Mülheim. . Siemens nimmt überraschend die Feuerwehr-Technik aus dem Programm. Vertrag läuft noch sieben Jahre.

Brennt es in der Stadt oder liegt ein anderer Notfall vor, muss bei der Feuerwehr alles schnell und reibungslos laufen, wenn die 112 gewählt wird. Dafür sorgt das Elektronikgehirn in der Feuerwache, der Einsatzleitrechner, wo jeder Notruf ankommt. In Mülheim wie in 39 anderen Städten kommt die Technik dafür, die Software für das hoch technisierte und mehrfach abgesicherte System von Siemens.

Das Unternehmen hat im September angekündigt, die dafür nötige Software „Siveillance Command“ nicht mehr zu vermarkten. Hintergrund: Siemens möchte sich künftig auf den Markt für Industrieleitstellen konzentrieren.

Diese Information hat in vielen Städten für Aufregung gesorgt, etwa in Hagen, wo die neue Leitstellentechnik erst im Juli eingeweiht wurde. Denn die Leitstellentechnik ist geleast, also quasi gemietet. Für zehn Jahre inklusive Wartung und regelmäßiger Updates. In der Mülheimer Feuerwache ist das auch so, seit drei Jahren läuft hier Siemens-Leitstellentechnik, 2022 läuft der Vertrag aus. Sven Werner, stellvertretender Feuerwehrchef, sieht die Unternehmensentscheidung gelassen. Siemens habe bereits vor drei Wochen vor Ort darüber informiert, die Leitstellensoftware vom Markt zu nehmen. Zwar habe die plötzliche Entscheidung auch in Mülheim überrascht, aber noch vor dem Ende der Vertragslaufzeit von zehn Jahren „müssen wir ohnehin europaweit neu ausschreiben“, so Werner – und dann sei Siemens eben nicht mehr unter den Bewerbern. Davon gibt es offenbar genug auf dem Markt: Insgesamt 13 Firmen interessierten sich 2011 für die Ausschreibung der Mülheimer Leitstellentechnik.

Kein Grund zur Klage

Das Rennen machte damals Siemens, „und selbstverständlich wird Siemens alle vertraglich vereinbarten Leistungen und Dienstleistungen erfüllen“, bestätigte ein Unternehmenssprecher in München auf Anfrage. Dazu gehört, wie Sven Werner ausführt, das gesamte Rechenzentrum – denn nichts anderes ist die Einsatzleittechnik – samt Telefonanlage und Software („Siveillance Command“) sowie Wartung, Service und alle Updates. Inklusive des kompletten Hardware-Austauschs nach fünf Jahren. „Dann muss man die Rechner erneuern“, so Werner. „Die Lüfter, die Prozessoren laufen bei uns ja rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr.“

Das gesamte Paket kostet die Stadt übrigens 29.000 Euro Miete im Monat. Damit, so der stellvertretende Feuerwehrchef, „liegen wir mit am günstigsten im Vergleich der Städte“. Hagen, zum Beispiel, zahlt 6000 € monatlich mehr. Dennoch, kündigt Werner an, „werden wir genau beobachten, wie sich Siemens verhält“. Aber bisher gebe es keinen Grund zur Klage.