Mülheim. . Die Pläne der Telekom zum Breitband-Ausbau hält die Stadt Mülheim für wenig zukunftsweisend. Sie will den Wettbewerb ankurbeln und hat dazu ermittelt, wo welche Anbieter präsent sind.
Highspeed statt Schneckentempo: Die Stadt will den Breitband-Ausbau für schnelle Datenverbindungen im Internet vorangetrieben sehen. Den Ankündigungen der Telekom vertraut die Wirtschaftsförderung dabei offensichtlich nicht. Sie setzt auf den Druck des Wettbewerbs.
Eine Umfrage der Wirtschaftsförderung hatte zuletzt ergeben, dass beim schnellen Internet noch reichlich Luft nach oben ist. Mehr als die Hälfte der befragten Mülheimer Firmen hatten ihre Breitbandversorgung als weniger gut bzw. gar als unzureichend bewertet. Hinzu kommt, dass in abgelegeneren Stadtteilen wie Mintard und Selbeck eine wenig zukunftsweisende Anschlussqualität gegeben ist. Dass 89 Prozent der Mülheimer Haushalte über Breitband verfügen, sagt noch nichts über die tatsächliche Qualität. M&B-Geschäftsführer Jürgen Schnitzmeier sieht insbesondere mehr Bedarf für Glasfaser-Hausanschlüsse. Die Telekom setze auf den letzten Metern immer noch auf die suboptimale Lösung mit Kupferleitungen, die es nur auf eine Datengeschwindigkeit von 50 Mbit/s brächten. Für eine „Datenautobahn der Zukunft“ mit bis zu 1000 Mbit/s seien Glasfaserkabel bis ins Haus zu legen, nicht nur bis zu den Verteilerkästen.
Telekom will ihr Netz bis Ende 2017 ausbauen
Laut M&B hat die Telekom angekündigt, in Mülheim (ohne Mintard) bis Ende 2017 großflächig den Netzausbau mit jener VDSL-Technik zu stemmen, der eben nur 50 Mbit/s möglich mache. „Das ist keine zukunftsfähige Lösung und vage“, beklagt Schnitzmeier ein Marktversagen. Die Stadt will nun Druck machen. So haben M&B und städtisches Geodatenmanagement nun ein Kataster zusammengestellt, das auflistet, wo genau im Stadtgebiet welche Anschlüsse von welchen Anbietern vorhanden sind. Leerrohre sind kartiert, die schon verlegt sind und durch die Glasfaserkabel zu führen wären. Hauptverteiler, Kabelverzweiger, Funkmasten und Co. sind erfasst.
Rasant wachsender Datenverkehr
Lag der globale Internet-Datenverkehr bei privaten Nutzern im Jahr 1992 laut Cisco VNI noch bei 100 Gigabyte pro Tag, so rauschte nur zehn Jahre später die gleiche Datenmenge in nur einer Sekunde durch das Netz. 2014 betrug der weltweite Datenverkehr demnach schon 16 144 Gigabyte pro Sekunde.
Für M&B-Geschäftsführer Jürgen Schnitzmeier steht die Wirtschaft an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution, ausgelöst durch die Digitalisierung.
Hoffnungen setzt Schnitzmeier auf Unitymedia. Der Kabelnetzanbieter habe in Mülheim ein gut ausgebautes Koaxialkabelnetz mit bis zu 200 Mbit/s aufgebaut und sei zumindest in fast allen Wohngebieten (in Gewerbegebieten ist die Telekom fast Monopolanbieterin) mindestens im Bordstein vor den Häusern präsent. Mit dem Kataster hofft M&B nun „den Wettbewerb ankurbeln“ zu können, indem die Stadt auf Anfrage Anschlussalternativen benennen kann.
Insgesamt hofft man bei der Wirtschaftsförderung darauf, dass der Staat für den Breitband-Ausbau Förderprogramme auflegt, da dieser wichtig für die sich immer stärker digitalisierende Wirtschaft ist. Ende des Jahres will M&B ein Ausbaukonzept präsentieren.