Mülheim. . Die neunte Auflage der „Klanglandschaften“ startet im Theater an der Ruhr. Im Interview spricht Organisator Rolf C. Hemke über die Musik-Reihe.

Bei den Klanglandschaften „Afrika und Orient“ zieht sich ein warmes Timbre durch die neunte Saison der Reihe. Musiker und Ensembles aus dem Senegal, der Türkei, Griechenland, Marokko und erstmals dem Libanon sind an sechs Terminen mit Konzerten und einem Musiktheater am Raffelberg zu Gast. Über die Reihe in Kooperation mit dem Kultursekretariat NRW und WDR 3 spricht Organisator Rolf C. Hemke vom Theater an der Ruhr.

Ist auch Musik dabei, die Flüchtlinge ansprechen könnte?

Rolf C. Hemke: Ich gehe davon aus, dass fast alle Konzerte Flüchtlinge ansprechen könnten. Aber ich suche nicht unbedingt ein Programm aus, das die Fluchtbewegung reflektiert. Die Klanglandschaften laufen parallel zum internationalen Theaterprogramm des Theaters an der Ruhr. Dabei stellen wir uns politisch auf und suchen übers Theater nicht nur in akuten Krisen, sondern unter langfristigem Aspekt den Dialog in Länder, wo Theatermacher unterdrückt werden.

Das Theater ist dafür bekannt, Kontakte zu Ländern aufzunehmen, in denen es politisch brodelt.

Hemke: Wenn die freie Meinungsäußerung unterdrückt wird, dann ist das ein Signal dafür, dass in einem Land etwas nicht stimmt. Der Druck, der in einer Gesellschaft aufgebaut wurde, hat sich in 2010, 2011 im arabischen Raum entladen, was zu den Krisen geführt hat. Von daher ist es überhaupt nicht so, dass wir unseren Schwerpunkt danach ausrichten, was aktuell gerade in der Politik vorkommt. Es ist nur leider so, dass wir in der Auseinandersetzung mit dem Mittelmeerraum von der Aktualität eingeholt worden sind. Insofern ist das kein Zufall.

Nach welchen Kriterien suchen Sie die Künstler aus?

Hemke: Gemeinsam mit den Partnern. Die Vorschläge kommen überwiegend von mir. Cheikh Lo wollte ich immer schon mal einladen, ihn hatte ich vor Jahren in Paris gehört. Mike Massy habe ich im Libanon kennengelernt. Das Musiktheater habe ich in einer Endproben-Phase im Libanon gesehen. Mikail Aslan hatten wir schon länger auf der Liste. Er ist ein sehr prominenter türkisch-kurdischer Musiker, der in Deutschland lebt und als Verfolgter einer Minderheit Anfang der 90er aus der Türkei floh.

Ist es gefährlich, sich heute im Libanon zu bewegen?

Hemke: Ich war 2011/12 im Libanon und bin dort völlig problemlos, obwohl schon der Bürgerkrieg in Syrien tobte, nach Baalbek zu den römischen Ruinen gefahren. Ins Beeka-Tal kommt man seit zwei Jahren nicht mehr rein. Da kommt es immer wieder zu Grenzkonflikten zwischen libanesischer Armee, Hisbollah und Islamischem Staat. In Beirut sind die Straßencafés offen und das Leben ist unverändert.

Was kommen für Besucher zu den Klanglandschaften-Konzerten?

Hemke: Bei den türkischen und kurdischen Konzerten ist das schon sehr klar fokussiert auf Menschen, die mit diesem Kultur- und Sprachraum verbunden sind. Ansonsten ist das ein eigenständiges Konzertpublikum. Ich gehe davon aus, dass wir mit einem Konzert wie dem von Cheikh Lo die Breite aller Weltmusik-Fans erreichen. Das ist ja ein großer Name. Das Publikum ist nicht notwendigerweise das des Theaters an der Ruhr, in Teilen schon, aber wir haben eine ganze Reihe von Gästen, die gerade zu afrikanischen Konzerten kommen.

Sind die Konzerte alle gut besucht?

Hemke: Wir hatten zwischendurch schon mal eine Phase, wo die Konzerte nicht so gut besucht waren. Die letzte Saison ist super gelaufen, wir waren fast jedes Mal ausverkauft.