Mülheim. . Bis zum Wochenende sind mehr als 2300 Flüchtlinge in Mülheim angekommen – 82 in den vergangenen fünf Tagen. Ein Ende des Zustroms ist nicht absehbar. Bisher habe die Bezirksregierung in Arnsberg keine Reduzierung der Zuweisungen signalisiert, sagt Thomas Konietzka, der mit seinem Team im Sozialamt die Aufnahme und Unterbringung der Menschen koordiniert.
Bis zum Wochenende sind mehr als 2300 Flüchtlinge in Mülheim angekommen – 82 in den vergangenen fünf Tagen. Ein Ende des Zustroms ist nicht absehbar. Bisher habe die Bezirksregierung in Arnsberg keine Reduzierung der Zuweisungen signalisiert, sagt Thomas Konietzka, der mit seinem Team im Sozialamt die Aufnahme und Unterbringung der Menschen koordiniert.
Für 2000 neue Flüchtlinge wird die Verwaltung in diesem Jahr Plätze einrichten. Diesem Konzept hat der Rat zugestimmt. Alle acht Standorte befinden sich auf städtischen Grundstücken. Bei zwei von ihnen gab es Proteste. Aber es gibt vorerst keine Alternative.
Aufnahmekapazitäten mit rund 500 Personen vorerst erschöpft
Mit diesem Programm sehen sich die Verantwortlichen gut gerüstet. „Die Stadt kann sich den Zuweisungen von Flüchtlingen nicht verweigern. Wir können darauf nur reagieren und müssen handeln“, stellt Thomas Konietzka klar. Daher sei es sinnvoll, sich darauf schon jetzt vorzubereiten.
Mit dem plötzlich anschwellenden Flüchtlingsstrom im vergangenen Sommer haben die Verantwortlichen im Rathaus und bei den örtlichen Hilfsorganisationen viel gelernt. „Daraus ist ein gut funktionierendes Netzwerk entstanden“, bedankt sich Thomas Konietzka.
Im Saarner Dorf sind heute die Aufnahmekapazitäten mit rund 500 Personen vorerst erschöpft. „Wir müssen erst die Großküche in Betrieb nehmen. Unsere Verwaltung für Bewohner und die 70 Betreuer zieht in ein Haus am Eingang des Dorfes. Das gehen wir in der nächsten Wochen an“, sagte Frank Langer vom Deutschen Roten Kreuz. „Anschließend bauen wir die bisher dafür genutzten beiden Unterkünfte ebenfalls für insgesamt 100 Personen um.“ Ein Koordinationstreffen gab es gestern auf dem Kirmesplatz.
Freie Plätze gibt es zurzeit nur in Broich und Saarn
Klar ist jedoch: Sollte das Arnsberger Regierungspräsidium die Zuweisungen nicht bald verringern, werden die geplanten neuen Flüchtlingsunterkünfte nicht rechtzeitig fertig sein. Freie Plätze gibt es zurzeit nur in Broich und Saarn.
Was passiert, wenn diese schon bald belegt sind, liegt in der Improvisationsgabe des Teams im Sozialamt und der Immobilienverwaltung. Das Regierungspräsidium Arnsberg registriert seit zwei Wochen zwar einen Rückgang bei ankommenden Flüchtlingen. „Ein Trend für die Zukunft ist daraus aber keineswegs abzuleiten. Da sind wir von der Weltpolitik abhängig“, heißt es aus der Pressestelle. „Der Winter in Südosteuropa hört auch wieder auf.“ Ob die 2000 neuen Plätze in Mülheim knapp kalkuliert sind, bleibt abzuwarten. Das zügige Bauen neuer Unterkünfte werde eine Herausforderung, ist im Rathaus zu hören.
„Drei Tage vorher wissen wir die Zahl der ankommenden Flüchtlinge und deren Nationalitäten. Alles andere regeln wir, wenn der Bus mit den Leuten angekommen ist“, beschreibt Thomas Konietzka. Es folgt das komplizierte Prozedere: Persönliche Daten aufnehmen, jeden registrieren, medizinische Erstuntersuchung, auf die Unterkünfte verteilen und sie dort hinbringen. Mit Jörg Reimann hat er dafür einen erfahrenen Kollegen.
Danach beginnt für die Flüchtlinge der Alltag in den Unterkünften, die in absehbarer Zeit komplett belegt sein werden. Gestern kamen die vorerst letzten an der Mintarder Straße an. An der Holzstraße starten heute die Betreuerinnen und Betreuer der Johanniter Unfallhilfe mit ihren neuen Aufgaben. Einige von ihnen richteten gestern die Betten in der ehemaligen Tennishalle her. Heute erwarten sie dort die ersten Bewohner. Drei Meter hohe Trennwände bringen dort etwas Privatsphäre. Nächste Woche ziehen weitere Bewohner in Broich ein. Ist die Broicher Unterkunft komplett fertig, schließt sich gleich der Bau einer weiteren Unterkunft an.
Rückblick:
Im Jahr 2011 kamen 115 Flüchtlinge nach Mülheim, 90 reisten wieder ab. Die gebliebenen 25 seien gar nicht aufgefallen, blickt Thomas Konietzka zurück. In 2012 waren es 86 – auch leicht zu verkraften. Mit 158 hat sich die Zahl 2013 fast verdoppelt. 326 Flüchtlinge erfasste die städtische Statistik für 2014.
Im ersten Halbjahr 2015 schnellte die Zahl auf mehr als das Sechsfache hoch. 426 Personen waren es allein im November. Der Dezember brachte mit 418 Personen einen ähnlichen Wert. 132 weitere Flüchtlinge sind bis Dienstag da. Die Ankommenden ausgewogen zu verteilen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe.