Mülheim. . Mädchen und Jungen der Rembergschule und der Realschule Stadtmitte wollen das Ruhr-Standort-Informations-System auch ans Mülheimer Ruhrufer bringen. Die Hinweistafeln weisen Rettungskräften den Weg zu Unglücksstellen.
Raus aus dem Klassenzimmer, rein ins echte Leben – das haben jetzt acht Achtklässler, drei von der Rembergschule und fünf von der Realschule Stadtmitte, gewagt und könnten dadurch zu Lebensrettern werden. Denn unter Federführung von Tischlermeister Dirk Jungbluth wollen die Schüler das Ruhr-Standort-Informations-System am Mülheimer Ruhrufer verankern.
Dahinter verbergen sich Hinweisschilder mit der Notruf-Nummer 112 und einer Ziffernkombination, die Auskunft gibt über den Flusskilometer sowie die Ruhruferseite und somit Rettungskräften im Notfall den genauen Ort einer Unglücksstelle verrät.
Unterstützung durch die Feuerwehr
Entsprechende Hinweisschilder stehen längst entlang der Ruhr – genau bis Essen-Kettwig. An der Mülheimer Stadtgrenze reißt das Ruhr-Standort-Informations-System ab. Die Schüler-AG, die sich nach den Sommerferien gegründet hatte, hat dieses Projekt in Mülheim nun wieder in Erinnerung gebracht. „Wir wussten schon seit längerem von der Beschilderung. Da das aber keine Pflichtaufgabe ist, konnten wir dafür weder Geld noch Personal bereit stellen“, verdeutlicht Burkhard Klein, Leiter der Berufsfeuerwehr, und sagt: „Wir versprechen uns rettungsmäßig viel davon.“
Neuer Lernort für Schüler, die neugierig sind
Unter dem Namen „Kambium Kids“ will Dirk Jungbluth einen neuen Lernort etablieren für Kinder und Jugendliche, die Freude am Lernen haben. Dabei geht es ihm, wie er selber sagt, um die leisen Schüler, die zwar ihre Leistungen bringen, aber eher unauffällig sind und deshalb durch gängige Fördermuster fallen.
Indem er den „Kambium Kids“ ihre Talente entlockt, ihnen Werte vermittelt und zugleich die Wichtigkeit von Schlüsselqualifikationen wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit aufzeigt, will der bekennende Handwerker Dirk Jungbluth den Schülern eine Brücke in die Arbeitswelt bereiten. Kontakt : 47 85 73
Die Mädchen und Jungen aus der Schüler-AG mit dem Namen „Kambium Kids“ haben dafür nun umfangreiche Vorarbeit geleistet. Desiree umschreibt das so: „Wenn wir gewusst hätten, was da alles auf uns zu kommt, hätten wir vielleicht gar nicht mitgemacht.“ Die 13-Jährige meint damit nicht zuletzt die Ochsentour, die sie durch zig Abteilungen der Stadtverwaltung durchlaufen mussten, um das OK für ihr Projekt zu bekommen. Dirk Jungbluth schmunzelt bei dieser Darstellung und scheint sich bestätigt zu fühlen in seinem Ansatz, die Schüler möglichst selbstständig an der Planung arbeiten zu lassen.
Nicht nur Jungbluth registriert einen Lerneffekt: Die richtige Ansprache und eine gewisse Beharrlichkeit zahlen sich aus. Und Mike, 15 Jahre, berichtet: „Wir üben zwar in der Schule auch Briefe zu schreiben, aber die sind ja an keinen echten Adressaten gerichtet.“ Jetzt aber hatten sie es mit den „echten“ Verantwortlichen bei der Stadt zu tun, gar der technische Beigeordnete Peter Vermeulen höchstpersönlich kam zu ihrer Projekt-Präsentation. Jana, 13 Jahre, freut sich: „Wir wurden nicht wie kleine Schüler behandelt, sondern wie Mülheimer Bürger, die ein nachhaltiges Rettungssystem installieren wollen.“
Damit es möglich wird, knapp 60 dieser Hinweisschilder von der Stadtgrenze zu Kettwig im Südosten bis zur Stadtgrenze in Duissern im Nord-Westen aufzustellen, springen die Sparda Bank West und die Vollmer-Gruppe als Sponsoren ein. „Rund 35 Euro wird jedes Schild kosten, zuzüglich Folgekosten.“ Anfang 2016 wollen die Schüler „ihre“ Hinweistafeln aufstellen. Bis dahin gibt es noch alle Hände voll zu tun. Kein Problem: Die „Kambium Kids“ packen an.