Mülheim. . Aufatmen in schwierigen Zeiten: Die Mülheimer Betriebe MGB und Europipe werden 170 000 Tonnen Großrohre und Rohrbögen für die Trans-Adria-Pipeline produzieren.

Mal keine Schreckensnachricht vor Weihnachten für Mülheims Stahlgrößen Salzgitter Mannesmann Grobblech (MGB) und Europipe: Die wirtschaftlich taumelnden Betriebe haben einen Großauftrag an Land gezogen. Bestellt sind 1559 Großrohre mit insgesamt 270 Kilometern Länge für die Trans-Adria-Pipeline (TAP).

Für das Rohrbiegewerk von MGB ist es gar der bisher größte Auftrag der Firmengeschichte. Der 170.000 Tonnen und sicher millionenschwere Deal sichert dem Rohrbiegewerk laut Mitteilung der Salzgitter AG als Konzernmutter eine Auslastung von einem Jahr. „Der Auftrag passt gut“, so Salzgitter-Sprecher Bernhard Kleinermann. Er sorge für Anschlussbeschäftigung, wenn die Fertigung für das Turkish-Stream-Projekt absehbar auslaufe.

Zuletzt immer wieder Kurzarbeit bei Europipe

Auch bei Europipe, dem Joint Venture von Salzgitter und Dillinger Hütte, darf vorerst aufgeatmet werden. Seit geraumer Zeit hatte es dort immer wieder Kurzarbeit-Phasen gegeben, zuletzt eine Woche im September. Wegen der Auftragsflaute stand schon ein erheblicher Personalabbau im Raum: Bis zum Jahresende sollten rund 200 Mitarbeiter gehen – knapp ein Drittel der 650-köpfigen Belegschaft.

Pipelines für Erdgas aus dem Osten

Die Trans-Adria-Pipeline, die sich bereits im Bau befindet, soll zehn bis 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas über eine Strecke von 870 Kilometern aus dem kaspischen Raum über Griechenland, Albanien und die Adria nach Süditalien transportieren.

Verbunden werden soll sie mit der Transanatolischen Pipeline, über die künftig Erdgas aus dem kaspischen Raum durch die Türkei nach Westen geleitet werden soll.

„Mit den gebuchten Aufträgen dürfte das zwar nicht aufgehoben, aber aufgeschoben sein“, so der Betriebsratsvorsitzende Frank Schulz. Der neue Auftrag verschaffe Luft, um den geplanten Stellenabbau strukturiert zu verhandeln. Vielleicht, so Schulz, komme der Betrieb damit aus, nur die Stellen zu streichen, die Mitarbeiter aus Altersgründen freimachen. „Wir haben die Hoffnung, mit einem blauen Auge davonzukommen.“

Erste Rohrlieferung schon für Januar geplant

Bis Mitte November hat Europipe laut Schulz noch mit der Großrohr-Produktion für „Turkish ­Stream“ zu tun. Vielleicht stehe zwar Ende November noch eine Woche Kurzarbeit an, doch der neue Auftrag sorge für Anschlussbeschäftigung. Laut Salzgitter AG sollen die ersten 48er-Rohre schon im Januar 2016 ausgeliefert werden. Im ersten Schritt, so Schulz, werde die Belegschaft bis Mitte, Ende Februar rund 70.000 Tonnen Rohre produzieren, die letzten Rohre würden erst 2017 von den Auftraggebern beansprucht.

Für eine Kehrtwende zum Guten, sagt Betriebsrat Schulz, tauge der TAP-Auftrag alleine wohl nicht. Hoffnungen setzen MGB und Europipe auf den Bau der Stränge 3 und 4 der Ostsee-Pipeline „North Stream“. Im Bieterverfahren hat Europipe sich für den 2,2 Millionen Tonnen schweren Auftrag beworben. Anfang 2016 wird mit einer Vergabe gerechnet.