Mülheim. Die Verlängerung des Lieferstopps für Pipeline-Rohre des Projekts „South Stream“ lässt möglicherweise erneut Kurzarbeit bei den Mülheimer Firmen Europipe und MGB Thema werden.

Der verlängerte Lieferstopp für Pipeline-Rohre des Projektes „South Stream“ macht die Sorgen der Firmen Europipe, Salzgitter Mannesmann Grobblech (MGB) und Mülheim Pipecoatings im Jahr 2015 größer. Über kurz oder lang droht Kurzarbeit, insbesondere wohl bei Europipe, die stark abhängig sind von dem Röhrengeschäft mit Russlands Gasindustrie.

In der Konzernzentrale der Salzgitter AG, unter dessen Dach MGB und zu jeweils 50 % auch Europipe und deren Tochter Pipecoatings (Rohrbeschichtung) beheimatet sind, hält man sich derweil noch bedeckt zur Frage, ob Kurzarbeit schon kurzfristig Thema werden könnte durch den bis mindestens zum 19. Februar verlängerten Lieferstopp für „South Stream“. Derzeit sei in Sachen Kurzarbeit keine Aussage möglich, so ein Konzernsprecher am Freitag gegenüber dieser Zeitung. „Grundsätzlich halten wir es für schlechten Stil, wenn unsere Kollegen solche Informationen über die Zeitung erfahren.“ In den Weihnachtsferien befinden sich sowohl Europipe als auch MGB im Produktionsstillstand.

MGB-Personalchef will „Zeit schinden“

MGB-Personalchef Ulrich Scholten schloss derweil Kurzarbeit für sein Blechwalzwerk für die kommenden sechs bis acht Wochen aus. Im Unternehmen gelte die Marschrichtung, andere Aufträge im Produktionsplan nach vorne zu ziehen, um „Zeit zu schinden, bis möglicherweise zu South Stream oder woanders her positive Signale kommen“. Der aktuelle Auftragsbestand neben „South Stream“ könne die Beschäftigung für die rund 730 Mitarbeiter im Werk bis Mitte, Ende Februar sichern.

Da zahle sich die jüngste Ausweitung des Produktportfolios um die Fertigung von überbreiten Einzelblechen schon aus. Am Montag werde MGB mit dem 15-Gruppen-Plan für je drei Schichten von Montag bis Freitag die Produktion wieder aufnehmen.

Millionenschaden

Laut Salzgitter AG sind die wirtschaftlichen Folgen des Lieferstopps „noch nicht exakt quantifizierbar“. Man rechne mit einer Ergebnisreduzierung im unteren zweistelligen Millionenbereich.

Für jene Pipeline-Rohre, die zuletzt im Versand waren und diejenigen, die ausgeliefert seien, sind wirtschaftliche Schäden ausgeschlossen. Hierfür stünden gegebenenfalls Versicherungen gerade, so ein Sprecher der Salzgitter AG am Freitag auf Anfrage.

Wirtschaftliche Schäden infolge des Lieferstopps seien hingegen von den betroffenen Unternehmen selbst zu tragen. Eine Klage gegen den Auftraggeber (South Stream Transport B.V.) ist bei der Salzgitter AG derzeit noch kein Thema. Der Auftraggeber verhalte sich aktuell vertragskonform, wenn er den Auftrag für gewisse Zeit unterbreche, hieß es.

Wird es weitergehen?

Scholten hofft natürlich, dass es mit „South Stream“, dem Gaspipeline-Bau durch das Schwarze Meer Richtung Südeuropa, absehbar doch weitergehen kann. Pläne des russischen Gasgiganten Gazprom, die Pipeline statt durch Bulgarien durch die Türkei zu bauen, würden allerdings sicher eine große Verzögerung durch nötige Planungen und Genehmigungsverfahren bringen.

Völlig unklar, eher unwahrscheinlich ist auch, ob zum Projekt das dritte und vierte Auftragslos, für das sich Europipe auch beworben hat, wie ursprünglich geplant im Frühjahr vergeben wird. Die Salzgitter AG macht wohl auch vor diesem Hintergrund schon deutlich, dass es für Europipe und MGB wichtig sein wird, alternative Aufträge an Land zu ziehen.