vom Frauentag.
Stresserprobt, verantwortungsbewusst, lernbereit und hochmotiviert: All das sind Frauen, die nach längerer, familienbedingter Auszeit zurückdrängen auf den Arbeitsmarkt. Marion Steinhoff, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der hiesigen Arbeitsagentur, zählt die Vorzüge im Gespräch mit potenziellen Arbeitgebern gern auf. Denn auch 2016 seien Frauen (und vereinzelt Männer), die sich jahrelang vor allem auf ihre Familie konzentriert haben, noch nicht überall gut gelitten: „Es gibt viele Vorbehalte ihnen gegenüber, sie werden oft unterschätzt, man kann schon sagen, stigmatisiert.“
Die vielen Mütter und wenigen Väter können Unterstützung also gut gebrauchen. Steinhoff bietet sie ihnen – etwa in Seminaren zum Wiedereinstieg –, doch sie steht auch anderen Hilfebedürftigen zur Seite. Bei Themen wie Inklusion und Migration. Und ab und an auch beim Thema Chancengleichheit für Männer. „Allein in der Frauenecke“ sei sie nicht gut aufgehoben, betont die 54-Jährige.
40 Prozent hatten ein Studium
Und doch waren es nach wie vor mehrheitlich Menschen weiblichen Geschlechts, die in den vergangenen zwölf Monaten ihren Rat – und den ihrer Mitstreiterin Verena Dutschmann (50) – suchten. Von 165 Personen, die zur Sprechstunde zum Wiedereinstieg kamen, waren 87 Prozent weiblich. Sie waren durchschnittlich 40 Jahre alt und wollten im Schnitt nach sechs Jahren zurück in den Job. Ungelernt waren übrigens die wenigsten: 50 Prozent konnten eine Ausbildung nachweisen und 40 Prozent ein Studium.
Dass diese Frauen Gehör finden und alsbald einen Platz auf dem Arbeitsmarkt, daran ist Steinhoff gelegen. Chancengleichheit ist ein Thema, das sie nicht nur am heutigen Internationalen Frauentag umtreibt. Es sei gut, dass es diesen besonderen Tag nach wie vor gebe, weil man immer wieder daran erinnern müsse, wie ungerecht manches noch sei: „Nicht jede Frau braucht Unterstützung, es ist auch schon viel passiert“, sagt Marion Steinhoff – die stete Mahnung aber bleibe wichtig.
Mehrfach im Jahr tritt das Duo auch in der VHS auf
Einmal monatlich bietet sie ihr zweistündiges Seminar zum Wiedereinstieg an, abwechselnd in Mülheim oder Oberhausen. Kollegin Dutschmann steht jeden Mittwoch von 9 bis 12 Uhr in der Arbeitsagentur Mülheim zum Gespräch bereit. Mehrfach im Jahr tritt das Duo auch in der VHS auf, dort, wo viele Frauen seien, die den Gang zum Amt noch scheuten. Dabei spielten manche von ihnen längst mit dem Gedanken, wieder einzusteigen: zum Beispiel, weil die Kinder selbstständiger sind, der Haushalt allein nicht mehr ausfüllt, die Sorge um die Rente antreibt oder eine Scheidung dazu zwingt, eigenes Geld zu verdienen.
Wenn nicht jetzt, wann dann, ist das Motto der Agentur
Marion Steinhoff kennt mehrere Erfolgsgeschichten: zum Beispiel die von dem Sozialpädagoge, der mit über 50 und nach Erziehung einer Tochter, wieder einstieg und sich zum Altenpfleger umschulen ließ. Oder jene der ungeschulten Mitt-Zwanzigerin, die bereits zwei Kinder hatte, und sich noch für eine besondere Ausbildung in Teilzeit entschied.
Das Hausmotto laute: „Wenn nicht jetzt, wann dann“. Die Situation sei günstig, so Steinhoff. „Das Arbeitskräftepotenzial lässt wegen geburtenschwacher Jahrgänge nach; Fachkräfte sind rar.“
Im Erstgespräch stellen die Expertinnen fest, was die Ratsuchenden auszeichnet, welche Kompetenzen, Stärken, aber auch Schwächen sie haben. „Wir unterstützen auch oft moralisch“, das Selbstbewusstsein sei vielfach am Boden. Steinhoff und Dutschmann beraten über Chancen, Qualifizierungen, Bewerbungen, Teilzeitbeschäftigungen („je flexibler, desto besser“). Wer eifrig mitmache, habe gute Integrationschancen: „Wer sich auf uns einlässt und mit uns den Arbeitsmarkt im Blick hat, der wird Erfolg haben“, sagt Steinhoff.