Mülheim. Im kommenden Jahr präsentiert das Mülheimer Kunstmuseum vor allem Künstlerinnen. Da der Etat klein ist, werden Kooperationen umso wichtiger.

Natürlich gibt es erstklassige Künstlerinnen, nur kommen die im Ausstellungsalltag permanent zu kurz. Das von Frauen geführte Kunstmuseum, in dem Männer die dienende Funktion haben, setzt dazu einen Kontrapunkt. Eine feministische Ausstellung? 28 Künstlerinnen, die zwischen 1936 und 1986 geboren sind, wenden sich mit unterschiedlichen Techniken und Medien, dem Ort zu, der ihnen zum Verhängnis geworden ist, der ihnen bei der Suche nach dem eigenen Selbstverständnis immer in die Quere gekommen ist, der vermeintlich seit Jahrhunderten ihr ureigenstes Terrain ist: dem Haus, genauer gesagt, dem Haushalt.

Welcher Titel wäre da passender, als die Schau in ironischer Anlehnung an die Fernsehserie „Desperate Housewives“ zu nennen? Künstlerinnen räumen auf, darunter renommierte wie die Documentateilnehmerin und Beuys-Meisterschülerin Inge Mahn, von der eine Apparatur zum Kissenausschütteln präsentiert wird. Oder Rosemarie Trockel, die bei Auktionen auch schon die Millionen-Euro-Grenze geknackt hat. Oder Videos von Pipilotti Rist, die mit ihrer sinnlichen Opulenz überwältigen. Zu sehen sind auch Werke von Künstlerinnen, die noch zu entdecken sind, und von zweien, die eng mit Mülheim verbunden sind. Dorothee Golz und Barbara Deblitz. Die Ausstellung, zu der ein Katalog erschienen ist, befindet sich auf Tournee, ist in Würzburg zu sehen und gelangt über Zwickau nach Mülheim, wo sie als einzige Station in NRW mit Unterstützung des Frauenkulturbüros zu sehen ist – vom 26. Mai bis zum 21. August. Klar, dass Museumschefin Beate Reese auch zu einer Ladies Night mit reduziertem Eintritt sowie Sekt oder Selters einlädt – am 17. Juni.

Werkschau von Hannah Höch

Das leitet über zur Hauptausstellung, die ab dem 11. September zu sehen ist. Es ist eine Werkschau von Hannah Höch (1889-1979), der wohl bedeutendsten deutschen Künstlerin der klassischen Moderne. Auch das ist eine Ausstellung, die bei dem schmalen Budget des Museums nur mit Partnern möglich wird. Da ist zum einen die Kunststiftung der Sparda Bank, das Kunstmuseum und der Berlinischen Galerie, wo derzeit die Quappi aus Mülheim präsentiert und als Werbeträger für eine Beckmann-Ausstellung in der Hauptstadt genutzt wird.

Im Gegenzug erhält die Alte Post mehrere Werke Höchs, von der rund 80 Werke präsentiert werden. Sie ist eine wichtige Exponentin des dadaistischen Zirkels, eine der Begründerinnen der Collagentechnik und zählte im Nationalsozialismus zu den verfemten Künstlern und war mit Ausstellungsverbot belegt. Mit der Unterstützung des Kunstvereins erwarb das Kunstmuseum im vergangenen Jahr eines ihrer Hauptwerke „Die schönen Reusen“ (1932), das nun in einen größeren Kontext gerückt wird. Auch zu dieser Ausstellung erscheint ein Katalog. Höch wird noch unter Wert gehandelt. Aber das kann sich ja ändern – vom 11. September bis 8. Januar 2017.

German Pop Art

„I Like Fortschritt“ heißt die dritte große Ausstellung vom 6. März bis zum 8. Mai, die den German Pop Art in den Fokus nimmt. Ausgelotet wird hier unter anderem das Verhältnis zwischen Kunst und Massenmedien. Bei den Arbeiten kommen moderne Techniken und Materialien wie Schablonendruck, Collagen, Spritztechnik sowie Kunststoffe und Folien zum Einsatz. Wesentliche Leihgaben stammen aus der Kölner Sammlung Kraft, u.a. ein typischer Gerhard Richter in grauer Unschärfe und Arbeiten von Wolf Vostell, Konrad Klapheck, Sigmar Polke und Lambert Maria Wintersberger.

Jahresschau ohne Motto

Den Ausstellungsreigen eröffnet die Jahresausstellung der Mülheimer Künstler vom 31. Januar bis zum 21. Februar, die in diesem Jahr unter keinem Motto steht, das Technik oder Thema vorgeben würde. Präsentiert werden wieder Arbeiten von Neubewerbern, die sehr viel versprechend sind. Dazu zählen Peter Gornig und Natalija Usakiva, die durch ihre eindrucksvollen Porträts aus dem Vorjahr noch in Erinnerung sind, sowie der junge Lukas Benedikt Schmidt und der erfahrene Pavel Hulka, der nach Mülheim gezogen ist.

Befreite Moderne

Weiterhin zu sehen sind noch die Ausstellungen: Befreite Moderne (bis 10. Januar), Franek Als die Soldaten Schäfer waren (bis 7. Februar), Marc und Macke (bis 31. März verlängert) und Farblichtarbeiten von Susanne Stähli im gläsernen Durchgang (bis Oktober).