Mülheim. . Martina und Thomas Sperling haben die Initiative „Warm durch die Nacht“ gegründet. Mit dieser sammeln sie Kleidung oder Decken für die Bedürftigen.
„Hättet ihr vielleicht eine Hose für mich, egal was für eine?“ Mit einer kleinen Alditüte ist er gekommen. Einen Pullover und eine Hose packt er sich ein. Auch Kaffee und selbstgemachter Nudelsalat wird heute serviert. „Bitte mit zwei Zucker“, sagt er schüchtern. Seit vier Wochen trifft man sich hier. Es gibt Anziehsachen, etwas Warmes zu trinken, zu essen, und auch jemanden, der zuhört.
„Viele Initiativen kümmern sich um Flüchtlinge, um Familien, Mütter – wir wollten uns um die Leute kümmern, die gar nichts haben, die keiner beachtet.“ Martina und Thomas Sperling haben vor vier Wochen die Initiative „Mülheim/Ruhr – Warm durch die Nacht“ gestartet.
Kostenlose Klamotten und etwas zu essen
„Wir sind dreimal die Woche hier an der Ruhr und bieten kostenlos Klamotten und etwas zu essen an“, erzählt Thomas Sperling. Langsam spricht es sich rum – bei Bedürftigen wie Unterstützern. „Wir bekommen so viel tolle Resonanz, das ist großartig.“
Das Wetter ist zwar ungemütlich, aber trocken. Dennoch steht die kleine Gruppe an der Ruhr, unter der Schlossbrücke anstelle des großen runden Platzes ein Stück Richtung Wasserbahnhof. „Hier sind wir unter uns und stören keinen“, erzählt Martina Sperling.
Flyer an Obdachlose verteilt
Vor vier Wochen standen sie das erste Mal hier. „Wir hatten vorab Flyer verteilt – speziell für Obdachlose und Spendeninteressierte.“ Die ersten drei Male kam aber keiner. Skepsis von vielen Seiten. Seit letzter Woche sehe das aber ganz anders aus. Drei Boxen mit Kleidung seien am Montag innerhalb von einer Stunde weg gewesen. „So viel Dankbarkeit in den Augen habe ich noch nie gesehen.“
Um Dankbarkeit gehe es ihnen aber gar nicht. „Ich weiß, wie es sich anfühlt, auf der Straße zu leben“, erzählt Thomas. Seit zwei Jahren wohnt das Ehepaar Sperling in Mülheim. Aus Arnsberg sind sie hierhin gezogen. „Ich kann es nicht mit ansehen, wie Obdachlose links liegen gelassen werden“, sagt Martina. Einrichtungen wie Caritas oder die Diakonie seien natürlich gute Anlaufstellen, „aber sieben Euro für eine Jeans haben viele einfach nicht, deswegen gibt es das bei uns kostenlos“. Kleiderspenden kommen teilweise aus ganz Deutschland. Den Keller haben die Sperlings zum Lagerraum umfunktioniert. „Alles, was wir nicht wegbekommen, geht an das Frauenhaus oder das Mutter-Kind-Haus.“
Aktion soll das ganze Jahr laufen
Zu viert stehen sie nun unten an der Ruhr. Manfred, ihr Nachbar, und Detlef, der schon länger guten und vertrauensvollen Kontakt zu Obdachlosen hat. „Wir sind ja noch am Anfang, wir planen gerade weiter“, erzählt Detlef, „ein Pavillon wäre schön, vielleicht mit einer Sitzbank.“
Um noch aktiver werden zu können, würden sie sich gerne als Verein eintragen lassen, „dann könnten wir auch Geldspenden entgegennehmen und noch mehr bewirken“, erklärt Thomas. Das ganze Jahr über soll die Aktion weitergeführt werden. „Bedarf besteht immer, und jeder, der in Not ist, ist bei uns herzlich Willkommen.“
Familie nimmt Spenden entgegen
Montags, mittwochs und freitags trifft man sich ab 16 Uhr an der Ruhr.
Zwischen dem 23. Dezember und dem 4. Januar ist jedoch Weihnachtspause.
Spendenanfragen nimmt Familie Sperling entgegen, 88 379 582. Neben Kleidung, Körperpflege und Essen werden auch Ehrenamtliche gesucht, die vor Ort mithelfen