Oberhausen. Die Schauenburg Gruppe strebt gezielt Mehrheitsbeteiligungen an Unternehmen an. Dabei spielt eine partnerschaftliche Unternehmenskultur eine wichtige Rolle.
Die Astech Projects Limited Company aus dem britischen Cheshire ist führend im Bereich der Robotik und Automation. Das Unternehmen hat einen weltweiten Kundenstamm, für seine Innovationskraft wurde es ausgezeichnet - kurz: Es ist erfolgreich. Seit letzter Woche ist es Teil der Schauenburg Gruppe. „Wir sind immer auf der Suche nach solchen profitablen und interessanten Unternehmen“, sagt Florian G. Schauenburg, geschäftsführender Gesellschafter von Schauenburg International. Die Schauenburg Gruppe versteht sich als ein strategischer Investor. Es werden gezielt Mehrheits-Beteiligungen an Unternehmen angestrebt, die in Nischenmärkten führend sind und die schon bestehende Geschäftsbereiche stärken sollen. Dass diese Strategie für Schauenburg rentabel ist, scheint nachvollziehbar. Aber warum geben solche erfolgreichen Unternehmen ihre Unabhängigkeit auf?
Philosophie schafft Profil
„Es liegt an unserer Philosophie“, sagt Florian G. Schauenburg. Der Erfolg in diesem Geschäftsfeld hänge, so ist Schauenburg überzeugt, mit gelungener Kommunikation zusammen. Es gehe darum, die Unternehmensphilosphie tatsächlich zu leben. Dazu gehört auch die Geschichte, die dahinter steht, gut zu erzählen. Was macht eine Story spannend: Da ist zuerst die Dramaturgie. Stoff für die liefert die Historie des Familienunternehmens. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand der Name Schauenburg für Erfolge in der Schifffahrt und der Schiffschreinerei. Wer aber im weitesten Sinne mit Seefahrt zu tun hat, der blickt auch bald über den nationalen Tellerrand heraus. Die Basis für die internationalen Beteiligungen legte Hans Georg Schauenburg, der Vater der beiden heutigen Unternehmer, in den 60ern - in diesem Jahr wird er hundert. Für eine „Story“ im genannten Sinne reicht die Gründungsgeschichte allein aber als Erzählstrang nicht aus. Aus ihr muss sich eine Haltung, ein Firmen-Spirit ableiten, der auch heute noch das Profil bestimmt. Dass das geklappt hat, nimmt Florian G. Schauenburg für sein Unternehmen in Anspruch: „Wir denken in Generationen und sind bodenständig. Persönliches Vertrauen und Verantwortung sind für uns wichtig. Auch im Verhältnis zu unseren Mitarbeitern.“ Und diese Einstellung gelte eben auch für das Verhältnis gegenüber den neuen Firmen, die Teil der Gruppe werden.
Anhänger der Europa-Idee
„Sie sind Partner. Und das meinen wir wirklich so. Die Standorte behalten ihre Unabhängigkeit und ihr spezifisches Profil.“ Schließlich bildeten diese Faktoren ja auch die Basis für den Erfolg, der diese Unternehmen für die Gruppe überhaupt attraktiv gemacht hat. Hört sich als Ansatz gut an, dass er auch in der Praxis wirklich funktioniert, hängt an der Glaubwürdigkeit der „Story“. „Es spricht sich in den Branchen herum, dass wir tatsächlich partnerschaftlich handeln“, betont Florian G. Schauenburg. Bestes Beispiel dafür sei eben der jüngste Erfolg, die Mehrheitsbeteiligung an Astech Projects. „Sie steht in Verbindung mit zwei anderen Beteiligungen, die sich in den letzten Jahren in Großbritannien und den USA ergeben haben. Dadurch entstanden immer neue Kontakte. Dieses Vertrauen bildete die Voraussetzung für diesen Schritt“, beschreibt er den Prozess. Eine Linie, die auch Chris Hansford bestätigt, Mitgesellschafter und Geschäftsführer von Astech Projects: „Wir können unsere operative Unabhängigkeit gewährleisten und gleichzeitig von dem unternehmerischen Erfahrungsschatz der Gruppe profitieren. Wir meinen, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, um die nächste Wachstumsphase von Astech auf unseren gegenwärtigen und zukünftigen Märkten einzuleiten.“ Diese internationalen Verbindungen prägen auch Schauenburgs Blick auf die aktuelle politische Lage: „Ich bin ein überzeugter Anhänger der Europa-Idee und halte auch die offenen Grenzen für sehr wichtig. Sie sollten nur in Extremsituationen kontrollierbar sein.“
Klar, dass für so eine Unternehmensphilosophie die Rekrutierung des passenden Personals eine wichtige Rolle spielt. Entsprechend positiv bewertet Schauenburg, dass sich vor Ort die Hochschule angesiedelt hat. „Ich bin im Förderverein von Beginn an engagiert. Die Schauenburg Stiftung fördert Studenten durch Stipendien. Allerdings auch von anderen Hochschulen.“ Für ihn ist dabei klar, dass Absolventen des hiesigen Standortes nicht bevorzugt werden. Die Qualität sei entscheidend, im Bereich der Lehre könne die Hochschule da in manchen Bereichen auch durchaus noch aufholen. Gleichwohl, sie sei jedenfalls eine große Bereicherung.
Gewerbesteuerdiskussion richtig
Wie wichtig ist Mülheim eigentlich für die Gruppe? Theoretisch, so macht Schauenburg klar, könne das Unternehmen von überall her geführt werden. Aber auch hier gelte eben das Prinzip Nachhaltigkeit. Zudem seien die Gesellschaften innerhalb der Gruppe, die hier ihren Sitz haben - etwa der Maschinen- und Anlagenbau oder auch die Industrietechnik - eng mit der wirtschaftlichen Struktur der Region verbunden. „Ich finde es gut, dass über die hohe Gewerbesteuer diskutiert wird. Da kommt schon ein sechsstelliger erheblicher Betrag zusammen. Eine Übersiedelung wäre natürlich teurer. Trotzdem ist es gut, dass dieses Thema angesprochen wird.“