Mülheim. . In Sachen Gleichberechtigung muss aber noch viel passieren, hieß es beim Weltfrauentag. Vortrag mit Diskussion im Medienhaus.

Viel erreicht – viel zu tun: So lautete der Titel des Vortrags der Diplompädagogin Claudia Wallner anlässlich des Weltfrauentages. Zahlreichen Besucherinnen gab sie am Samstag im Medienhaus Einblicke zum Stand der Gleichberechtigung – und sprach darüber, wohin die Reise noch geht. Dass wir den starken Frauen der Vergangenheit viel zu verdanken haben, machte sie von vorneherein klar. Wahlrecht, Selbstbestimmung über den eigenen Körper und vieles mehr, gäbe es nicht, wenn Frauen sich nicht für ihre Rechte eingesetzt hätten.

Aber, so Wallner, schon beim ersten Weltfrauentag 1911 wurde von Frauen gleicher Lohn für gleiche Arbeit gefordert. „Und das haben wir in den letzten 104 Jahren immer noch nicht hinbekommen“, bedauert die Genderforscherin.

Zwar seien die Zeiten vorbei, als Frauen in Kittelschürzen ihren Männern zuhause zu Diensten standen, was von Frauen jedoch heute verlangt würde, sei zum Teil nicht besser. Unter den Gästen waren sowohl Frauen der älteren Generation, aber auch junge Frauen hörten sich den Vortrag interessiert an. Viele konnten aus ihrer eigenen Geschichte Beispiele nennen, wo es an Gleichberechtigung früher gehapert hat – oder aber auch heute noch hapert.

Vielseitige Anforderungen an die Frau

Ein großes Thema war vor allem die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. Früher war größtenteils der Mann der Alleinverdiener der Familie, die Frauen kümmerten sich um Kinder und Haushalt. Die Zeiten sind lange vorbei. „Heute sind Frauen eine Art eierlegende Wollmilchsau“, so Claudia Wallner. „Von Frauen wird erwartet, dass sie am Arbeitsmarkt, bei der Kindererziehung und als Hausfrau funktionieren und dabei am besten noch unsagbar sexy sind.“

Dass für Frauen der Wiedereinstieg nach der Babypause in den Beruf immer noch sehr schwer sei, kritisiert Claudia Wallner. Das bestätigte auch die ehemalige Bürgermeisterin Renate aus der Beek. Nicht nur im Beruf auch in der Politik sei dies sehr schwierig. „Ich konnte mich politisch erst engagieren, als meine Kinder schon fast aus dem Haus waren“, sagt Renate aus der Beek. „Und gucken Sie sich im Mülheimer Rat doch mal um. Wenn überhaupt Frauen drin sind, sind die meisten schon fast im Rentenalter oder darüber hinaus.“

In Sachen Gleichberechtigung ist zwar schon viel passiert

Dass vor allem Frauen, die einen Migrationshintergrund haben, es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben, bestätigte eine junge türkische Besucherin. „Auch wenn wir einen guten akademischen Abschluss haben, haben wir kaum eine Chance“, so die Türkin. „Das Klischee, dass wir eh bald heiraten und dann Kinder bekommen, ist bei uns noch viel größer als bei den deutschen Frauen.“

Am Ende der Diskussionsveranstaltung waren sich alle Teilnehmerinnen einig: In Sachen Gleichberechtigung ist zwar schon viel passiert, die Gesellschaft hat sich schon ein ganzes Stück verändert. Aber es muss trotzdem noch einiges geschehen.