Mülheim. . Die Evangelische Gemeinde Speldorf will sich von dem Gebäudekomplex am Brandenberg/Ecke Friedhofstraße trennen. Die Sparkassentochter FDL vermarktet die besondere Immobilie.
„Der Abschied hat sich inzwischen vollzogen.“ So schätzt Pfarrer Matthias Göttert die Stimmung in seiner Gemeinde, der Evangelischen Gemeinde Speldorf, ein, die sich im Sommer vergangenen Jahres von ihrer Kirche, der Kirche am Brandenberg mitsamt dem Gemeindezentrum und dem benachbarten Pfarrhaus, trennen musste.
Die Leitung der Evangelischen Kirchengemeinde Speldorf hatte sich aus finanziellen Gründen dazu entschieden, das Gebäude-Ensemble zu verkaufen. Grund dafür sind sinkende Gemeindegliederzahlen und fehlende Einnahmen durch die Kirchensteuer.
"Kreative Freiberufler für Gemeindehaus gesucht“
Nun steht das aus den 50er-Jahren stammende Gebäude an der Kreuzung Brandenberg/Friedhofstraße zum Verkauf. Schon seit einigen Monaten wirbt die Sparkassen-Tochter FDL mit einem roten Banner für die ausgefallene Immobilie und präsentiert es auf ihrer Internetseite mit dem Spruch „Kreative Freiberufler oder Privatnutzer für Gemeindehaus gesucht“. Dass das Objekt ein besonderes ist und auf spezielle Käufer wartet, erklärt Thomas Weber, Prokurist bei FDL, resultiere aus der vorherigen besonderen Nutzung als Kirche und Gemeindehaus. „Da muss einer kommen mit einer Vision“, sagt Immobilienfachmann Weber: „Die Entscheidung für so eine Immobilie kommt aus dem emotionalen Bereich.“ Auf diesen Visionär also wartet man derzeit noch in Speldorf.
Als Hängepartie, die durchaus zermürbend sei, bezeichnet Pfarrer Matthias Göttert die Wartezeit, bis der Verkauf abgewickelt und die Nachnutzung klar ist. Noch bewohnt er mit seiner Familie das angrenzende Pfarrhaus, schließlich hat er als Kirchenbediensteter ein Dienstwohnrecht und zugleich Residenzpflicht im Bereich seiner Gemeinde. Doch Speldorf sei nun mal ein teures Pflaster. Dort Ersatzwohnraum zu einem vertretbaren Preis zu finden, habe sich schwierig gestaltet, berichtet der Pfarrer. Noch sei zwar nichts spruchreif, sagt Pfarrer Göttert mit Blick auf das gesamte Gebäude-Ensemble, doch sei er inzwischen einigermaßen zuversichtlich, dass sich die Lage allmählich kläre. Zumal zahlreiche Gemeindeglieder mit dem Herzen an dem Bauwerk hingen. Göttert weiß: „Falls es aber zum Abriss kommen sollte, werden sich die Emotionen noch mal zuspitzen.“
Weber sieht keinen Grund für einen Abriss
Dieses Szenario will FDL-Prokurist Thomas Weber allerdings nicht erkennen: „Ich sehe derzeit keinen zwingenden Grund, das Gebäude abzureißen.“ Im Gegenteil: Erklärtes Ziel sei es, das Objekt so zu erhalten, wie es ist. In den vergangenen Jahren seien bereits eine Reihe Gemeindehäuser und mit der Kapelle im Rumbachtal auch eine Kirche durch die FDL verkauft und somit neuen Nutzungen zugeführt worden, erörtert der Prokurist. „Es gibt bereits konkrete Beispiele dafür, wie andere Nutzungen umgesetzt werden können“, so Weber. Wohnen und arbeiten unter einem Dach beispielsweise sei für ihn bei dem Speldorfer Objekt denkbar, wirft der Immobilien-Fachmann eine Idee in den Raum. Doch klar sei auch: „Ein deutscher Durchschnittshaushalt wird da nicht einziehen.“
Auch FDL-Prokurist Weber lässt durchklingen, dass es durchaus Interessenten gebe – mehr aber ist ihm darüber zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu entlocken. Nur so viel: „Bis zum Sommer wird sich da etwas getan haben.“