Mülheim. . Wer in Bus oder Bahn ohne Ticket erwischt wird, muss seit dem Sommer 60 Euro zahlen statt früher nur 40. Wirkung zeigt das in Mülheim bislang nicht.

Ertappte Schwarzfahrer müssen seit dem 1. August tiefer in die Tasche greifen und 60 Euro statt 40 Euro zahlen, wenn sie von einem der insgesamt 80 Kontrolleure aus dem Via-Verkehrsverbund erwischt werden. Doch abgeschreckt werden von dem erhöhten Beförderungsentgelt (EBE), wie die Strafe fürs Schwarzfahren offiziell heißt, offenbar nur wenige. Das belegen jetzt die jüngsten Zahlen.

Ist die Schwarzfahrerquote fürs gesamte Jahr 2014 mit 3,35 Prozent verzeichnet, lag sie in den Monaten seit der Erhöhung des Entgeltes fast immer darüber. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 verzeichnete die Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) eine Beanstandungsquote von 3,38 Prozent, rechnerisch würde das insgesamt 854.026 Schwarzfahrer im Jahr bedeuten.

Eine Straftat

Nach der Erhöhung der Geldstrafe lag die Zahl der Schwarzfahrer im August 2015 – ausgerechnet dem Monat, in dem das Schwarzfahren teurer wurde – mit 3,97 Prozent gar am höchsten. Dort hatte die MVG insgesamt 26.759 Fahrgäste kontrolliert, bei 1063 von ihnen gab es Grund zur Beanstandung. „Das erhöhte Beförderungsentgelt in Höhe von 60 Euro wird fällig, wenn Fahrgäste zwar ein gültiges Ticket haben, dieses aber bei einer Überprüfung nicht vorzeigen können, ihr Ticket nicht oder nicht unverzüglich entwertet haben, das Ticket nicht zur Prüfung vorzeigen oder aushändigen, Linien ohne Zusatzticket oder Zusatzwertmarke benutzen oder bei personenbezogenen Tickets keinen Ausweis vorlegen können“, erklärt Olaf Frei, Sprecher der MVG.

Um ein erhöhtes Beförderungsentgelt kommt ein Fahrgast herum, wenn er sich aus Gründen, die außerhalb seiner Verantwortung liegen, keinen Fahrschein beschaffen oder diesen nicht entwerten konnte, verdeutlicht der Sprecher und betont: „In Zweifelsfällen liegt die Nachweispflicht beim Fahrgast. Schwarzfahren ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat nach Paragraf 265a Strafgesetzbuch.“

Erhöhung war überfällig

Unterm Strich verhageln die Schwarzfahrer der MVG die Bilanz. Für das Jahr 2014 gibt sie einen kalkulatorischen Einnahmenverlust von 1,7 Millionen Euro durch Schwarzfahrer an. MVG-Sprecher Frei rechnet vor: „Einnahmetechnisch liegt der Jahresdurchschnitt für die Monate, in denen das erhöhte Beförderungsentgelt noch bei 40 Euro lag, bei rund 24.000 Euro.“ Seit Anhebung der Geldstrafe konnte die MVG zwischen 38.200 und 44.625 Euro pro Monat einnehmen.

„Der Aufwand, den wir für die Ticketkontrollen betreiben, also etwa die Personalkosten für die Prüfer, wird durch das erhöhte Beförderungsentgelt gedeckelt“, erklärt Frei. Mit Blick auf die bislang verfehlte Abschreckung sagt er: „Ich denke, die Zahlen lassen die Interpretation zu, dass die Anhebung des erhöhten Beförderungsentgelts um 20 Euro keine signifikante Wirkung entfaltet hat. Gleichwohl war die Erhöhung auf 60 Euro im europäischen Vergleich überfällig.“ In Kopenhagen beispielsweise kostet das Schwarzfahren 100 Euro, in Stockholm 135 Euro, in Frankreich bis 180 Euro und in Belgien sogar 200 Euro.