Mülheim. Bastian Pastewka gastiert bald mit einem Durbridge-Krimi in Mülheim. Im Interview erzählt er, woher seine Freude an verschollenen Radio-Krimis kommt.

Er ist ein überaus wandlungsfähiger Schauspieler und Komiker: Bastian Pastewka. Ob als Rosen-Inder mit „Wolle Rose kaufen?“, als Brisko Schneider mit „Hallo liebe Liebenden“ oder in der Comedy-Serie „Pastewka“, die nach zehn Jahren längst Kult ist. Im Interview verrät der vielseitige Künstler, der gerade fürs ZDF die Serie „Morgen hör‘ ich auf“ abgedreht hat, woher denn seine Freude an verschollenen Radio-Krimis kommt.

Das Live-Hörspiel „Paul Temple und der Fall Gregory“ von Francis Durbridge führen Sie mit vier Komplizen am 3. Dezember in der Stadthalle auf. Was reizt Sie an den alten Meistern?

Bastian Pastewka: Francis Durbridge war in erster Linie ein Meister der Spannung. Ich bin zum ersten Mal 1987 mit einem Paul Temple-Hörspiel, und zwar der WDR-Produktion „Paul Temple und der Fall Margo“ von 1961, in Berührung gekommen. Und ich war damals als 15-Jähriger total begeistert, dass dieses Hörspiel, das ja immerhin eine Geschichte in acht Folgen erzählt, über diese lange Zeit überhaupt nicht an Spannung verlor. Ich wollte am Ende jeder Folge wissen: Verdammt noch mal, wer ist denn jetzt der große Unbekannte? Und das konnte Durbridge in Perfektion: Viele falsche Spuren legen und ein Dutzend Verdächtige auffahren. In den 1950er-Jahren waren die Durbridge-Hörspiele in Deutschland zu Recht Straßenfeger.

Funktionieren in unserer schnellen Multimedia-Zeit die guten, alten Hörspiele mit knarzenden Geräuschen live auf der Bühne?

Pastewka: Es scheint so. Wir spielen „Paul Temple und der Fall Gregory“, wenn wir in Mülheim sind, schon zum 58. Mal, weil die Begeisterung der Zuschauer für diesen spannenden und lustigen Fall nicht abreißt. Dieses Hörspiel wurde übrigens 1949 beim NWDR als erstes Durbridge-Hörspiel nach dem Krieg aufgenommen. Aber es ist sofort nach seiner Erstausstrahlung gelöscht worden. Vor zwei Jahren tauchten plötzlich in einem Rundfunk-Archiv die Skripte wieder auf. Bei den Hörspieltagen 2013 in Karlsruhe entstand die verrückte Idee, diese Fragmente einfach mal als Lesung auf der Bühne zu präsentieren. Das war sozusagen der Kick off. Der Andrang zu dieser Veranstaltung war so groß, dass wir entschlossen haben, den „Gregory“-Fall bundesweit aufzuführen. Und es macht jeden Abend wieder großen Spaß!

In Ihren komischen Rollen, auch in Ihrer Comedy-Serie „Pastewka“, fühlt man sich sehr oft an die alten Meister im Stil von Charles Chaplin erinnert . . .

Pastewka: Mit Stan und Ollie und Charlie Chaplin bin ich aufgewachsen, weil ich das in meiner Kindheit immer gucken durfte. In dieser Zeit wurden die Kinder aus meiner Generation an Humor herangeführt, der Jahre zuvor eigentlich für die Erwachsenen gedacht war: „Dick und Doof“, „Tom & Jerry“, „Die Muppet-Show“ usw. Ich glaube, dass Komik einen sehr eng gesteckten Rahmen mit sich bringt, und ich liebe ganz besonders Situationskomik. Ich möchte eine strenge Situation etablieren, um sie sofort wieder humoristisch aufzubrechen. Das versuchen wir auch bei „Pastewka“ – übrigens genau seit zehn Jahren – und das Publikum ist uns über diese lange Zeit treu geblieben.

Da Sie schon das Stichwort liefern: Wann kommt denn die neue Staffel von „Pastewka“?

Pastewka: Ich weiß es wirklich noch nicht. Wir haben sie noch nicht mal geschrieben. Wie so oft verordnen wir uns nach jeder Staffel erst einmal eine kreative Auszeit, damit wir nicht immer nur das Gleiche machen.

Als Komiker pingelig und ungeduldig

Wie ernst muss man die Komiker-Rolle betreiben?

Pastewka: Ich versuche, mich gut vorzubereiten, und das braucht seine Zeit. Es gibt Kollegen, die bedeutend schneller sind als ich, weil sie die berühmten „Funny-Bones“ in sich tragen. Meine Freundin Anke Engelke ist eine der komischsten Personen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, weil sie mich, obwohl wir uns schon seit 20 Jahren kennen, immer noch mit bescheuerten Um-die-Ecke-Gedanken verblüfft. Sie ist einfach naturkomisch. Ich lache auch wahnsinnig über Christoph Maria Herbst. Und ich weiß von beiden, dass sie das, was sie tun, wahnsinnig ernst nehmen.

Und Sie selbst auch?

Pastewka: Ja, ich bin auch ein bisschen anstrengend, da haben Sie Recht. Fragen Sie meine engsten Vertrauten: Die werden Ihnen erzählen, dass ich furchtbar pingelig und gleichzeitig ungeduldig bin. Keine gute Mischung.

Sie sind ja sehr vielseitig: Komiker, Film-, Fernseh-, Theaterschauspieler, Hörbuchsprecher... Gibt’s ein Lieblings-Genre?

Pastewka: Mein Kerngeschäft ist die Arbeit mit der Fernseh-Kamera, aber ich stehe auch für mein Leben gern auf der Bühne. Wie etwa als Paul Temple. Ein Herzensprojekt, bei dem ich noch vier tolle Komplizen um mich versammeln durfte. Ich habe wirklich Glück.

Waren Sie eigentlich schon mal in Mülheim?

Pastewka: Ich bin schon einmal in Mülheim aufgetreten. Es war 1993; ich glaube, es war in einem Jugendzentrum - und es waren exakt fünf Zuschauer da und damit einer mehr als Menschen auf der Bühne. Das war viel zu der damaligen Zeit.