Duisburg/Mülheim.. Ex-Ministerpräsident Wolfgang Clement übte beim Unternehmerverband heftige Kritik an der Energiewende und forderte eine Bildungsreform mit massiven Investitionen.
„Wohlstand entsteht aus Wirtschaftskraft“ – mit seinem ersten ausgeführten Gedanken hatte Ex-NRW-Ministerpräsident und Ex-Bundeswirtschafts- und -arbeitsminister Wolfgang Clement das Publikum im Unternehmerhaus schon auf seiner Seite. Aber er hatte noch mehr zu sagen zum Thema „Die Suche nach der Zukunft der Industrie“.
Die Industrie sei das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, hatte zuvor Wim Abbing, Vorstandsvorsitzender der Unternehmerverbandsgruppe, die Besucher eingestimmt, und zugleich die Belastung der Unternehmen durch staatlich verordnete ausufernde Bürokratie beklagt.
Hemmnisse für die Industrie führte auch Clement an. Der frühere SPD-Politiker kritisierte Tabus und Ängste, die die „Neugier der Menschen“ und letztlich den für die Wirtschaftskraft erforderlichen Fortschritt hemmten. Die größte Herausforderung für die Zukunft sei die politisch verordnete Energiewende, warnte Clement: „Der Industriestandort Deutschland ist massiv gefährdet. Wir müssen diesen verrückten Prozess stoppen.“ Seine Forderung: „Wir müssen dringend eine Wende der Energiewende hinbekommen.“ Nötig sei eine abgestimmte Energiepolitik aller 28 EU-Staaten mit einer Steuerung über den Preis, also den Verkauf von Emissionszertifikaten, statt durch teure Subventionen zulasten der Stromkunden.
Bildungsreform vom Kindergarten bis zur Weiterbildung
Als ausgesprochenes Hemmnis für Innovationen wertet Clement die hohe Zahl vor allem junger Menschen ohne Berufsausbildung. Eine Bildungsreform sei notwendig vom Kindergarten bis zur Weiterbildung. Gerade vor dem Hintergrund der Flüchtlingswelle müsse jetzt massiv in Schulen und Kitas investiert werden. Schulklassen dürften maximal 20 Kinder haben, der Kindergartenbesuch müsse Pflicht sein.
Dem grundlegenden Wandel durch die Globalisierung könne sich kein Land durch Rückzug hinter die nationalen Grenzen verschließen: „Alles, was sich digitalisieren lässt, wird digitalisiert. Alles, was sich vernetzen lässt, wird vernetzt.“ Erforderlich sei eine „europäische Digitalisierungsoffensive“ mit immensen Investitionen, um auf diesem Feld den USA nicht alleine die Führung zu überlassen.