Mülheim. Seit einiger Zeit sind Reisen nach Myanmar erlaubt. Ein Mülheimer begab sich auf eine solche, verguckte sich in die Menschen, gründete ein Hilfswerk.

Sie waren in Gegenden, wohin sich vielleicht noch nie ein Europäer verirrt hat. Und haben Menschen kennengelernt, deren Offenherzigkeit, Interesse und Freundlichkeit sie nachhaltig beeindruckt hat. Seit 2012 fliegen der Mülheimer Thomas Schulz (58) und seine Lebensgefährtin Gabriele Ottawa (53) regelmäßig nach Myanmar, in jenes Land also, das viele noch als Burma kennen. „Wir haben uns in die Art der Menschen verguckt“, sagt Schulz, und so sollte es nicht beim bloßen Reisen bleiben. 2014 gründete das Paar das Hilfswerk Myanmar, einen Förderverein, von dem vor allem Kinder im Irrawaddy- Delta profitieren.

Mit 30 Dollar im Monat kann einem Jungen, einem Mädchen aus ärmsten Verhältnissen der Schulbesuch und damit ein erster Schritt in ein hoffentlich gutes Leben ermöglicht werden, berichtet Schulz, der in seinem Mülheimer Leben als Neurofeedback-Therapeut tätig ist, sich zum Beispiel um die Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen wie ADHS kümmert. Für weitere 120 Dollar monatlich lasse sich ein Lehrer finanzieren. Schulz und Ottawa, die als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche arbeitet, zahlen derzeit für zwölf Schüler und drei Lehrer.

„Was wir tun können, tun wir“

Auch beim Thema Trinkwasser bringe man sich ein, unterstütze den Brunnenbau, sagt Thomas Schulz. „Was wir tun können, tun wir“, doch da seien noch andere Ideen wie die der mobilen Arzt-Sprechstunde für Bewohner abgelegener Dörfer. Um auch diese eines Tages verwirklichen zu können, hofft das Paar auf Spender. „Hier gibt es Überfluss, dort Mangel – vielleicht bekommen wir eine Art Ausgleich hin.“

Es gehe aber nicht allein um Geld und Fördermitglieder, betont Schulz. „Wir wollen die Aufmerksamkeit der Menschen auf dieses besondere Land lenken.“ Das Engagement im buddhistisch geprägten Myanmar sei keine Einbahnstraße, findet er, „wir können von den Menschen eine Menge lernen“. Seine Frau, sagt Schulz, wäre in Myanmar wohl arbeitslos, „das, was die Kinder hier haben, sind Zivilisationskrankheiten. Die Menschen dort sind einfach nur arm.“

Auf dem Weg zur Demokratie

2012, als sich der jahrelang unter einer Militärdiktatur leidende Staat für Ausländer zu öffnen begann, reisten Schulz und seine Lebensgefährtin erstmals nach Myanmar. Ihnen wurde vorgeschrieben, in welchen Hotels sie zu übernachten hatten und sie mussten immer wieder Militärkontrollen über sich ergehen lassen. „Heute kann man sich viel freier bewegen.“

Mit einem Mönch die erste Aktion entwickelt

Der als gemeinnützig anerkannte Verein Hilfswerk Myanmar hat laut Schulz bereits etliche verlässliche Kontakte vor Ort geknüpft. Er setzt vor allem auf die Zusammenarbeit mit einem Mönch aus einem buddhistischen Kloster. Den habe er auf seiner ersten Reise getroffen und mit ihm – „einem echten Freund“ – habe er auch sein erstes Hilfsprojekt durchgeführt: 54 der ärmsten Kinder in dessen Heimatdorf Alewaya erhielten damals Schultaschen, Hefte, Stifte und Regenjacken.

Wer sich näher für die Arbeit des Hilfswerk Myanmar interessiert, findet Informationen dazu auf www.hilfswerk-myanmar.de im Internet.

Wenn alles gut gehe, etabliere sich vielleicht sogar die Demokratie im Land. „An den katastrophalen Verhältnissen wird das auf lange Sicht aber wenig ändern“, glaubt der Mülheimer. Es mangele an allem: an Bildung, Gesundheitsversorgung, sauberem Wasser. Dabei sei das Land eigentlich reich an Bodenschätzen und gerade das Irrawaddy-Delta eine fruchtbare Gegend. Doch leider seien auch Naturkatastrophen nicht eben selten, vor allem Überschwemmungen.

Beim Zyklon Nargis, der 2008 zuschlug und in einer Nacht bis zu 100 000 Menschen getötet haben soll, verlor auch eine 19-Jährige die Eltern. Sie zähle heute zu seinen Schützlingen, sagt Schulz stolz.