Mülheim. Im Theater am Raffelberg feierte jetzt Maria Neumanns Inszenierung von „Rapunzel“ Premiere.
Maria Neumanns Märchenaufführungen sind immer wieder ein Erlebnis – auch für Erwachsene. Es sind zwar immer Solo-Stücke, die inzwischen 55-jährige Schauspielerin versteht es aber jedes Mal, die Kinder zu Mitspielern zu machen, ohne dass sie auf die Bühne gehen. Der Enthusiasmus und Elan, mit dem die Kinder mitgehen, macht die Aufführungen so besonders.
Diese intensive Beziehung war nun bei der Premiere von „Rapunzel“ besonders eindrucksvoll zu erleben. Sie gibt den Kindern auch immer das Gefühl, dass es gerade nichts Wichtigeres als ihren Beitrag gibt, und sie schenkt ihnen absolute Aufmerksamkeit.
So ein Theaternachmittag mit Maria Neumann hat eigentlich drei Teile, in denen die Illusionsmaschinerie, die eine Bühne ja früher einmal war, komplett außer Betrieb gesetzt wird. Los geht es schon im Foyer mit einem munteren Vorgespräch. In einem ungezwungenen Wortwechsel geht es darum, was eine Premiere ist, und welche Mittel im Theater eingesetzt werden.
Erwachsene werden mit Glocken geleitet
Dann erhalten zwei Kinder Glöckchen, deren Aufgabe es ist, vor allem die Erwachsenen pünktlich um 16 Uhr sicher zur Bühne im ersten Stock zu leiten, wo Neumann schon wartet. Die Bühne ist nahezu kahl. Drei Kabel schlängeln sich über den Boden, die sich später als bunte Lichterketten erweisen sollten, zwischen denen einige Blätter Feldsalat liegen, der ja auch als Rapunzel bezeichnet wird. Außerdem stehen dort drei spitze Mützen in unterschiedlichen Farben, die es der Schauspielerin ermöglichen, in verschiedene Rollen zu schlüpfen.
Neumann tigert fauchend und miauend als Zauberkatze über die Bühne, schaut keck hinter einem Vorhang vor, was die Kinder sehr lustig finden. In den Armen hält sie ein Bündel - es ist das Kind, dessen sie sich später durch List bemächtigt. Aber so dämonisch-brutal geht es in ihrer Version des Grimmschen Märchen gar nicht zu.
Zentrales Requisit ihrer Inszenierung ist - abgesehen von einem blonden Mega-Zopf - die rote Leiter. Sie ist Fenster im Hause von Rapunzels Eltern wie auch Turm, der zu Rapunzels Gefängnis wird. Die Gier ihrer Mutter in ihrer unstillbaren Lust auf die Köstlichkeiten in Nachbars Garten und die mangelnde Standhaftigkeit des Vaters werden dem Kind zum Verhängnis.
Als Neumann vor Angst schlotternd auf der Leiter hockt, ruft ein Junge ihr ganz pragmatisch zu: „Da sind doch Stufen!“ Es kann viel gelacht und auch gesungen werden. Das Happy-End, zu dem sie Kinder als Rapunzel auf die Bühne holt, kommt zwar etwas unvermittelt, das mindert an der gelungenen Inszenierung von der Farbgestaltung bis zur Musik nichts.
Kinder können sich ausprobieren
Im dritten Teil des Nachmittags können die Kinder alles selbst ausprobieren, es donnern lassen, die beschwingte Musik starten und natürlich auch auf die Leiter klettern.
Rapunzel ist das nächste Mal am Sonntag, den 8. November, im Theater am Raffelberg zu erleben. Außerdem spielt Maria Neumann am 29. November „Dornröschen“.
Beide Märchenaufführungen beginnen um 16 Uhr. Karten kosten sechs Euro für Erwachsene, Kinder zahlen drei Euro. Mehr Infos und Ticket-Reservierungen unter Tel. 5990188.