Mülheim. . Anja Collenberg (32) hat als jüngste Pfarrerin Mülheims die Gemeinde der Erlöserkirche übernommen. Am Sonntag bekommt sie offiziell den Segen.
Ihr Start ins Berufsleben als Pfarrerin begann mit einem Abschied: Anfang 2014 hatte Anja Collenberg gerade das Vikariat beendet und kam für den Probedienst zur Friedenskirche nach Heißen. Ihr erster Auftrag lautete, den Betrieb abzuwickeln: Sie räumte die Gemeinderäume aus, packte Kisten und gestaltete den Abschied mit den Menschen der Gemeinde. „Das war schade“, erinnert sich die 32-Jährige. „Aber auch das gehört zur kirchlichen Realität.“ Nun hat sie eine viel schönere Aufgabe: Als jüngste Pfarrerin Mülheims übernahm sie die Pfarrstelle in der Heißener Erlöserkirche. Kommenden Sonntag wird sie in einem Gottesdienst offiziell eingeführt.
Auf der Heimaterde gewöhnt man sich langsam an das neue Gesicht am Sunderplatz. „Ich wurde bereits gut aufgenommen“, freut sich Anja Collenberg. Schließlich hatte Pfarrer Wolfgang Sickinger 40 Jahre lang die Gemeindearbeit geprägt. Vor einigen Monaten zog Anja Collenberg mit ihrem Büro ins Erdgeschoss des Pfarrhauses ein, sie selbst wohnt nun in Fulerum, ganz in der Nähe des Rhein-Ruhr-Zentrums. „Damit bin ich näher an meiner Familie, die in Essen lebt.“ Die vergangenen zwei Jahre arbeitete sie in Köln-Dellbrück als Vikarin. „In dieser Zeit lernt man, wie eine Gemeinde geleitet, eine Predigt geschrieben oder Seelsorge betrieben wird“, erklärt Anja Collenberg. Nun führt sie zusammen mit Pfarrerin Lüninghöner-Czylwik einen eigenen kleinen Pfarrbetrieb, mit 30 Angestellten und 6300 Gemeindegliedern.
Der Arbeitsalltag ist vielfältig
Wie kam es zum Berufswunsch? „Eigentlich hatte ich als Kind keinen besonderen Bezug zur Kirche“, erzählt Anja Collenberg. „Ich war katholisch und habe eher selten Gottesdienste besucht.“ Bis sie als junge Frau ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer ev. Kirchengemeinde absolvierte. Von da an engagierte sie sich gerne in der Kirche – und entschied sich, evangelische Theologie zu studieren.
Ihr Arbeitsalltag dreht sich heute um die Menschen der Gemeinde und ist vielfältig: „Vormittags bin ich meist bei Kranken- oder Geburtstagsbesuchen, Trauer- oder Taufgesprächen.“ Am Nachmittag bereitet sie Konfirmandenunterricht, Bibelkreis oder Gottesdienste vor, hinzu kommen Sitzungen, Besuche in Kita und Grundschule. Viel Zeit für Freizeit bleibt da kaum: „Wenn ich Zeit habe, gehe ich gerne mit Freunden aus, ins Kino oder auf Konzerte.“
Ob mit der jungen Pfarrerin auch ein frischerer Wind in der Erlöserkirche weht? „Jeder prägt eine Pfarrstelle anders“, sagt Anja Collenberg. „Wie ich sie präge, wird die Zeit zeigen.“ Sicher ist, dass sie neue Konzepte für eine aktive Gemeindearbeit ausprobieren und ein Augenmerk auf die vielen jungen Familien der Heimaterde legen möchte. „Es gibt viele, die mitgestalten wollen – diese Menschen sollen hier eine Heimat finden." So sollen Eltern im Familiengottesdienst gemeinsam einen Taufbaum bauen. Neue Gottesdienstformen, in denen jeder mitgestalten kann sowie eine Runde für Glaubensfragen sind in Planung. Denn auch das tiefe, inhaltliche Arbeiten und die Traditionspflege sind der 32-Jährigen wichtig. „Traditionen müssen nicht immer altbacken sein. Im Gegenteil: Sie haben etwas Lebendiges und geben Kraft.“