Müheim. . In knapp zehn Minuten hebt ein Kran das rund 36 Tonnen schwere Betonstück in die Mülheimer Baugrube. Es sorgt für den gleichmäßigen Abwasserabfluss
Was schon länger bei Piet im Kinderzimmer steht, kann der kleine Mann nun in echt bestaunen. Ein Autokran hebt gestern Morgen ein so genanntes Drosselbauwerk in die vorbereitete Grube auf der Heinrich-Lemberg-Straße. Wenn es bald in Betrieb geht, reguliert das Bauteil – samt Schieber und elektronischer Steuerung – den Abfluss der Abwässer in Richtung Emscher. Die Mannschaft vor Ort hat alles im Griff. In knapp zehn Minuten wechselt der garagengroße Betonklotz vom Tieflader in die Grube und verschwindet unter der Erde.
Seit Tagen laufen die Vorbereitungen auf der Baustelle neben der St. Josef-Kirche. In der Nacht zum Dienstag rollen drei Tieflader zur Baustelle – einer mit dem Fertigteil, zwei weitere mit 80 Tonnen Lastgewichten für den Kran. „Die brauchen wir, damit das Fahrzeug beim Heben des Betonstücks nicht umkippt“, beschreibt Lars Ebbing. Der Oberbauleiter hat seinen fast fünfjährigen Sohn mitgebracht und erklärt ihm die Arbeitsgänge. Ob auf diese Weise Bauingenieursnachwuchs heranwächst, darauf wollte Papa sich nicht festlegen.
Alles elektronisch gesteuert
Noch im Dunkeln, ab sechs Uhr, beginnt die Mannschaft mit dem Aufrüsten des Autokrans. Etwa eineinhalb Stunden später rollt der Tieflader mit dem Fertigteil vor die Baugrube. Die Männer montieren die Ketten. Ebbings Kollege gibt das Zeichen zum Anheben. Knapp an einem Baum vorbei schwebt der Klotz ein und verschwindet in den Grube. Die Männer drehen vorher die Öffnungen in die korrekte Position. „Der Bagger drückt das Bauteil vor den Kanalanschluss“, erläutert Werner Broich, der bei der Medl die Planungsabteilung leitet.
Bei Starkregen wird in einem Stauraumkanal das Abwasser gesammelt. Dieser fasst 600 Kubikmeter. „Damit es gleichmäßig abfließen kann, bauen wir das Drosselstück ein, in dem ein Schieber die Abflussmenge bestimmt“, erläutert Broich. Alles sei elektronisch gesteuert. Dazu wird ein zweiter Abwasserkanal angebunden. Die Gesamtkosten betragen 170. 000 Euro.
Keine Staus bei Kanalarbeiten
Der Transport des vorgefertigten Kanalteils aus Dorsten und der Kraneinsatz sparen Zeit. „Müssten wir alles von Hand einschalen und mit Beton vor Ort gießen, würde das zehn Arbeitstage benötigen“, sagt Lars Ebbing. Nicht eingerechnet seien dabei unkalkulierbare Verzögerungen bei Regentagen.
Drosselbauwerk, Klinkerrinne und Deckel wiegen zusammen 41 .240 Kilo. Sie liegen zwei Meter unter der Straßenoberfläche. Der Einstieg für Reparaturen liegt am Fahrbahnrand. „Wenn wir im Kanal arbeiten müssen, wird es keine Staus mehr geben“, fügt Werner Broich hinzu. Piet denkt bereits darüber nach, wie er zu Hause mit seinem Kranwagen einen Kanal baut.