Mülheim. Die Schauenburg Tunnel-Ventilation GmbH bildet zum Technischen Konfektionär aus. Ungewöhnliche Azubi-Stellen können spannend sein und Perspektiven bieten.

Es gibt Ausbildungsberufe, von denen hat man noch nie gehört: Technischer Konfektionär/Technische Konfektionärin gehört eindeutig dazu. Die Schauenburg Tunnel-Ventilation GmbH möchte für das bald beginnende Ausbildungsjahr gleich zwei junge Leute einstellen und in diesem unbekannten Metier schulen.

„Wir sprechen ausdrücklich auch Jugendliche mit Hauptschulabschluss an. Wer sich geschickt anstellt und zuverlässig ist, wird nach der Ausbildung übernommen. Wir möchten qualifiziertes Personal dauerhaft an uns binden“, sagt Geschäftsführerin Barbara van den Mond. Bei der Bewerbung zählten weniger die Schulnoten als vielmehr die Motivation. Mitarbeiter Markus Binder, der schon vor Jahren die Lehre zum (damals) Kunststoff-Konfektionär absolvierte, kann seinen Job empfehlen: „Er ist abwechslungsreich, man stellt verschiedene Produkte her. Die Arbeit macht Spaß.“

Nähen, Schweißen, Kleben

Was ihre Firma genau produziert? Barbara van den Mond erklärt es so: „Wir fertigen Bewetterungssysteme – vereinfacht gesagt Belüftungssysteme – für den Kohle-, Salz- oder Erzbergbau und den Tunnel- und Schachtbau an. Unser Hauptprodukt sind sogenannte Lutten. Das sind Belüftungsschläuche aus Folien, d.h. kunststoffbeschichteten Geweben, die bei Bauarbeiten in Tunneln oder Schächten benötigt werden.“

Die angehenden Konfektionäre lernen das Nähen, Schweißen und Kleben der Folien – ebenso wie das Anbringen von Beschlägen, Riemen, Reißverschlüssen, usw. Konfektioniert werden in der Fertigungshalle an der Weseler Straße aber auch kleinere Kunststoffteile wie etwa die Eckstücke für die Lutten. „Bei der Produktion ist noch viel Handarbeit gefragt. Maschinell kann man das einfach nicht so genau hinkriegen“, so die Chefin.

Zwei kaufmännische Azubi-Stellen

Die Schauenburg Tunnel-Ventilation ist weltweit aktiv, in Europa hat sie beispielsweise Lutten für die Bauarbeiten im Elbtunnel in Hamburg oder im Gotthard-Tunnel in der Schweiz geliefert. Neben Belüftungsschläuchen samt Zubehör fertigt man aber auch Warmluftschläuche für die Zeltbeheizung oder auch kleine Tunnel an, die beim Hundesport – bei Agility-Turnieren – genutzt werden.

30 Mitarbeiter zählt der Mülheimer Betrieb, sie alle zeigen den Azubis, wie’s läuft. „Bei uns lernt man alle Bereiche der Firma kennen“, wirbt van den Mond. Fortbildungen nach der Lehre werden begrüßt, ebenso die spätere Ausbildung zum Meister. Die Firma bietet übrigens auch zwei kaufmännische Azubi-Stellen an (Plätze besetzt).

Ein Vorzeigebetrieb sei die Schauenburg Tunnel-Ventilation GmbH, findet Jürgen Koch, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Mülheim/Oberhausen: „Wenn jedes Unternehmen, das 30 Beschäftigte hat, so viele Azubis einstellen würde, wären wir alle Sorgen los, gäbe es keine Jugendliche ohne Ausbildungsplatz mehr.“ Kontakt zu Schauenburg; Tel. 8827612

Beliebte Azubi-Plätze sind weg

Für Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz haben, „wird es jetzt langsam eng“, erklärt Jürgen Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit MH/OB. Vor allem bei den beliebten Berufen (KFZ-Mechaniker, Mechatroniker, Arzthelferin, Frisörin, Kosmetikerin) seien die Stellen vergeben. „Die jungen Leute konzentrieren sich bei ihren Bewerbungen leider meist auf zehn bis 15 Berufe, fassen unbekanntere Tätigkeiten gar nicht ins Auge“, weiß Hans Michaelsen, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung bei der IKH. Dabei – so berichtet Koch – gebe es in NRW über 200 verschiedene Ausbildungsberufe.

Die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt in Mülheim: 303 Bewerber/innen (mit den verschiedensten Schulabschlüssen) sind noch unversorgt, demgegenüber gibt es 261 freie Ausbildungsstellen – vor allem in Einzelhandel, Verkauf, Gastronomie, Büroberufen, Handwerk (z.B. Bäcker, Fleischer). Mit 950 Azubi-Plätzen waren diesmal 67 weniger gemeldet worden als 2014. „Auch in diesem Jahr werden sicher wieder 30 bis 60 Jugendliche übrig bleiben, für die bis 1. September kein Ausbildungsplatz gefunden wurde. Die gehen dann in die Nachvermittlung, die bis Oktober läuft“, so Jürgen Koch. Infos erhalten unversorgte Jugendliche unter Tel. 455 55 00.