Mülheim. . Viele Mülheimer Bürger erinnern sich, wenn sie alte Fotos sehen. Werbe-Zeppeline schwebten in den 1930ern über der Stadt. Beleuchtete Bauten waren beliebt
Das Ruhrufer mit seinen beleuchteten Gebäuden war in den 1930er Jahren ein Blickfang. Viele Mülheimer, haben uns Leserinnen und Leser mitgeteilt, sind vor mehr als 80 Jahren mit ihren Kindern auf die Schlossbrücke gelaufen, um ihnen abends die Lichterschau zu zeigen. „Das war damals wirklich etwas Besonderes für uns“, schilder Harri Eisel seine Erinnerungen.
Der heutige Senior wohnte damals mit seinen Eltern in Broich, am Beginn der Duisburger Straße. „Wir sind, wenn es dämmerte, oft auf die Schlossbrücke gegangen. Hatte mein Vater viel Zeit, konnten wir mit ihm über die Brücke zum Stadtbad und danach über die Eisenbahnbrücke in den Stadthallengarten laufen“, sagt Eisel.
Die Lichterketten hätten damals aus zahlreichen Glühbirnen bestanden, die regelmäßig erneuert wurden, „wenn dunkle Löcher in den Lichtbändern zu sehen waren.“ Stadthalle Schlossbrücke, Stadtbad und Rathausturm trugen die Lichter, die Arkaden waren ebenfalls erleuchtet. „Auch die Außentanzfläche vor der Stadthalle hatte Lichterketten und Laternen“, blickt Harri Eisel zurück. „Im Krieg wurden sie schnell abgeschaltet, um den Fliegern keine Angriffsziel zu bieten.“
Schokoladenreklame machte Station in Mülheim
Vom Beginn der 1930er Jahre stammt das Foto mit der illuminierten Stadthalle. Wilhelm Langnick hat es mit seiner Kamera auf dem Stativ in Langzeitbelichtung vom Stadtbad am gegenüberliegenden Ufer aus gemacht.
Auch das Bild vom Trumpf-Zeppelin stammt aus dieser Zeit. Langnick war oft mit seinem Freund Otto und seiner späteren Frau Martha auf Motivsuche, „weil er sehr gern fotografierte“, erinnert sich seine Tochter Gisela Kretschmar. Ihr Vater hat ihr mehrere Fotoalben aus dieser Zeit vererbt. Das Album mit Bildern vom „kleinen Zepp“ hat seine Freundin Martha (Kretschmars Mutter) auf den 6. November 1932 datiert mit einer Widmung zum „großjährigen Geburtstag“ (21). „Daher muss dieses Bild von 1932 sein und nicht aus den 1960er Jahren“, fügt Kretschmar hinzu.
Bestätigung erhält sie dafür von Claudia Stocker. Der Luftschiff- und Zeppelinfan vom Bodensee hat inzwischen herausgefunden, dass die süße Schokoladenreklame damals öfter auf dem Mülheimer Flughafen Station machte. – auch schon vor dem 2. Weltkrieg.
„Nach langer Suche kann ich Ihnen mitteilen, dass es sich hier zu 95 Prozent um ein Parseval-Naatz-Luftschiff (ein halbstarres Luftschiff) handelt. Der Erstflug fand 1929 in Berlin statt. Luftschiffe mit den Kennungen: D-PN 28 und D-RK 27 sind belegt. Sie waren bis etwa 1950 im Einsatz“, schreibt Claudia Stocker.
Den Zeppelin aus dem Dachfenster heraus beobachtet
„Es war danach ab 1930 auch über dem Ruhrgebiet und dem Niederrhein zu sehen. Fotos, wo es über Gelsenkirchen fuhr, gibt es in Gelsenkirchener Geschichtsbänden. Also stammt dieses Foto von Gisela Kretschmar auch aus diesem Jahrgangsbereich“, sagt Stocker. „Da man die Kennung auf dem Foto nicht sehen kann, könnte es D-PN28 oder D-RK 27 sein.“
Das Foto habe aber mit der Luftschiffgeschichte in Mülheim nichts zu tun, „da die nur zu Zwischenlandungen dort waren“, ergänzt Claudia Stocker und schließt eine weitere Lücke in der Mülheimer Geschichte.
An der Zeppelinstraße – passend zum Thema – wohnten in den 1930er Jahren die Großeltern von Gisela Hömke: „Wir haben damals den Zeppelin immer aus dem Dachfenster beobachtet, wenn er in der Nähe brummte. Mein Vater nahm mich auf die Schulter.“. Der erste Zeppelin war auch Anlass, die Straße nach ihm zu benennen. Früher ging der Werdener Weg über die Oppspringkreuzung hinaus weiter Richtung Flughafen.
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