Müheim. . Überfällige Sanierung könne frühestens Mitte 2017 beginnen. Jetzt gibt es eine Modernisierungsankündigung“, aber die betrifft nur Rauchmelder
In den halb verlassenen Vivawest-Häusern am Steigerweg 4 bis 18 leben immer weniger Menschen, und die Unzufriedenheit wächst. Eine Grundrenovierung der Fünfziger-Jahre-Gebäude wird seit Jahren vage in Aussicht gestellt, aber nicht durchgeführt, wie auch in dieser Zeitung bereits mehrfach berichtet.
Anfang Januar versandte die Wohnungsgesellschaft jetzt Schreiben mit dem Betreff „Modernisierungankündigung“, und Mieter Ulrich Grzanna freute sich schon: „Als der Brief kam, dachte ich erst: Astrein, jetzt passiert endlich was. Dann habe ich gelacht...“ Denn angekündigt wird nur der Einbau von Rauchwarnmeldern, zum Preis von 20 Cent pro Monat und Stück.
Nicht gelacht hat Grzanna, als im Vorjahr Miete und Nebenkosten erhöht wurden (er zahlt jetzt 330 Euro kalt für 46 Quadratmeter), und auch nicht, als die Endabrechnung für den Heizungsstrom kam. Seine Wohnung wird, wie alle in diesem Komplex, mit Nachtspeicher beheizt. Fast 190 Euro monatlich kostet der Abschlag dafür.
Rund die Hälfte der 32 Wohnungen nicht mehr genutzt
Die Zeile aus acht zweigeschossigen Häusern, Baujahr 1953, ist von Tristesse und Leerständen geprägt. Nach jüngsten Angaben von Vivawest wird rund die Hälfte der 32 Wohnungen nicht mehr genutzt. „Ich war der letzte, der hier eingezogen ist“, sagt Grzanna. Das ist fast fünf Jahre her. Während der Komplex auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der gleichfalls zum Vivawest-Bestand gehört, vor rund zehn Jahren kernsaniert wurde, gibt es hier nur Instandhaltung. So fehlt eine zeitgemäße Isolierung, der Dachboden etwa, „sei unter aller Würde“, findet Grzanna, „dort gibt es nicht einmal Folie, nur die bloßen Pfannen, so dass im Winter die Wäsche gefriert.“
Gleichwohl würde er gerne wohnen bleiben, auch weil zu jeder Einheit eine kleine Gartenparzelle hinter den Gebäuden gehört. Deren Zustand allerdings empfindet Heijo Haastert, Hausbesitzer in unmittelbarer Nachbarschaft, als „Wildnis“. Er klagt, dass der Wohnwert der Straße durch die verwahrloste Optik „komplett nach unten gezogen“ würde.
Probebohrungen im Herbst
Nach Beobachtungen mehrerer Anwohner fanden im Herbst „Probebohrungen“ auf dem Grundstück statt. Es habe „umfangreiche Bodenuntersuchungen“ gegeben, bestätigte eine Sprecherin von Vivawest am Montag auf Anfrage. Die Tests seien Teil des Planungsprozesses für eine umfassende Modernisierung, der aufwändiger werde als ursprünglich angenommen und „leider länger dauert als erwartet“. Auf konkrete Aussagen müssen die Betroffenen also weiterhin warten. Sobald die Planung steht, sollen „umfangreiche Informationsgespräche mit allen Mietern“ folgen, verspricht Vivawest. Mit Beginn baulicher Aktivitäten sei frühestens Mitte 2017 zu rechnen.
Wie Jürgen Liebich, Leiter des Planungsamtes, auf Anfrage erklärte, wurden bislang auch keinerlei Bauanträge oder Anfragen in Sachen Steigerweg an die Stadt Mülheim herangetragen.