Mülheim. . Familie Brockhaus bekam 1950 eine von dem Lübecker Künstler Asmus Jessen gestaltete und ihr gewidmete Krippe. Seitdem hat das Einzelstück einen festen Platz im weihnachtlichen Ambiente.

Als renommierter Kunsthistoriker blickt Professor Christoph Brockhaus zunächst mit dem fachmännischen Blick des Wissenschaftlers auf Exponate. Doch die Krippe aus der Hand des Lübecker Künstlers Asmus Jessen, die nun im Wohnzimmer des ehemaligen Direktors des Duisburger Lehmbruck Museums und Wahlmülheimers steht, hat für Brockhaus vor allem eine emotionale Bedeutung.

„Asmus Jessen war Kunstpädagoge und so etwas wie der Hauskünstler bei uns daheim, wir Kinder wuchsen damit auf, dass Künstler und Schriftsteller bei uns ein und aus gingen“, berichtet Christoph Brockhaus mit Blick auf seine Kindheit in Lübeck und fügt hinzu: „Wir wuchsen in geistiger Atmosphäre auf.“ Sein Großvater Paul Brockhaus war an der selben Schule tätig wie Jessen, einem Reformgymnasium, an dem künstlerischer Werkunterricht verpflichtend war. Die beiden Pädagogen arbeitete Jahrzehnte zusammen, nicht zuletzt bei der Gestaltung des Lübecker Jahrbuchs und waren Zeit ihres Lebens freundschaftlich verbunden.

Engel weist der Menschheit den Weg

Durch diese Freundschaft kam die von Jessen gestaltete Krippe vor 65 Jahren in die Familie Brockhaus – ob als Geschenk oder als Auftragsarbeit ist nicht überliefert. In jedem Fall aber blieb sie ein Einzelstück. Aus Sperrholz ist sie gefertigt und der Familie Brockhaus sogar gewidmet – mit goldfarbener Schrift hat der Künstler das am unteren Rand festgehalten.

Christoph Brockhaus zeigt die Jessen-Krippe.
Christoph Brockhaus zeigt die Jessen-Krippe. © FUNKE Foto Services

Die Figuren sind ausgesägt und bunt bemalt – direkt ins Auge springt als zentrale Gestalt Maria in ihrem sattblauen Gewand, die geschützt mit dem Kind unter dem hölzernen Dach des Stalls untergebracht ist. Josef hingegen steht etwas abseits und hat schon den Wanderstab in der Hand für die Flucht nach Ägypten, wie Kunstexperte Brockhaus erklärt. Außen vor dem Stall stehen hinter einer niedrigen Mauer die heiligen drei Könige, die Hirten und die Engel. „Durch die Mauer wirkt der Bereich im Stall wie ein Schutzraum, als würde die heilige Welt innen von der Außenwelt getrennt. Ein kleiner Torbogen aber gewährt Zugang“, analysiert Christoph Brockhaus. Davor – auf einem angedeuteten Weg – weist ein Engel mit weit ausgestreckten Armen der Menschheit den Weg.

An diesem Weihnachtsfest wird die Jessen-Krippe im Wohnzimmer von Brockhaus stehen – nicht unter einem üppig geschmückten Baum, ein Tannzweig soll genügen als Kulisse. Nicht fehlen aber darf eine Kerze, die für die richtige Beleuchtung der Szenerie sorgen wird. So hat es Brockhaus’ Mutter bereits in den 50er Jahren gestaltet. Und wie damals werden kleine Kinder staunend vor der Krippe stehen. So wie es vor 65 Jahren Christoph Brockhaus und seine beiden Brüder waren, die sich von der bildlichen Darstellung der Weihnachtsgeschichte angezogen fühlten, werden es in diesem Jahr seine beiden Enkel sein.