Mülheim. Ruhrpreisträger Heiner Schmitz möchte Mülheim, Kfar Saba und dessen palästinensische Partnerstadt freundschaftlich verbinden. Arbeitskreis gegründet

Sagt Ihnen der Name Qalqilia noch etwas? Vor 17 Jahren war die palästinensische Nachbargemeinde unserer israelischen Partnerstadt Kfar Saba auf dem besten Weg, Mülheims zweite Partnerstadt im Nahen Osten zu werden. Noch im Frühjahr 2000 nahmen Jugendliche aus Qalqilia und Kfar Saba an einer internationalen Jugendbegegnung des Fördervereins Mülheimer Städtepartnerschaften teil. Doch im selben Jahr brach die zweite Intifada aus, und das Thema Partnerschaft war vom Tisch.

„Zu Unrecht“, findet der Fotograf und Ruhrpreisträger Heiner Schmitz. Er hat das heute rund 100.000 Einwohner zählende Kfar Saba und das rund 49.000 Einwohner zählende Qalqilia seit den neunziger Jahren regelmäßig besucht. Auf israelischer wie auf palästinensischer Seite fand er Gesprächspartner, die nicht nur den Dialog mit Mülheim, sondern auch den Dialog mit der jeweiligen Nachbarstadt begrüßen.

Durch eine Mauer getrennt

Das ist keine Selbstverständlichkeit. Denn infolge der Intifada sind beide Städte durch eine acht Meter hohe Mauer voneinander getrennt, die nur an zwei Checkpoints passierbar ist. „Diese Mauer ist höher als die ehemalige Berliner Mauer“, so Schmitz, „und hat die vormals guten menschlichen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Qalqilia und Kfar Saba massiv beeinträchtigt.“

Daten und Fakten zur eingemauerten Stadt im Westjordanland

Mülheims Partnerstadt KfarSaba war bis zum Sechs-Tage-Krieg 1967 palästinensisch. Doch nach der israelischen Besetzung wurde die arabische Bevölkerung dort vertrieben oder floh nach Qalqilia, das im Westjordanland an der sogenannten Grünen Linie liegt. Infolge der Intifada wurde die Stadt ab 2003 eingemauert.

Seit dem Osloer Friedensabkommen von 1995 gehört Qalqilia zur Zone A des Westjordanlandes, die von der palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet wird. Nach Beginn der Intifada wurde Qalqilia aber unter israelische Kontrolle gestellt. Die Menschen dort leben vor allem von Landwirtschaft und Gartenbau.

Obwohl Schmitz als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Israel-Teams im Förderverein Mülheimer Partnerstädte ein Anhänger der seit 1993 existierenden Städtepartnerschaft mit Kfar Saba ist, will er die politisch von der aktuellen israelischen Regierung Israels gewollte Isolation der Menschen in Qalqilia nicht ignorieren.

Arbeitskreis Städtefreundschaft Mülheim-Qalqilia

„Wir können den Nahost-Konflikt nicht lösen, aber wir können auf der menschlichen Ebene Brücken der Begegnung bauen und eine Städtefreundschaft zwischen Mülheim, Kfar Saba und Qalqilia ins Leben rufen“, blickt Heiner Schmitz in die Zukunft. Um diese Idee zu realisieren, hat er mit zehn Gleichgesinnten den Arbeitskreis Städtefreundschaft Mülheim-Qalqilia ins Leben gerufen, der sich am 23. Februar um 18 Uhr mit einer Informations- und Gesprächsveranstaltung im Medienhaus am Synagogenplatz der interessierten Öffentlichkeit vorstellen wird.

Der Arbeitskreis, der weitere Helfer sucht, hat bereits erste Kontakte zwischen der Mädchenschule von Qalqilia und dem Gymnasium Heißen vermittelt. Die Leiterin der Mädchenschule von Qalqilia wird auch am 23. Februar im Medienhaus erwartet.

Ein Arzt aus Qalqilia konnte bereits mehrere Wochen im Evangelischen Krankenhaus hospitieren. Mit dem Marien-Hospital werden derzeit Möglichkeiten sondiert, wie man das UN-Krankenhaus in Qalqilia medizintechnisch unterstützen könnte. Und im Café Mocca Nova wird inzwischen auch Kaffee aus Qalqilia serviert...