Mülheim. . Die Ausstellung „Avantgarde – Kunst zwischen den Kriegen“ zeigt Werke der Klassischen Moderne. Die Galerie D’Hamé präsentiert dabei 45 europäische Künstler.
Die Klassische Moderne ist zeitlos, davon ist Gerold Hamé überzeugt. In der heute aktuellen Ästhetik, in der Typographie und Werbegrafik findet der Galerist einen rund 100 Jahre alten künstlerischen Zeitgeist wieder. Ihn nennt er „den Ursprung dessen, was wir heute als modern empfinden“. Doch er sagt auch: „Alles, was hier hängt, ist ,entartet’.“ Damit beschreibt er das Spannungsfeld der Ausstellung, die am heutigen Donnerstag in seiner Galerie D’Hamé an der Schloßstraße eröffnet wird: „Avantgarde – Kunst zwischen den Kriegen“ zeigt Werke aus den Jahren 1910 bis 1940 und den Willen dieser Künstler, ausgetretene Pfade zu verlassen – bis der Nationalsozialismus dem ein Ende setzte.
Ein Bild, heißt es, sagt mehr als viele Worte. In diesem Fall sind es zwei Bilder, gemalt auf die Seiten desselben Blatt Papiers: Die alles veranschaulichen, was Gerold Hamé ausdrücken möchte. Das erste Gemälde zeigt eine städtische Momentaufnahme: Menschen, Straße, Fabrik samt rauchenden Schloten sind abstrahiert, wirken seltsam düster und wie Zeugen eines mühsamen Lebens. Vorn zieht ein Pferd ein Gespann ins Bild, ein farbiger Fleck in rötlichem Lila.
Bruch nach dem Dritten Reich
Wendet man das Blatt, findet man ein zweites Gemälde – und viel Grün. Eine ländlichere Szene ist es diesmal, voll friedlicher Idylle. Nur die Giebel von Häusern ragen über Bäume hinaus und wieder zieht ein Pferd den Blick auf sich – diesmal mit braunem Fell, so wie es sich in der Natur gehört. Ein Stückchen heile Welt auf Leinwand. Magnus Zeller hat beide Werke geschaffen, das erste vor dem Zweiten Weltkrieg, das zweite danach. Gerold Hamé fällt da nur eins ein: „Was ist aus der Freiheit geworden?“ Und er gibt auch gleich die Antwort: „Der Nationalsozialismus hat seine Spuren hinterlassen.“ Der Enthusiasmus, die Lust aufs Schaffen, der Mut zum Anderssein sei verflogen.
Die aktuelle Ausstellung zeigt jedoch die Kunst jener Epoche, als sich die Künstler noch Freiheiten nahmen, Kubismus, Konstruktivismus, Expressionismus entwickelten. Vor allem mit Blick auf Letzteres sagt Gerold Hamé: „Wenn es eine Zeit in der Kunst gab, in der Deutschland führend war, waren das die Zwanzigerjahre. Die Leute haben sich nach Berlin orientiert, nicht nach Paris.“ Doch es sind nicht nur deutsche Künstler, die er unter dem Titel „Avantgarde“ präsentiert: Piet Mondrian, László Moholy-Nagy, Jankel Adler, Jules Pascin, Gerrit Thomas Rietveld, Willi Baumeister, Gerd Arntz sowie die drei Mülheimer Werner Graeff, Arthur Kaufmann und Werner Gilles gehören den 45 ausgestellten Kunstschaffenden an.
Bis Mitte Februar zu sehen
Wichtig sind Gerold Hamé besonders die Künstlerinnen der Zeit, wie Nadia Léger Khodossievitch und Hannah Freundlich, die lange im Schatten ihrer bekannten Ehemänner standen, aber, betont der Galerist, ihnen in der Qualität in Nichts nachstanden. „Es gab eine ganze Reihe prägnanter Frauen, die Avantgarde waren und sich Freiheit genommen haben.“ Auch damit war es im Nationalsozialismus wieder vorbei.
Wann und wo?
„Avantgarde – Kunst zwischen den Kriegen“ wird am Donnerstag, 17. Dezember, 19.30 Uhr, in der Galerie D’Hamé, Schloßstraße 29, eröffnet. Die Einführung übernimmt Frank Schablewski. Der Düsseldorfer Schriftsteller studierte Bildende Kunst an der dortigen Staatlichen Kunstakademie.
Die Werke von 45 europäischen Künstlern der Klassischen Moderne sind bis zum 13. Februar zu sehen. Die Galerieräume in der Mülheimer Innenstadt sind mittwochs und freitags von 15 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Zudem können Termine vereinbart werden: 0176/649 67 207.