Mülheim. . Lederladen und Modewerkstatt haben an der Auerstraße eröffnet. Gemeinsam wollen sie die Innenstadt nach vorne bringen.

Zwei Mülheimer Kreative mit handwerklicher Basis haben kürzlich zentrumsnah neue Geschäfte eröffnet. Seite an Seite liegen der „Leder Laden Ruhr“ von Thorsten Maaß und die Modewerkstatt von Joanna Nowak an der Auerstraße 8. Vieles verbindet das Duo – auch die Idee, diese bislang nicht gerade pulsierende Ecke der Innenstadt gemeinsam nach vorne zu bringen.

Vor rund zwei Jahren lernten sich die beiden kennen, da leitete Thorsten Maaß noch den Werksverkauf der Lederfabrik Seton/Lindgens. Häufig hätten Kunden dort am Kassenberg nach Bekleidung gefragt, doch die führten sie seit Jahrzehnten nicht mehr. „Ich wollte die Leute aber nicht immer wegschicken“, berichtet der 41-Jährige. Er suchte eine Maßschneiderin in Mülheim und landete bei Joanna Nowak, studierte Bekleidungs-Ingenieurin, die seit 2008 ein Atelier an der Oberstraße betrieb. „Wir waren uns sofort sympathisch.“ Fortan lieferte der Leder-Fachmann häufiger Material für Nowaks Kreationen.

Umzug im Frühsommer

Den jüngsten Schritt beruflicher Veränderung gingen sie dann im Frühsommer gemeinsam. Joanna Nowak, die an den Nähmaschinen von ihrer Mutter und einer Aushilfe unterstützt wird, wünschte sich eine geräumigere Werkstatt, vor allem für festliche Garderobe nach Maß. „Es war zu eng geworden“, sagt die 42-Jährige, „wir brauchten mehr Platz für Braut- und Kommunionkleider. Die Kundinnen benötigen auch Fläche, um sich anzuschauen.“

Sie entdeckte „durch Zufall“ die Leerstände an der Auerstraße, ehemals Drachenladen und Bilderrahmengeschäft, und schlug Maaß vor, sich dort einzumieten. Auch er orientierte sich gerade neu, da bei Lindgens die Produktion auslief. „Beim Gedanken, in die Innenstadt zu ziehen, war ich erst skeptisch“, sagt Maaß. Doch sein Herz hängt am Leder und er findet: „Diese Tradition in Mülheim darf nicht sterben.“ Dazu möchte Maaß beitragen mit seinem Laden, in dem es Häute ausnahmslos deutscher Herkunft in etwa 150 verschiedenen Farbtönen gibt. Hier decken sich Raumausstatter oder Sattler mit modischem Material ein, man kann ebenso Kissen, Gürtel oder Babyschläppchen aus eigener Herstellung kaufen, Handtaschen oder Pflegeprodukte.

Auch die freundschaftliche Nachbarschaft mit der Modewerkstatt nimmt weiterhin konkrete Formen an: So trägt Joanna Nowak ein schwarzes Etuikleid aus eigener Kollektion, dem lederne Fransen an der Vorderseite einen besonderen Look verleihen. Mit ihrem Start an der Auerstraße zeigen sich beide zufrieden, wohl wissend, dass ihre Kunden nicht nur aus Mülheim stammen. „Die Leute kommen aus einem Umkreis von 50 bis 80 Kilometern“, beobachtet Maaß. Nicht viele Ladeninhaber der hiesigen Innenstadt können das ehrlichen Herzens sagen.