Mülheim. Flüchtlinge wollen aber nicht nur bei der Organisation, sondern auch bei den Mülheimern allgemein für die gute Aufnahme in der Stadt bedanken. Anlass dafür ist der Geburtstag von WiM-Gründer Reinhard Jehles, dem sie sich eng verbunden fühlen.
Wenn WiM eine Familie wäre, dann wäre Reinhard Jehles wohl so etwas wie der Vater. „Wir nennen ihn hier manchmal tatsächlich Papa Jehles“, sagt Wahlat Usi. Der 25-Jjährige Syrer, der seit eineinhalb Jahren bereits in Deutschland lebt und entsprechend gut schon die Sprache beherrscht, bringt ein Gefühl auf den Punkt, das ihn und seine Mitstreiter bei der WiM bewegt. Für sie gilt kein „wenn“ in dieser Frage, für sie ist die Hilfsinitiative tatsächlich wie eine Familie. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sie schon seit längerer Zeit überlegt haben, wie sie Jehles, der heute 63 Jahre alt wird, zu seinem Geburtstag überraschen können.
Dahinter steckt kein Personenkult, sondern das tiefempfundene Bedürfnis, sich zu bedanken. Der WiM-Gründer steht hier allerdings nur beispielhaft für viele. Der Dank gilt der ganzen Stadt und allen Menschen, die sich hier für Flüchtlinge einsetzen. Sei es ehrenamtlich. Oder eben auch beruflich. Anoar Derbo etwa lobt den Einsatz der Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Der jesidische Familienvater, der im vergangenen Sommer die WiM beim Fest des Bundespräsidenten vertreten hat, betont vor allem die Geduld und die Freundlichkei,t die man ihm und seiner Familie gegenüber gezeigt habe. Und noch ein Punkt ist dem 43-Jährigen wichtig: „Mit so einer freundlichen Hilfe haben wir nicht gerechnet.“
Ein Aspekt, den auch andere stark betonen. Zum Beispiel Ledia Vogli, ein 19-jähriges Mädchen aus Albanien. „Es war eine gute Überraschung.“ Sie hätte nicht gedacht, dank WiM so viele neue Menschen kennenzulernen, die nicht nur Helfer, sondern auch Freunde werden. Wie zum Beispiel die gleichaltrige Dejla Hajhussein, die aus Syrien stammt. Wenn man sieht, wie die beiden jungen Frauen beinander stehen, vertraut miteinander tuscheln und lachen, dann wird klar, wie wichtig neben der materiellen Seite der Hilfe, solche persönlichen Beziehungen sind.
WiM-Aktive können auch sich selbst danken
Die Freundschaft zwischen Ledia und Delja unterstreicht aber noch etwas: Hier treten Flüchtlinge nicht nur in Kontakt zu Einheimischen; vor allem lernen Flüchtlinge auch andere Flüchtlinge kennen. Sie kommen aus einem ganz anderen Kulturkreis, gehören einer anderen Religion an. So etwas spielt keine Rolle. „Hier zählt nur die Menschlichkeit“, erläutert etwa Mohammed in englischer Sprache. Er fühlt sich bei der WiM zuhause: Alle duzen sich, man kennt nur die Vornamen. Mehr müssen sie gar nicht voneinander wissen, um sich anzufreunden.
Woran liegt es, dass seit der Gründung diese gute Stimmung besteht? Der Wunsch zu so einem familiären Miteinander zu finden, existiert in viele Organisationen, doch nicht allen gelingt es, ihn auch in der Praxis umzusetzen.
Von Beginn an sind bei der WiM die richtigen Menschen zueinander gekommen. Das kann man nicht planen, aber man kann etwas daraus machen. So können die WiM-Aktiven letztlich auch sich selbst danken. Wie ginge das besser als mit einem Familienfest? Da kommt der Geburtstag gerade recht.