Essen. Obwohl Köln und Stuttgart die Hitliste der Staugebiete anführen, ist das Ruhrgebiet mit zehn Strecken ebenfalls in den deutschen Top 50 vertreten.

Wer zwischen Gladbeck und Essen auf der B 224 regelmäßig im Stau steht, verliert über das Jahr gesehen 31 Stunden Zeit. Das Nadelöhr zählt zu den stauträchtigsten Straßenabschnitten des Ruhrgebiets und schafft es nach einer Auswertung des Technologieunternehmens Inrix bundesweit auf Platz 15 der Stau-Hitliste.

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In der nationalen Top 50 ist das Revier gleich mit zehn Straßenabschnitten vertreten, an denen Autofahren regelmäßig zur Geduldsprobe wird. Folgt man den Erkenntnissen der Verkehrsexperten von Inrix, kommt das Ruhrgebiet allerdings noch glimpflich davon. Zwischen Duisburg und Dortmund hat sich die staubedingte Wartezeit 2014 im Vergleich zum Vorjahr um zwei auf 42 Stunden erhöht. In der „Stau-Hauptstadt“ Köln betrug das Plus neun Stunden. Dort beträgt die Wartezeit nun 65 Stunden pro Jahr. Nicht viel besser sieht es in Stuttgart und Karlsruhe aus. Düsseldorf bringt es inzwischen auf 53 Stunden Wartezeit. Das entspricht einer Zunahme von vier Stunden.

Staus sind nicht gänzlich zu beseitigen

In 77 Prozent aller deutschen Städte hat Inrix eine Verschärfung der Verkehrssituation gemessen. „Das Wirtschaftswachstum in Deutschland hat zu mehr Bauprojekten auf nationaler Ebene geführt“, sagt Inrix-Chef Bryan Mistel. Zudem ziehe es immer mehr Menschen vom Land in die Städte, auch die Reisebereitschaft steige.

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Dass die Staus in Hamburg, München und selbst im beschaulichen Freiburg noch viel länger sind, wird die Ruhrgebietler wenig besänftigen, wenn sie täglich in den Blechlawinen stehen – auf der A40 zwischen Dortmund-Kley und Bochum-Stahlhausen (heute: Westkreuz), zwischen Mülheim-Heißen und Essen-Huttrop oder auf der A 3 Duisburg-Wedau/Oberhausen-West und auf der A 52 zwischen Essen-Kettwig und Tiefenbroich.

„Staus in Ballungsräumen gänzlich beseitigen zu können, ist eine Illusion. Dennoch kann durch die gezielte Entschärfung von Engpässen im Straßennetz viel erreicht werden“, sagt Justin Geistefeldt, Professor für Verkehrswesen an der Ruhr-Universität Bochum. Aus seiner Sicht sind deutsche Straßen seit Jahrzehnten unterfinanziert. „In der Vergangenheit ist viel Geld in den Neubau von Straßen geflossen – vor allem im Osten. Das ging zu Lasten wichtiger Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen.“

Unfallstellen zu lange gesperrt

Doch nach Einschätzung des Professors liegt es nicht nur am Geld: „In Deutschland bleiben Unfallstellen manchmal länger gesperrt als nötig“, nennt Geistefeldt nur ein Instrument und fordert ein besseres Störungsmanagement auf den Autobahnen, wenn es dort zu Unfällen kommt.

Vor dem Hintergrund der Erfahrungen bei abgeschlossenen Sanierungsarbeiten auf den Autobahnen 40, 42 und 59 spricht sich Ocke Hamann, Verkehrsexperte bei der Industrie- und Handelskammer Duisburg, dafür aus, dass sich „alle Beteiligten wie Bund, Land, Kommunen und Bahn bei Baustellen besser abstimmen“. Denn die auch von der Wirtschaft geforderte Sanierung von Straßen und Brücken „berge zusätzliche Staurisiken“. Hamann schlägt einen „Stresstest“ für die Revier-Straßen vor, „damit wir im Vorfeld von Bauarbeiten wissen, was wann wo passiert.“