Mülheim. . Das Mülheimer Ehepaar Wiebringhaus sammelt seit zehn Jahren für eine katholische Grundschule in Afrika. Zurzeit sind Mensa und Küche im Bau.
Es begann, wie so vieles im Leben, mit einem Zufall: Sigrid Wiebringhaus wartete beim XX. Weltjugendtag 2005 in Köln auf die Ankunft des Papstes und stand neben einem dunkelhäutigen jungen Mann – „und wie es so meine Art ist, habe ich ihn einfach angequatscht“, erzählt die ehemalige Englischlehrerin lachend. Woher er denn komme, wollte sie wissen. Pater Bruno Henjewele hat sie im folgenden intensiven Gespräch über seine Heimat Tansania aufgeklärt und darüber, was das Land brauche: eine bessere Bildung, als die staatlichen Schulen sie momentan ermöglichen.
„Dass er eine Schule bauen wollte, wusste er da schon“, erinnert sich die Speldorferin, heute noch beeindruckt. Sie habe ziemlich spontan reagiert, ihre Hilfe zugesagt und gedacht: „Ach, so eine kleine Dorfschule. Das kriegen wir schon hin. . .“ Damals stand die Pensionierung von Rudolf Wiebringhaus bevor und auch den Maschinenbauingenieur mit Kenntnis weltweiter Projekte bei Mannesmann reizte die Angelegenheit.
Der Kontakt zu Pater Bruno entwickelte sich, der Bau einer katholischen Grundschule begann mit der konkreten Anfrage, ein erstes kleines Gebäude für 5000 Euro zu finanzieren. „Das haben wir vor zehn Jahren aus eigener Tasche bezahlt, es war natürlich mit dem tansanischen Bistum geklärt“, so der 70-Jährige. Seither hat das Ehepaar 300.000 Euro gesammelt, ein Klassentrakt folgte auf den anderen, zwei Schlafgebäude für 350 Internatskinder entstanden, die katholische Grundschule, die nun „Sigrid Primary School“ heißt, beschult 540 Schüler.
Mindestens 20 Prozent sind Waisen
Davon sind, darauf hat das Ehepaar bestanden, mindestens 20 Prozent Waisenkinder. „Als wir das erste Mal vor Ort waren und gesehen haben, dass die Waisenhäuser, in denen vor allem Aidswaisen leben, aus allen Nähten platzen und die Kinder ab einem Alter von sieben Jahren die Häuser verlassen müssen, hätten wir am liebsten eine Schule nur für Waisen bauen lassen“, so Sigrid Wiebringhaus. Aber durch das Schulgeld der anderen Kinder finanziere sich heute im Wesentlichen der laufende Betrieb, so die 73-Jährige.
Nun geht die Bautätigkeit mit einem Küchengebäude und einer Mensa in die nächste Phase. Bislang wird unter einfachsten Bedingungen in einer Baracke auf Holzfeuer gekocht – essen müssen die Kinder draußen, auch in der Regenzeit. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen, der Rohbau steht, aber für die Fertigstellung fehlen noch 120.000 Euro, so das Paar. Zum Glück sei es in den vergangenen Jahren immer so gewesen, dass sie zur rechten Zeit das Geld zusammen gehabt hätten“, freut sich Rudolf Wiebringhaus, der mit seiner Frau jedes zweite Jahr nach Makambako in Tansania fährt. „Dort bin ich jedes Mal hingerissen von der Herzlichkeit, der riesigen Gastfreundschaft und der Lebensfreude, der wir dort begegnen“, betont Sigrid Wiebringhaus.
Spenden über Konto bei Misereor Aachen
Weitere Info bei Sigrid und Rudolf Wiebringhaus: 59 05 81 oder rudolf.wiebringhaus@t-online.de. Es gebe keine Verwaltungskosten, das Geld gehe Eins zu Eins in das Projekt, sagen sie.
Die Spenden laufen über ein besonderes Konto bei Misereor Aachen, Konto: 10 10 10, BLZ: 370 601 93, Pax Bank Köln. Der Zweck (unbedingt angeben!) lautet W30517-Henjewele. Spendenquittungen werden ausgestellt (Namen und Adresse auf Überweisungsträger angeben).
In diesem Jahr kommt Pater Bruno wieder nach Mülheim, um für sein Schulprojekt zu werben, das Paar hofft darauf, das fehlende Geld in den kommenden Monaten einsammeln zu können. In Mülheim erfährt das Paar vor allem im Umkreis der Kirchengemeinde St. Michael große Unterstützung. Der Handarbeitskreis spendet regelmäßig, aber auch im Rahmen von Feiern oder Beerdigungen kommen Mittel für die Finanzierung der Schule zusammen, freut sich Rudolf Wiebringhaus, der sich um die Buchführung kümmert und natürlich auch die Ausgaben der Bautätigkeiten prüft.
Freiwilliges Soziales Jahr in Afrika
Besonders freuen sich die beiden, dass seit einigen Jahren junge Mülheimer ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der tansanischen Schule machen und begeistert heimkehren.
Nach dem Ende dieses Bauabschnitts wird sich das Paar langsam zurückziehen und sucht engagierte Nachfolger. „Wir möchten natürlich, dass unser Projekt weiter besteht, aber wir werden die anstrengenden Fahrten ja nicht mehr lange machen können“, gibt Rudolf Wiebringhaus zu bedenken. Makambako liegt beschwerliche 800 Kilometer von der Hauptstadt Daressalam entfernt.