Mülheim. . Der Arbeitskreis Qalqilia baute eine Städtefreundschaft im Nahen Osten auf. Ein Produkt daraus ist der Kaffee einer Rösterei aus Qalqilia.

Er schmeckt sehr intensiv und kräftig, die braune Farbe vermischt sich mit dem Weiß der süßlichen Kondensmilch. In einem kleinen Glas entfaltet sich das Aroma eines besonderen Espressos. Zu dem Heißgetränk gibt es einen interessanten Hintergrund – eine außergewöhnlichen Herkunft. Die Bohne wird im palästinensischen Qalqilia geröstet.

Zu dem Ort besteht seit 21 Jahren eine Städte-Freundschaft. Der Arbeitskreis Qalqilia bemüht sich, dort Kontakte zu Kulturschaffenden und zwischen Schulen und Krankenhäusern der beiden Städte aufzubauen. Auf Schul-Ebene passiert auch bereits Einiges. So gibt es bereits seit einem halben Jahr einen Mail- und Briefaustausch des Karl-Ziegler-Gymnasiums sowie des Broicher und Heißener Gymnasiums mit der Al Omareya Secondary Girls School. „Wir wollen Begegnungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur initiieren und durchführen. Zudem streben wir neben weiteren Aktivitäten die Vermittlung von Praktika im medizinischen Bereich an“, erklärt der Künstler Heiner Schmitz, Sprecher des Arbeitskreises Qalqilia. Die Mitglieder planen auch Ausstellungen und Informationsveranstaltungen.

Besuch bei einer modernen Kaffeerösterei

Doch lange Zeit passierte gar nichts zwischen den beiden Kommunen. „Nach der zweiten Intifada im Jahr 2000 schliefen die Kontakte zwischen den Städten ein. Also bauten wir sie neu auf. Wir probierten es auf unpolitischer Ebene durch einen künstlerisch-kulturellen Ansatz. Das funktionierte sehr gut“, erläutert Heiner Schmitz. Dazu zählt auch die typische Lebensart der Ansässigen. So besuchte eine Delegation des Arbeitskreises während eines Aufenthaltes vor Ort im Frühjahr eine moderne Kaffeerösterei. Dabei handelt es sich um einen klassischen Familienbetrieb, den der Inhaber vom Vater übernahm. 15 Angestellte produzieren verschiedene Röst-Stufen für den arabisch-palästinensischen Markt.

Espresso wird in diesen Regionen wie auch in Südeuropa sehr gerne konsumiert. So steht die Firma im regelmäßigen Austausch mit Unternehmen der italienischen Kaffeeindustrie. „Wir wollen gerne mit anfassen, wenn es etwas zu tun gibt und uns proaktiv engagieren. Das Espresso-Projekt und die Aktion mit den Schulen sind schöne Beispiele, wie man das friedliche Miteinander und die Solidarität fördern kann“, erklärt Angelika Romeik, Sprecherin des Friedensforums Mülheim und aktives Mitglied im Arbeitskreis Qalqilia.

Von Nachbarstädten durch Sperranlage abgeschnitten

Probieren kann man den palästinensischen Espresso bereits im Café Mocca Nova auf dem Löhberg 16. Inhaber Bernd Schlüter war von der Idee direkt angetan und ist sich sicher, dass der Espresso bei den Kunden gut ankommt. In Kürze sind die Bohnen dort auch in zwei verschiedenen Stärken erhältlich.

Qalqilia (Stadt des Friedens) liegt im Westen an der Grenze zwischen palästinensischem Territorium und Israel. Die 70.000 Einwohner-Kommune an der Grenze zu Mülheims Partnerstadt Kfar Saba wurde 2002 von Nachbarstädten abgeschnitten. Einziger Zugang: israelischer Checkpoint an der acht Meter hohen Mauer.

Künftig soll der Kaffee auch fair gehandelt werden. Dazu ist bereits ein Zertifizierungsprozess im Gange. Das Design der Verpackung spielt auf die Heimat an. So ist darauf der Felsendom in Jerusalem zu sehen.