Ickten. . Zum Internationalen Tag der Berge hat sich der Alpenverein auf Mülheims höchsten Punkt begeben. Und erzählt, was Bergsteigen eigentlich so unvergleichlich macht.

Heute wird der Internationale Tag der Berge begangen – ein Anlass, der Stadt mal aufs Dach zu steigen. An der höchsten Stelle erhebt sich Mülheim nämlich genau 152,70 Meter (über NHN). Das hat das Katasteramt der Stadt gemessen, und man ist an dieser Stelle mit einem Bein schon fast in Essen. Der Messpunkt, den kein Gipfelkreuz ziert, liegt etwa da, wo der Saalsweg auf die Meisenburgstraße stößt, mitten im Grünen.

Mit einem Bein schon fast in Essen

Selbst jene, die was von Bergen verstehen, und wie man am besten da rauf (und wieder runter) kommt waren doch erstaunt, wie gut der Blick von Mülheims „Gipfel“ ist: Andrea Neugebauer und Norbert Rosendahl vom Deutschen Alpenverein (DAV), Sektion Mülheim. Sie hatten den höchsten Punkt Mülheims übrigens auf dem Auberg vermutet, der trägt ja die Erhöhung quasi schon im Namen. Aber für die höchste Erhöhung reicht es in Saarn dann leider doch nicht.

Dass hier oben auf Mülheims Gipfel das Naturschutzgebiet beginnt, kommt dem Internationalen Tag der Berge sehr entgegen. Denn der Tag soll ja aufmerksam machen auf die Schönheit und die Probleme der Bergwelt, die auch Schutz braucht und nachhaltigen Tourismus. Ein Gedanke, den sie gut unterstreichen können beim DAV, wo Natur- und Umweltschutz groß geschrieben wird. Andrea Neugebauer, die vor allem die Mülheimer Jugend im Bereich Klettern betreut, betont: „Wir hauen ja nicht überall Haken rein, wir klettern im Einklang mit der Natur.“ Das DAV-Motto lautet daher auch „Wir sind Bergsportler. Wir sind Naturschützer. Wir sind viele.“

Zahlreich sind sie auch in Mülheim: Der DAV kennt hier keine Nachwuchssorgen. Von den 776 Mitgliedern sind 177 erst 21 Jahre alt und jünger, mehr als ein Fünftel also (23%). Das jüngste Mitglied ist fünf Monate alt, das älteste 95 Jahre. Das Klettern reizt natürlich vor allem die Jugend, viele Angebote gibt es auch für Einsteiger, Klettermöglichkeiten in Hallen sind vorhanden (siehe Box).

Kletterangebote in der Harbecke Halle in Saarn

Klettern für DAV-Sektionsmitglieder in der Harbecke-Halle (Mintarder Straße 45) ist montags alle zwei Wochen von 17 bis 19 Uhr für Kinder (8 bis 13 Jahre) und Jugendliche (12 bis 17) nach Anmeldung möglich.

Dienstags, 18-20 Uhr gibt’s einen offenen Klettertreff und Schnupper-Klettern für Neulinge (auch für Kinder, ab 8 J.). Infos:
www.alpenverein-muelheim.de

Norbert Rosendahl, stellv. DAV-Geschäftsstellenleiter in Mülheim, kam vor vielen Jahren übers Tourengehen von Berghütte zu Berghütte zu den organisierten Alpinisten: Ein Schlafplatz in der Schutzhütte ist einem DAV-Mitglied immer sicher; bei einem Not- oder Unfall im Berg ist man versichert. Was das Schöne in den Bergen ist, weiß er genau: „Wenn man oben ist, wenn man einen Gipfel geschafft hat: Die weite Sicht, die Ruhe – die ganze Alltagshektik fällt dann von einem ab.“ Man werde, sagt er, wieder mal so richtig geerdet. Von Gemeinschaft, von Kameradschaft spricht er auch. Andrea Neugebauer kann das bestätigen – auch für die Jugendlichen, mit denen sie ja oft unterwegs ist. Und die dann plötzlich nicht meckern, weil sie etwa keinen Handyempfang haben oder zu neunt in einem Hüttenraum übernachten müssen. „Man ist plötzlich“, sagt sie, „ein kleiner Teil von dieser großartigen Natur.“ Und abends dankbar für das simple Abendbrot, zum Beispiel, und das einfache Lager.

Den Mülheimer Gipfel besteigt man am besten bei gutem Wetter: Von oben sieht man weit über Mülheim bis zum Gasometer Oberhausen und zum Bottoper Tetraeder.

Klettern, Wandern Umwelt schützen

Bergsteigen, Wandern, Klettern im Einklang mit der Natur stehen auf dem Programm des DAV Mülheim. Aktiv-Angebote gibt es das ganze Jahr über. „Auch unsere Vorträge sind immer gut besucht“, sagt Andrea Neugebauer. Vorträge im Winter machen Lust auf Touren im Sommer.

Jede DAV-Sektion hat ihre eigene Hütte. Die der Mülheimer steht an der Rur (der ohne „h“) in der Eifel bei Nideggen, unterhalb der Burg. Nicht im Hoch-, sondern im Mittelgebirge. Praktisch, dass der Nationalpark Rureifel und der Klettergarten Nordeifel vor der Haustür liegen. Die Hütte – ein gemütlich eingerichtetes altes Fachwerkhaus – wird seit 1967 von Vereinsmitgliedern in Schuss gehalten. Auch drumrum halten die organisierten Alpinisten Wege in Ordnung und schauen auf den Naturschutz. Dafür reisen sie mehrmals im Jahr von der Ruhr an die Rur. Es ist keine bewirtschaftete sondern eine Selbstversorgungshütte mit 18 Schlafplätzen. Mitglieder (und auch Nichtmitglieder) dürfen nach Anmeldung gegen Gebühr einkehren. Familienfreizeiten, Wandergruppen und die Kletterkids nutzen die Hütte. Auch in die Alpen zieht es die Sektion Mülheim regelmäßig, zum Klettern, Wandern, Klettersteig-Gehen. Und für Umwelteinsätze, wie Pflege und Markierung der Wege. Denn das ist ja aktiver Umweltschutz: Durch gut markierte, begehbare Wege dafür zu sorgen, dass die Natur rechts und links davon in Ruhe gelassen wird.