Mülheim. . MVG und Stadt Mülheim sehen sich nicht in der Lage oder willens, alle Beschlüsse und Versprechenaus dem Nahverkehrsplan umzusetzen. Der Haltestellen-Umbau wird verschoben.

Stadt und Mülheimer Verkehrsgesellschaft machen Rückzieher bei Versprechen und Beschlüssen zum Nahverkehrsplan. Manch ein Beschluss, so zeigt sich heute, rechnet sich betriebswirtschaftlich nicht. Für andere Versprechen fehlt das Geld. Ein aktueller Statusbericht.

Linien 102/752. Beschlossen war eine Kappung der Straßenbahn-Linie 102 am Waldschlösschen in Broich. Darauf will die MVG nun verzichten, nachdem sie untersucht hat, welche Kosten mit der Umgestaltung verbunden sind. Fast 1,1 Millionen Euro würden für eine neue Endhaltestelle mit Kehranlage am Waldschlösschen fällig, dazu 0,7 Millionen Euro für den Rückbau der Uhlenhorst-Strecke. Die Instandsetzung der maroden Gleisstrecke kommt die MVG laut Verkehrsplaner Roland Jansen nahezu eine halbe Million Euro günstiger. Da sei es besser, man lasse die 102 weiter zum Uhlenhorst fahren, baue dort aber die Schleife zurück. Im Gegenzug soll die Buslinie 752 (aus Düsseldorf/Ratingen) nicht zum Uhlenhorst fahren, sondern zum Umstiegspunkt Broicher Friedhof (Linie 102). Negative Folge für Anwohner rund um den Schneisberg: Dort würde es keine ÖPNV-Anbindung geben. Eigentlich sollte der 752er dort hochfahren.

Linien 104/110/112 und 130. Mehrfach versprochen hatte die Stadt den barrierefreien Umbau der Haltestellen ab Hauptfriedhof Richtung Flughafen. Vor allem sollte zügig ein ungefährlicher, barrierefreier Umstieg von der Buslinie 130 auf Bahnen und umgekehrt am Hauptfriedhof ermöglicht werden, wo heute die Straßenbahnen 104 und 110 und künftig die 104 und 112 enden sollen. Die Bezirksregierung hat dies zur Voraussetzung gemacht, um die MVG endlich aus der Betriebspflicht für den Flughafen-Ast zu entlassen. Auch ist es eine Maßgabe für die Buslizenz der neuen Linie 130 (Hauptfriedhof – Rhein-Ruhr-Zentrum).

Am Kuhlendahl wird auch gespart

Ein weitere Baustelle, bei der im barrierefreien Ausbau auf die MVG-Standardausrüstung vorerst verzichtet wird, wird es an der Haltestelle Kuhlendahl (heute Linie 104, ab kommenden Sonntag Linie 112) geben.

MVG-Aufsichtsrat und Planungspolitik haben mittlerweile beschlossen, dass zwar die Bahnsteige mit Niederflureinstieg gebaut werden, aber ohne dynamische Fahrgastinfo, Lautsprecher und Videoüberwachung.

Der Umbau samt neuer Kehranlage kostet aber wohl 2,3 Millionen Euro. Fördermittel wird es dafür laut Jansen frühestens 2017 geben – ohne sie sieht sich die MVG nicht in der Lage zu investieren. Eine preisgünstigere Variante aus dem MVG-Aufsichtsrat kann kaum Alternative sein. Sie sieht vor, die Bahnsteige an Ort und Stelle zu belassen, aber schon 2016 eine halbe Millionen Euro zu investieren. Ein von der Aufsicht geforderter barrierefreier Tür-zu-Tür-Umstieg ist laut Jansen so nicht zu schaffen. Die Bezirksregierung habe der Stadt die Situation verdeutlicht: Baut sie die Haltestelle nicht bis Ende 2016 im Sinne der Vorgabe um, kann sie sich auch den Bürgerradweg auf der alten Flughafen-Trasse abschminken.

Die MVG hat ohne Förderung auch kein Geld für einen zeitnahen Bau von barrierefreien Haltestellen auf dem Weg nach Raadt. Vor 2017 wird dort nichts passieren.