Mülheim. . Nach einer Erkrankung fühlt sich die Mülheimerin Hannelore Hardenberg nun im Haus Auf Dem Bruch gut aufgehoben.

Im Foyer mit Aquarium und Blick zum Garten grüßt nicht nur die Dame am Empfang freundlich, sondern grüßen auch die Menschen, die dort plaudernd oder schweigend auf den Sofas und im Rollstuhl sitzen. Ein positiver erster Eindruck vom Altenpflegeheim Auf dem Bruch, der sich verstärkt, wenn man liest: Zu den Wohnbereichen Toscana, Andalucia, Venecia und Nordsee. Die Aufzugstür zur 4. Etage öffnet sich, auf der Hannelore Hardenberg wohnt.

Die Toscana-Etage: Passende Bilder überall, mit den berühmten Landschaftsmotiven, und auch die Wände, Möbel und Accessoires sind in warmem Apricot und Gelb gehalten. In der ‚Nordsee‘ ist ein Fischernetz gespannt, und irgendwo steht ein Strandkorb, wird Hannelore Hardenberg später erzählen. Derzeit sitzt sie im Rollstuhl und versucht, durch Training mit einer Therapeutin ihre Beinmuskeln zu aktivieren: „Damit ich wieder ans Laufen komme. Auch das Sprechen musste ich erst wieder lernen“, sagt die 78-Jährige. Zu Hause, mitten im aktiven Leben, lief alles noch gut. „Mein Mann kränkelte zwar früher schon mal, aber das habe ich alles noch geschafft. Bis bei mir die Krankheit ausbrach. Da war alles zu Ende. Im September 2013 war die OP. Dann Krankenhaus, Reha, Kurzzeitpflege.“ Viel Leid zusammengefasst in ein paar Sätzen. Seit etwa einem Jahr lebt sie hier auf dem Bruch. Und ist zufrieden.

„Wir hatten überall ein Doppelzimmer. Mein Mann hätte das alleine zu Hause gar nicht geschafft.“ Anfangs war sie erleichtert, dass sie beide gut versorgt wurden, auch nachts. „Denn die Kinder wohnen ja nun mal weit weg, in München und Berlin. Die sind auch froh, dass wir hier unterkamen. Dieser krankheitsbedingte Umzug ins Seniorenheim kam eigentlich viel zu früh für uns. Unser Haus steht ja noch. Mein Elternhaus. Wir mussten das leider alles verlassen. Hier ist man aber gut aufgehoben.“

Mann ist vor Kurzem gestorben

Vor Kurzem ist ihr Mann gestorben. Nun ist sie alleine. Neben ihr liegt nun eine neue Mitbewohnerin. Die Einzelzimmer sind alle belegt. „Man kann sich das nicht aussuchen“, sagt sie. Die Einstellung zu einer Lebensveränderung sei sehr wichtig. „Das positive Denken hatte ich als Kind schon. Das habe ich von meinen Eltern so mitbekommen.“ Sie kann viel Gutes aus ihrem neuen Leben aufzählen.

„Wir haben einen sehr schönen Park hier, da gucke ich mitten ins Grüne. Diesen Platz am Fenster nenne ich mein Wohnzimmer“, sagt sie mit leiser Wehmut und schaut in den Regen. „Im Herbst und Winter kann ich ganz weit bis nach Oberhausen gucken. Und ein schöner, sonniger Balkon gehört auch zum Zimmer. Als erstes hat mein Sohn uns einen tollen Fernseher besorgt. Einige Kleinmöbel haben wir von Zuhause mitgenommen, zum Beispiel den Holzschrank und das Bild darüber.“

All die lachenden Fotos auf der Fensterbank: über dem Bett ein strahlendes, großes Familienfoto. Glückliche Tage. Hannelore Hardenberg lächelt. „Auch die ganzen Urlaubsbilder haben wir hier, das sind schöne Erinnerungen. Wir haben einige Reisen gemacht, als mein Mann Rentner wurde. Großglockner, Kitzbühel, Sylt…“

Nette Menschen auf dem Flur winken im Vorübergehen durch die offene Zimmertür, Hannelore Hardenberg winkt zurück. „Das sind Mitbewohner von nebenan. Ich kenne ja viele durch den Gymnastikkurs.“ Manchmal fährt sie mit dem Fahrstuhl zum Ausgang in den kleinen Shop und kauft Kleinigkeiten ein. Was man so zusätzlich braucht, etwas Süßes zum Beispiel oder ein Getränk.

Kegeln und Singkreis

Viele Mitbewohner kennt sie mit Namen. „Man wird auch eingeladen. Dann wird mal gekegelt. Einen Singkreis haben wir hier. Wir werden auch zu den Kirchen gefahren.“ Kontaktmöglichkeiten gibt es viele, das ist ihr wichtig. Man lerne immer mehr Leute kennen, es werde einiges geboten, sagt sie und erzählt vom Sommerfest im Park: „Das war ganz auf das Ruhrgebiet ausgerichtet. Mit meinem Gymnastikclub wurde mit uns was mit Fahnen einstudiert; und ein Ruhrpott-Lied haben wir gesungen, da ging es richtig zur Sache.“

Das klingt fast nach mehr Unterhaltung, als so mancher Mensch in seiner Wohnung hat. „Ja, es gibt immer neue Angebote. Am Freitag war Herbstfest, so auf bayrisch, mit Alleinunterhalter.“ Aber sie kann das noch nicht. Zu frisch ist der Abschied von ihrem Mann. Doch sie wird aufgefangen. Alle sind unheimlich nett zu mir, sagt sie. „Man ist nie allein. Und sonst mache ich eben die Tür auf. Und der Arzt kommt ins Haus. Die medizinische Versorgung ist ja das Wichtigste. Ja, man kann sich hier wohlfühlen.“

Man muss das Beste daraus machen

Manchmal denkt Hannelore Hardenberg zurück an die Zeit „vorher“, an ihr Leben als aktive Seniorin mit Reisen, Freundschaftsgruppen, Aktivitäten. An ihre schöne Wohnung im eigenen Mehrfamilienhaus.

Sie war nicht mehr dort, bewusst nicht. „Manchmal tut es mir leid, ich würde dann gern mal gucken. Aber vielleicht ist es besser so; da ist ja auch nichts mehr. Und es ging damals ja gar nicht anders“, sagt sie in Erinnerung an ihre schwere Krankheit.

Sie hat sich nie unterkriegen lassen und gekämpft und ganz von vorne angefangen. Jeder kleinste Fortschritt macht sie stolz. Die Krankheit nahm ihr viel, aber nicht alles. Die ge’wohnte‘ Umgebung und die Selbstständigkeit, aber nicht den Lebensmut.

Sie fühlt sich gut aufgehoben

Eine tapfere Frau, der die Krankheit abverlangte, von einer großen Wohnung in ein Zweibettzimmer in einem Haus namens Altenpflegeheim zu ziehen. Und sie sagt: „Man muss das Beste draus machen. Ich bin froh, dass ich hier so gut aufgehoben bin.“ Auch so wohnt Mülheim. . .