Mülheim. Verdi warnt vor weiteren Verschlechterungen für die Bürger. Wachsende Sorge um Arbeitsplätze.

Noch ist das Gutachten zum künftigen Nahverkehrsangebot in Mülheim nicht geschrieben, doch bereits erste veröffentlichte Szenarien sorgen für Unruhe: Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fürchtet deutliche Verschlechterungen für Bürger und sieht gar den Verkehrsverbund Via mit den Nachbarstädten in Gefahr. Letztlich, so Gewerkschaftssekretär Rainer Sauer, gehe es auch um den drohenden Verlust von Arbeitsplätzen.

„Dieses Gutachten kostet die Bürger nicht nur viel Geld, sondern am Ende ihre Mobilität. Denn würde dieses Gutachten so umgesetzt, wären Bus und Bahn in unserer Stadt stark gefährdet“, beklagt Sauer in einem offenen Brief an die Mitglieder des Stadtrates und fordert alle zu Stellungnahmen auf.

Verdi sei nicht nur verwundert, heißt es, sondern verärgert über die dargestellten Szenarien und Einsparungen bei den Beschäftigten der Mülheimer Verkehrs-Gesellschaft (MVG). Eine derartige Zerschlagung werde man auf keinen Fall hinnehmen. Bereits seit Monaten führt die Gewerkschaft in Mülheim Aktionen zum Erhalt der Straßenbahn durch. Trotz der Neuanschaffung von 15 Bahnen im Wert von je 2,5 Millionen Euro fürchtet man bei Verdi, dass eine Mehrheit des Rates sich aufgrund der hohen Sanierungskosten in den nächsten Jahren von der Schiene stückweise verabschieden will.

Sorge um Arbeitsplätze wächst

Gutachter aus Hamburg und Dresden arbeiten an mehreren Szenarien – darunter der Umstieg von Bahn auf Bus oder die Aufgabe der Linien 104 und 110 oder die Verlegung der U18 komplett an die Oberfläche. Im November wollen sie der Öffentlichkeit konkrete Vorschläge unterbreiten und die wirtschaftlichen, ökologischen und vor allem die verkehrlichen Folgen aufzeigen. Die SPD hat sich bereits dafür ausgesprochen, die Mülheimer per Ratsbürgerentscheid zu beteiligen. „Was wir beschließen werden, hat Folgen für die nächsten Generationen“, sagt der SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering und will den Umbau des ÖPNV auf eine breite Basis stellen.

Die Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) sehen in dem Gutachten eine „Beschäftigungstherapie für den Mülheimer Kirchturm“. Ihre klare Forderung: Mülheim sollte mit allen Nachbarstädten beraten, „wo der gemeinsame Zug überhaupt hin will, muss und kann“. In der Belegschaft der MVG, so Sauer, wachse die Sorge um Arbeitsplätze. Ein Gutachten ohne Beschäftigungssicherung dürfe nicht umgesetzt werden. Am 10. September will Verdi auf einer Vertrauensleuteversammlung über die Antworten der Fraktionen diskutieren.

„Wir werden“, prophezeit Verdi, „einen harten Wahlkampf pro ÖPNV in Mülheim führen.“