Ein Extrablatt zum runden Geburtstag. Das bekommen nur ganz besondere Geburtstagskinder. Die Stadthalle ist so ein Geburtstagskind. Dafür gingen MST-Geschäftsführerin Inge Kammerichs und ihre für den Stadthallenbetrieb verantwortlichen Mitarbeiter sogar unter die Blattmacher und gaben zum Ehrentag ein aktuelles, aber vom alten Mülheimer Generalanzeiger anno 1926 inspiriertes Sonderblatt heraus, das unter den gut 750 Geburtstagsgästen reißenden Absatz fand. „Freiheit für die Menschen und Frieden auf der Welt.“ Dieser vom Männergesangverein Frohsinn vorgetragene Geburtstagswunsch war so aktuell, wie bei der Eröffnung am 5. Januar 1926. „Doch weil Männer ohne Frauen einfach nicht komplett sind“, wie Kammerichs zurecht bemerkte, hatten sich die Frohsinn-Herren von heute mit dem Damen-Quartett „Just4You“ weibliche Verstärkung für den Festakt geholt.
„Sie ist nicht nur eine elegante Dame mit Grandezza, deren Ausstrahlung weit über Mülheims Grenzen hinaus reicht. Sie ist nicht nur das kulturelle Herz der Stadt, sondern mit vielen aktuellen Tagungen und Kongressen inzwischen auch ein Haus der Wirtschaft.“ So würdigte Oberbürgermeister Ulrich Scholten die Stadthalle. Rückblickend hob er den „politischen Mut“ seiner Vorgänger hervor, „die Stadthalle zu pflegen und immer wieder weiterzuentwickeln“.
Der Leiter des Stadtarchivs, Kai Rawe, griff Ulrich Scholtens Gedanken auf und sagte in seinem historischen Festvortrag: „Auch wenn das viel Geld kostet, wünsche ich der Stadthalle, dass sie auch in Zukunft gepflegt, instand gehalten und modernisiert wird. Denn die Stadthalle ist unser gemeinsames historisches Erbe.“
Rawe erinnerte daran, dass es die Bauarbeiter und Handwerker waren, die bereits im Dezember 1925 die ersten Bürger waren, die auf der damals neuen Stadthallenbühne Musik aus Anton Bruckners 5. Sinfonie zu hören bekamen. „Das war damals ungewöhnlich, da sich ansonsten nur finanziell potente Bürger den Kulturgenuss in der Stadthalle leisten konnten.“ Das Kultur heute auch für kleinere Geldbeutel erschwinglich ist, ist für Kai Rawe ein gesellschaftlicher Fortschritt, den es auch in Zeiten knapper öffentlicher Kassen zu bewahren gelte.