Mülheim. . Der Verlag an der Ruhr ist spezialisiert auf Material für Lehrkräfte. Nun haben die Mitarbeiter Bilder entwickelt für den Unterricht von Flüchtlingen.

Deutsch zu lernen wird die erste Hürde sein, die die Flüchtlinge, die in Deutschland bleiben möchten, überwinden müssen. Viele Ehrenamtliche in Mülheim engagieren sich bereits auf diesem Gebiet und kümmern sich um die Kinder. An Kitas und in Schulen stellen sich Erzieher und Lehrkräfte dieser Aufgabe. Um die Profis und die ehrenamtlichen Helfer dabei zu unterstützen, hat der Mülheimer Verlag an der Ruhr – spezialisiert auf didaktisches Material für Lehrkräfte – ein Paket zum Spracherwerb und zur Sprachförderung geschnürt.

Vier Wimmelposter, die lustig und bunt Szenen auf dem Markt, auf dem Spielplatz, am Strand und auf dem Sportplatz zeigen, sollen Kindern, die völlig ohne Deutschkenntnisse sind, den Einstieg so einfach wie möglich machen. Ein Begleitheft gibt den Lehrenden Tipps für die Anwendung, die sich spielerisch („Ich sehe was, was du nicht siehst“) verstehen lässt, aber auch die Wortbildung im Deutschen (Einzahl/Mehrzahl, Adjektive, zusammengesetzte Substantive) lehrt. Der Verlag an der Ruhr spendet diese Pakete an alle, die sich sprachlich-spielerisch mit Flüchtlingskindern beschäftigen, Erzieher, Lehrer oder Ehrenamtliche.

Von 400 Exem­plaren sind schon 120 weg

Das kommt an: „Von 400 Exem­plaren sind schon 120 weg“, freut sich Verlagssprecherin Katrin Neuhäuser. Rückmeldungen gab es auch: „Die Leute sind total dankbar. Alle sind ja auf der Suche nach passendem Material.“ Gerade geschehe so viel in Mülheim, begründet sie die Spendenaktion des Verlags: „Wir wollten etwas tun, um denen zu helfen, die täglich mit Kindern arbeiten. Und es ging uns darum, sofort einsetzbare Hilfen zu liefern.“

„Nullsprachler“ nennt Fachredakteur Jan Reschke die Zielgruppe für die Wimmelposter. Der Experte für Buchprojekte für Grundschulklassen sagt, dass es kaum etwas gibt auf dem Buchmarkt, das etwa die Lehrer bei ihrer Arbeit mit den Klassen verwenden können, in denen mehrere kleine sprachliche Quereinsteiger sitzen. „Es gibt nur wenig, was ganz, ganz einfach, ganz niedrigschwellig ist“, erklärt er.

Alle Kinder unter einen Hut bringen

Denn die Voraussetzungen seien ja nicht identisch: Da gebe es Kinder, die kennen vielleicht noch gar keine Buchstaben, andere kennen schon lateinische Schrift, die nächsten vielleicht nur arabische Schriftzeichen. „Die Kinder müssen“, sagt Jan Reschke, „ja unter einen Hut gebracht werden. Und das ist schwierig.“ Reschke, der für die Entwicklung neuer Buchprojekte engen Kontakt zu Grundschullehrern hält, weiß: „Die Situation ist an jeder Grundschule unterschiedlich.“

Mülheimer Lehrer müssen für die Poster nichts bezahlen

Ob Lehrer, Erzieher oder Ehrenamtlicher aus Mülheim: Wer in der Ruhrstadt haupt- oder ehrenamtlich mit Flüchtlingen arbeitet, kann sich die vier Wimmelposter des Verlages an der Ruhr sowie das Begleitbuch während der Öffnungszeiten unentgeltlich abholen: und zwar im verlagseigenen Fachbuchladen. Dieser liegt an der Wilhelmstraße 2. Und die Öffnungszeiten des Ladens sind: Montag bis Donnerstag, 13 bis 17.30 Uhr.

Im Internet stehen auf der Seite des Verlags an der Ruhr als Gratis-Download einige ausgesuchte Materialien für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) bereit, die Kindern und Jugendlichen das Deutschlernen erleichtern sollen. Es gibt unterschiedliche Angebote für Kitas, Grundschulen und die Sekundarstufe I.

Die Homepage des Verlages an der Ruhr ist zu finden auf www.verlagruhr.de.

Der Mülheimer Verlag entwickelt gerade weitere Lehrmittel für den Spracherwerb. Im kommenden Jahr wird es etwa Bildkarten geben, Fotokarten, die Szenen aus verschiedenen Lebensbereichen zeigen, die in vier Sprachen erklärt werden. „Natürlich können damit auch Erwachsene lernen“, meint Jan Reschke.