Mülheim. Das Wohnungsunternehmen Immeo sorgt bei Mietern auf der Mülheimer Heimaterde für Verunsicherung. Sie müssen vielleicht schon bald ausziehen.

Das Wohnungsunternehmen Immeo bietet Mietshäuser auf der Heimaterde aktuell zum Kauf an. Nur Mietern ab 65 Jahren wird lebenslanges Mietrecht garantiert.

In den Jahren 2005 und 2006 entlud sich gar die Kraft einer großen Protestwelle und zwang den Wohnungsriesen am Ende, beim Verkauf von massenhaft Mietwohnungen zumindest hohe Standards im Kündigungsschutz zu setzen. Ein Jahrzehnt später sorgt das Wohnungsunternehmen mit Sitz in Oberhausen erneut für Verunsicherung bei seinen Mietern auf der Heimaterde. Wieder stehen Häuser zum Verkauf. Unmut und Verunsicherung gibt es auch heute, Widerstand blieb bislang aber aus.

Am Mittwoch blieb eine Immeo-Sprecherin bei der Antwort auf die Frage, wie viele Häuser aktuell zum Verkauf stehen, vage. Zwei Mehrfamilienhäuser an der Kleiststraße bietet das Unternehmen über seine Internetpräsenz an. Darüber hinaus, so die Sprecherin, seien „nur die vor etwa zehn Jahren durch die Umwandlung von Mehrfamilienhäusern entstandenen Eigentumswohnungen zum Kauf angeboten“. Licht in jene unklare Formulierung konnte gestern nicht mehr gebracht werden. Schon am frühen Nachmittag hieß es aus der Immeo-Zentrale, dass sowohl die Presseabteilung als auch die Geschäftsführung schon außer Haus seien.

Mieterin spricht von mindestens zehn betroffenen Mietshäusern

Eine Immeo-Mieterin aus einem anderen als den zwei an der Kleist­straße angebotenen Häusern berichtet derweil, dass im Straßenzug mindestens zehn Mehrfamilienhäuser zum Verkauf stünden; ihr Mietshaus inklusive. Ihr selbst habe das Unternehmen schon telefonisch angekündigt, dass Kaufinteressenten ihre Wohnung besichtigen wollen. Anders als vor zehn Jahren will Immeo seinen Mietern diesmal keinen großzügigen Kündigungsschutz von fünf bis zehn Jahren gewähren. Neben einem dauerhaften Wohnrecht für Mieter jenseits der 65 Jahre werde man nur das gesetzliche Mindestmaß an Kündigungsschutz in etwaigen Kaufverträgen fixieren, so die Immeo-Sprecherin.

Immeo hat 3000 Wohnungen im Stadtgebiet

Auf der Heimaterde besitzt Immeo laut eigenen Angaben noch rund 450, in Mülheim insgesamt über etwa 3000 Wohnungen, verteilt über fast alle Stadtteile.

Zur Unternehmensstrategie zum Wohnungsbestand hieß es am Mittwoch, dass Immeo in den vergangenen zehn Jahren seine Wohnungsbestände in Nordrhein-Westfalen gezielt durch Verkäufe reduziert und dafür auf der anderen Seite durch Zukäufe in der Region, etwa in Datteln, Düsseldorf oder Köln, sowie überregional (etwa in Berlin, Dresden, Hamburg, Leipzig) ausgebaut habe. „Als nicht mehr konzernverbundenes Wohnungsunternehmen“, hieß es seitens einer Unternehmenssprecherin, „verfolgt Immeo für die Rhein-Ruhr-Region die Strategie, attraktive Standorte zu stärken und sich von weniger guten Standorten zu trennen.“

Die Antwort auf die Frage, ob Immeo seinen kompletten Wohnungsbestand auf der Heimaterde nicht als „attraktiv“ bezeichnet, blieb die Sprecherin schuldig.

In drei oder maximal neun Monaten aus der teils seit vielen Jahren angemieteten Wohnung ausziehen zu müssen, ist vielen Mietern naturgemäß ein Graus. Bisher konnten und wollten dem Vernehmen nach sich nur Mieter aus zwei Häusern an der Kleiststraße als potenzielle Käufer zusammenschließen. Sie haben aber kein Vorkaufsrecht.

Immeo: Gegenwärtig keine weiteren Verkäufe geplant

Immeo spricht also lediglich von zwei Häusern, die verkauft werden sollen, zusätzlich wohl noch vom Verkauf von Eigentumswohnungen an der Richard-Gerlach-Straße, wo der Kündigungsschutz für Mieter ausläuft. „Ansonsten sind gegenwärtig keine weiteren Verkäufe geplant, aber auch nicht ausgeschlossen“, so die Sprecherin im Widerspruch zu der Mieterin.