Mülheim. . Das Interesse am Sport wandelt sich. Gute Noten geben Mülheimer in einer aktuellen Umfrage der Uni Wuppertal für Turnhallen und Plätze in ihrer Stadt.

Ist Mülheim eine Sportstadt? Nun, es wird viel Sport getrieben. 76,6 % der Zehn- bis 80-Jährigen bezeichnen sich grundsätzlich als sport- und bewegungsaktiv. Doch das Interesse am Sport wandelt sich. Der klassische Wettkampf verliert in zahlreichen Altersgruppen immer mehr an Bedeutung, dagegen nimmt die Motivation, Sport aus gesundheitlichen Gründen zu betreiben, zu. Für jeden Zweiten bedeutet Sport „bewegungsaktive Freizeit“. Das sind Ergebnisse einer Erhebung, die Sportsoziologen der Bergischen Universität Wuppertal in Mülheim durchgeführt haben. 6000 Haushalte hatten sie angeschrieben, ein Drittel hat geantwortet.

Freuen kann sich die Stadt vor allem über ein Ergebnis: Der allgemeine Zustand der Turn- und Sporthallen sowie der Sportplätze erhält gute Noten. 70 Prozent der Mülheimer stufen in der repräsentativen Erhebung die Turnhallen wie die Sportplätze als gut oder sogar als sehr gut ein, bei den Bädern sind es 60 Prozent der Bürger, die diese Spitzennoten vergeben. Dabei, so Prof. Horst Hübner, haben fast alle Kommunen mit einem erheblichen Sanierungsbedarf an ihren Sportstätten zu kämpfen. Bundesweit nennt er einen Bedarf von rund 35 Milliarden.

Massiver Wandel in den vergangenen 15 Jahren

Das Sportangebot, aber auch die Art und Weise, wie und wo Sport getrieben wird, haben sich in den vergangenen 15 Jahren massiv gewandelt. „Es werden viel mehr Sportarten betrieben“, erklärt Hübner. „Sport ist individueller geworden, Köperstyling spielt beim Sport heute eine viel größere Rolle.“ Der Gesundheitstrend habe sich massiv auf den Sport ausgewirkt. Die Folge: „Die Nachfrage nach Sportangeboten koppelt sich teilweise von dem vorhandenen Sportstättenangebot ab“, so der Sportwissenschaftler. So gebe es inzwischen in manchen Städten ein Überangebot an Tennisplätzen. Hübner plädiert daher dafür, dass Städte ihre Investitionen in Sportanlagen gut überdenken und dazu vorher stets Daten erheben.

Vereine sollen ihre Jugendarbeit ausbauen

Was sollen Sportvereine leisten? Die Mehrzahl stuft dabei die Kinder- und Jugendarbeit sowie den Ausbau von gesundheitsorientierten Angeboten als sehr wichtig oder wichtig ein. Auch hier gilt: Ein Ausbau von Wettkampfangeboten wird als eher „unwichtig“ eingestuft.

Der Wunsch nach klassischem Wettkampf in Vereinen ist mit 70,8 % in der Altersgruppe von zehn bis 19 Jahren am größten. Der Anteil der über 60-Jährigen am Sport ist in den vergangenen Jahren insgesamt deutlich gestiegen.

Die beliebtesten Sportaktivitäten der Mülheimer sind Fitnesstraining/Gymnastik, Radsport, Tanzen und Joggen/Laufen. Der Anteil des Schwimmsports fällt im Vergleich zu anderen Kommunen eher gering aus. Im Vergleich zum Jahr 2002 – letzte Erhebung dieser Art – hat das Interesse an Badminton, Tennis, Volleyball und Handball, sogar am Fußball abgenommen.

Das selbst organisierte Sporttreiben (65 %) ist in Mülheim am stärksten ausgeprägt, heißt: Viele schnüren ihre Schuhe und laufen allein oder mit Freunden los. Der Verein (16 %) ist weiterhin wichtigster institutioneller Sportorganisator. Dabei, so fanden die Forscher heraus, genießen die Sportvereine in Mülheim einen guten Ruf. Allerdings: Die gewerblichen Anbieter (12 %) wie Fitness-Studios holen auf, besonders stark in der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen.

Interesse an neuen Sportarten

Haben Sie Interesse daran, neue Sportarten kennenzulernen?, fragten die Wissenschaftler. Jeder Fünfte hat daran großes Interesse. Die Wunschliste wird dabei angeführt von Fitness/Gymnastik, Yoga, asiatischen Kampfsportarten, gefolgt vom Tanz- und Bogenschießsport.

Als Ratschläge gibt der Sportsoziologe den Vereinen mit auf den Weg: die Interessen der Mitglieder genau im Auge zu behalten, bei sinkenden Mitgliederzahlen Kooperationen mit anderen Vereinen einzugehen und Lokalpolitiker stets in die Planungen einzubinden.