Mülheim. . Rund 250 Gäste kamen am Samstag zum Willkommensfest der Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT) auf den Kurt-Schumacher-Platz.
Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr hat es die rechtsextreme und verfassungsfeindliche Gruppierung Pro NRW am Samstag vergeblich versucht, gegen Flüchtlinge eine negative Stimmung und Unwahrheiten zu verbreiten. Dieses Mal postierten sie sich auf der unteren Schloßstraße.
Die Situation war absurd. Eine einzelne Person redete an einem Mikrofon in der nach Geschäftsschluss nahezu menschenleeren Fußgängerzone. Vier weitere standen daneben. Die Polizei, die mit Beamten der Einsatzhundertschaft gekommen war, hatte den Bereich mit Fahrzeugen abgeriegelt, ließ Passanten aber durch, die meist einen großen Bogen um die Rechtsextremisten machten. Im Falle einer spontanen Gegendemonstration hätte die Polizei den Bereich komplett abgeriegelt und das Demonstrationsrecht der Rechtsextremisten schützen müssen.
Oberbürgermeister reiht sich ein
Statt einer Gegendemo wie am 1. Mai auf dem Berliner Platz hatte die Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT) zum Willkommensfest auf den Kurt-Schumacher-Platz geladen. Etwa 250 Besucher, darunter Ratsmitglieder, waren der Einladung gefolgt.
Hier hatte der vor ein paar Tagen in sein Amt eingeführte Oberbürgermeister Ulrich Scholten auch seinen ersten öffentlichen Auftritt. Er dankte allen, die den Flüchtlingen helfen, damit sie hier eine neue Heimat finden und rief dazu auf, den eingeschlagen Weg fortzusetzen. Die Willkommenskultur sei wichtig, das Ehrenamt bilde dabei ein zentrales Element.
Gedichte von Migranten
Was Ehrenamt leistet, zeigte unter anderem die Initiative WiM, die an der Friedrich-Ebert-Straße in Räumen des MWB das Warenhaus für Flüchtlinge betreibt. Vertreter der WiM waren mit dem neuen giftgrünen Kabinenroller gekommen und präsentierten durch zahlreiche Presseartikel an einer Stellwand die Bandbreite ihrer Tätigkeit. Sayed Siam (76) und der grüne Stadtverordnete Justin Fonkeu Nkwadi (57) dankten vor allem, dass sie hier eine Chance bekommen haben.
Siam, der vor über 50 Jahren aus Ägypten kam, wies aber auch darauf hin, dass er eifrig an dem Wohlstand in der Bundesrepublik mitgearbeitet und Steuern gezahlt habe, Flüchtlinge eben auch ein positiver Wirtschaftsfaktor seien. Inamaria Wronka von der MIT kritisierte die Änderungen durch den Asylkompromiss und sieht dadurch auch negative Auswirkungen auf die Willkommenskultur.
Ursachen von Flucht
Neben viel Musik von Hartmut Krämer, Horst Kummerfeld, Detlef Neuls und Friends rezitierte Wolfgang Hausmann Gedichte von Migranten. Er wies auf den Stellenwert deutscher Rüstungsexporte hin, die auch in Krisengebieten Konflikte anheizten. „Auch das sind Ursachen der Flucht“, so Hausmann. Aber da gehe es auch um 100 000 Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie. Er erinnerte auch an die Millionen von Spätaussiedlern, die in den 90er Jahren aufgenommen worden sind.