Saarn/Stadtgebiet. . Neue Regeln für Freizeitlärm bleiben beim Schutz der Anlieger und geben Festen und Brauchtum mehr Spielraum. Auf Wunsch vieler Städte so abgestimmt.
Die schrille Pfeife des Schiedsrichters dringt durch das geschlossene Wohnzimmerfenster. Wenig später jubelt die Zuschauermenge. Nachbarn von Sportanlagen kennen diese Szene. Viele akzeptieren das, andere nervt das und sie liegen mit Vereinen und Stadt darüber im Dauerstreit.
„Am besten läuft es immer, wenn alle Rücksicht aufeinander nehmen“, sagt Ralf Wind, stellvertretender Leiter des Mülheimer Sport-Services (MSS). Er kennt Fußballplätze in Wohngebieten – auch unterschiedliche Nachbarschaftsverhältnisse. Mitglieder des Mülheimer SV 07 haben mit den Anliegern ihres Platzes am Saarnberg gesprochen. „Über diese Initiative sind inzwischen viele Dinge geregelt und Anregungen umgesetzt worden. Das hat beiden Seiten geholfen“, sagt Ralf Wind.
Parkende Autos sind auch ein Klagegrund
Beim VfB Speldorf an der Saarner Straße könnte das Zusammenspiel mit den Nachbarn besser sein. Der Verein verzichtet auf Durchsagen, die Sportfans vermissen. Auch bei Blau-Weiß Mintard sind die Anlieger, die inzwischen mit Neubauten näher an den Platz herangerückt sind, nicht alle gut zu sprechen auf die Fußballspiele. Parkende Autos sind auch ein Klagegrund.
Mitarbeiter des Landesumweltministeriums passen gerade die Bestimmungen für Freizeitlärm und Veranstaltungen an, was sich kaum auf Vereinssport oder Feste in der Stadt auswirkt. „Eine Verschärfung der Regeln wird es nicht geben“, betont Frank Seidlitz, Sprecher des Düsseldorfer Ministeriums.
Im Gegenteil: Auf Wunsch vieler Gemeinden soll es künftig mehr Möglichkeiten für Brauchtum und Feste geben. „Einzige bedeutende Änderung im aktuellen Entwurf des Freizeitlärm-Erlasses ist, dass für Veranstaltungen die Anzahl der seltenen Ereignisse von jetzt zehn auf 18 erhöht wird. Eine Änderung der Immissionsrichtwerte von 2009 sowie eine neue Obergrenze sind nicht geplant“, so Seidlitz.
Nachbars Gärten nicht verunreinigen
„Wer mit Veranstaltern und Anliegern über Feste spricht, wird fast immer Übereinstimmung erzielen“, sagt Kerstin Kunadt vom Ordnungsamt. Daher wurde die Saarner Kirmes – nun verlegt auf den Stadthallenparkplatz – auf vier Tage begrenzt, um die Anlieger der gegenüberliegenden Ruhrpromenade zu schützen. Kunadt: „Es gab bisher schon Ausnahmen. Wer die Stadt beleben möchte, kann diese weiterhin ausschöpfen.“
So habe Mülheim das Oktoberfest am Flughafen genehmigt. Ein Anlieger in Essen-Rüttenscheid habe es weggeklagt. Ordnungsamt und Sport-Service fahren dieselbe Linie: So lange alle Feste im genehmigten Rahmen bleiben, wird nichts beanstandet. Erst bei Beschwerden wird eingegriffen. Es gelte auch, dass Besucher nachts leise nach Haus gehen und nicht Nachbars Gärten verunreinigen dürfen. Toleranz und Rücksicht sollten sich für mehr Lebensqualität die Waage halten – leben und leben lassen. . .