Mülheim. . Friedhelm Horemans nimmt fast täglich den Styrumer Bürgerbus, den Ehrenamtliche durch seinen Stadtteil steuern. Nun wurde er als 20.000. Fahrgast geehrt.
Treue Fahrgäste haben alle Verkehrsunternehmen. Beim Styrumer Bürgerbus kommt zur Treue teils echte Verbundenheit hinzu. Denn nur die wenigsten Menschen können wohl sagen, wie oft sie in diesem Jahr in den Bus gestiegen sind. Friedhelm Horemans jedoch weiß die Zahl aus dem Effeff: 385 Mal ließ er sich vom ehrenamtlichen Bürgerbus-Team seit Januar kutschieren. Sogar Belege hat er: 77 Fünfer-Tickets, die er seit Jahresbeginn eingelöst hat. Da passt es, dass Friedhelm Horemans am gestrigen Freitag vom Styrumer Verein als 20.000 Fahrgast geehrt wurde.
Den Fahrplan hat der Friedhelm Horemans im Kopf: Der erste Bus fährt an seiner Haltstelle morgens um 9.26 Uhr ab. An der Feldmann-Stiftung hält er stündlich um 7 nach und um 46, an der Friesenstraße um 21 und um 30. Das sind die Ziele, die der 80-Jährige mit dem Bürgerbus ansteuert – zum Einkaufen oder etwa zu den Treffen des Geschichtsgesprächskreis. Besonders auf dem Weg vom Einkaufen weiß er den Service zu schätzen. „Ich bin froh, dass der Fahrer mit aussteigt und mir mit dem Einkaufsroller hilft“, sagt Horemans, der nie Autofahren gelernt hat. „Ich habe nur einen Moped-Führerschein“, erzählt der Ur-Styrumer und dass er einst von der Polizei mit dem Mofa auf der Autobahn erwischt wurde. „Zwei Mark Strafe“ musste er zahlen.
Hilfe beim Aussteigen
Geschichten wie diese hören die 29 Fahrer, die sich derzeit die 17 Schichten pro Woche teilen, täglich. Das Plaudern, die persönliche Ansprache gehören zur Fahrt im Bürgerbus. Das war schon bei der ersten Fahrt so, im Oktober 2012. 150.000 Kilometer sind die Ehrenamtlichen seitdem durch Styrum gekurvt.
Seit Anfang dieses Jahres tun sie das auf einem neuen Streckenverlauf, aus drei Schleifen wurde eine große Runde durch Styrum. Ab nächstem Januar wird es zudem eine neue Haltestelle geben (s. Kasten). Damit passte sich der Bürgerbus auch an Umstrukturierungen der Mülheimer Verkehrsgesellschaft an. Die ersetzte die Straßenbahn 110 durch die Buslinie 128, die andere Wege nimmt. „Wir merken das schon“, sagt Volker Rogos, einer der vier Fahrdienstleiter. Besonders aus dem Bereich rund um die Eisenstraße kämen weniger Fahrgäste.
Genaue Zahlen können die Mitglieder des Vereins Styrumer Bürgerbus nicht nennen – noch nicht. „Im nächsten Frühjahr machen wir eine genaue Zählung, wer wann wo fährt“, sagt Vorsitzender Knut Binnewerg. Für Friedhelm Horemans kommt der neue Bus übrigens nicht in Frage, weil er nicht in der Stadtmitte hält, sondern nur im Hauptbahnhof. Zudem ist Horemans eben meist innerhalb Styrums unterwegs, wie die meisten, die den Bürgerbus nehmen. Rund 600 Passagiere pro Monat verzeichnen die Vereinsmitglieder in ihrer Statistik. Okay ist das, mehr wäre möglich. „Wir könnten doppelt so viele mitnehmen“, sagt Knut Binnewerg und würde sich freuen, wenn auch Jüngere, beispielsweise Schüler, mitfahren würden. Immerhin sei der „kein Altenbus“, sondern ein Bürgerbus.
Neue Haltestelle an der Hauskampstraße
Die Straßenbahn 110 fuhr über die Hauskamp- gen Friesenstraße und zurück. Im Oktober wurde die Linie eingestellt. Die Verantwortlichen des Bürgerbusses nehmen das nun zum Anlass, um einen zusätzlichen Halt auf ihrer Runde einzulegen: Ab Donnerstag, 7. Januar, wird eine neue Bürgerbushaltestelle an der Hauskampstraße (Ecke Meißelstraße) eingerichtet. Diese ist laut Werner Foerster-Baldenius, stellv. Vorsitzender, bereits von der Bezirksregierung genehmigt.
Der Bürgerbus Styrum fährt montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr sowie samstags von 9 bis 14 Uhr durch den Stadtteil. Ein Einzelfahrschein kostet 1,50 Euro, die Fünf-Fahrten-Karte 6 Euro. Kinder zahlen 1,20 Euro. „Der Freitag“, sagt Knut Binnewerg, „ist der am stärksten frequentierte Tag.“