Mülheim. . Vor 90 Jahren wurde die Mülheimer Stadthalle mit einem Festkonzert eingeweiht. Bis heute ist sie ein vielseitiges Haus.
Heute hat die Stadthalle Geburtstag. 90 Jahre wird sie alt. Wie bei der Eröffnung am 5. Januar 1926 wird auch heute der 1852 gegründete Männergesangverein Frohsinn der guten Stube Mülheims, die längst auch zum Kongress-Zentrum geworden ist, ein Geburtstagsständchen bringen.
Um 18.15 Uhr sorgt der Frohsinn zusammen mit dem Damenchor Just4You für den Auftakt des musikalischen Rahmenprogramms.
Mit von der Partie ist der Frohsinn auch ab 19 Uhr, wenn Oberbürgermeister Ulrich Scholten und der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Kai Rawe, in ihren Vorträgen die Jubilarin ehren.
Jubiläumskonzert im Theatersaal
Dem Festakt im Ruhrfoyer schließt sich um 20 Uhr im Theatersaal der Stadthalle ein Jubiläumskonzert mit der von Frank Beermann geleiteten Nordwestdeutschen Philharmonie an. Auf dem Programm steht, wie anno 1926, Anton Bruckners fünfte Sinfonie.
Wer sich tiefergehend mit der Geschichte der Stadthalle auseinandersetzen möchte, sollte ab 11. Januar im Haus der Stadtgeschichte an der Von-Graefe-Straße 37 vorbeischauen. Dort beleuchtet eine von den Mitarbeitern des Stadtarchivs zusammengestellte Rückschau die wechselvolle und interessante Geschichte der Stadthalle. Diese Ausstellung wird am kommenden Samstag, 9. Januar, eröffnet.
Im Rahmen der eintrittsfreien Ausstellung lädt der Geschichtsverein am 14. April um 19 Uhr zu einem Lichtbildvortrag ein. Referent Dr. Jörg Schmitz wird an diesem Abend die Architektur und die Innenarchitektur der Stadthalle beleuchten. Weitere Informationen findet man im Internet unter www.stadtarchiv-mh.de sowie im Stadtarchiv selbst unter Telefon 455 42 60.
Den Ruf eines "Ruhr-Venedigs"
Ausgerechnet in den schweren Jahren der Inflation und der französischen Besetzung bewerkstelligte Mülheim den Bau seiner Stadthalle, die am 5. Januar 1926 feierlich eröffnet wurde. Ihre an einen italienischen Palazzo erinnernde Architektur brachte der Stadt bei Zeitgenossen den Ruf eines „Ruhr-Venedigs“ ein. Verantwortlich für das Meisterwerk waren die Architekten Hans Großmann und Emil Fahrenkamp, die sich mit dem Rathaus und mit Sankt Mariae Geburt 1916 ein Denkmal im Herzen der Stadt gesetzt hatten, beziehungsweise es sich 1929 noch setzen sollten.
Auf dem Festprogramm standen Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ und Anton Bruckners 5. Sinfonie. Neben dem städtischen Orchester Duisburg wirkten damals auch die Sänger des Männergesangvereins Frohsinn 1852 am Eröffnungsprogramm mit. Der damalige Oberbürgermeister Paul Lembke wünschte sich bei der Eröffnung, „dass künftigen Generationen in glücklicheren und leichteren Zeiten als diesen die Segnungen der Kultur zuteil werden.“
Wiedereröffnung: Oktober 1957
Doch die Zeiten wurden nicht leichter. Während des Zweiten Weltkrieges wurde „Mülheims gute Stube“ 1943 ein Opfer der Bomben. Es sollte bis zum 11. Oktober 1957 dauern, ehe in der unter der Leitung des Architekten Gerhard Graubner neu aufgebauten Stadthalle mit Klaus-Jürgen Wussow in Goethes Egmont wieder Kultur über die Stadthallenbühne gehen sollte.
Zur Wiedereröffnung schrieb der Mülheimer Journalist Franz Rolf Krapp in einem Geburtstagsgruß: „Die Stadthalle Mülheims ist mehr als eine Stadthalle. Sie ist mehr als ein Bauwerk und eine städtebauliche Dominante. Sie ist das Symbol des kulturellen Lebens der Stadt. Sie ist ein Bekenntnis der Bürgerschaft zu den Werten der Kultur.“