Mülheim. . Zum Start der Heizperiode haben wir die 265 in Mülheim angebotenen Gastarife in den Blick genommen.Verbraucher können im Jahr mehrere hundert Euro sparen.

Bei den aktuellen Temperaturen dürfte manch ein Mülheimer schon seine Heizung aufgedreht haben. Zum Start der Heizperiode lohnt für Verbraucher ein Blick auf die Gastarife – es lässt sich mit einem Anbieterwechsel mitunter kräftig sparen. Für einen Durch­schnitts­haushalt mit 15.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch etwa variieren die aktuell 265 für Mülheimer verfügbaren Tarifangebote in den Kosten enorm. So gibt es alleine schon eine gewaltige Spanne zwischen 658,50 Euro beim preisgünstigsten Anbieter und den 1162,02 Euro in der Grundversorgung der heimischen Medl. Doch bei den Preisvergleichen ist Vorsicht geboten. Folgender orientiert sich an den Empfehlungen der Verbraucherzentrale.

Der Preis sagt nicht alles

Zunächst der Blick auf den vermeintlich günstigsten Tarif, den das Verbraucherportal Verivox.de am Donnerstag listete: Im Tarif „Extra 12 Klimapaket“ der ExtraEnergie GmbH aus Neuss kosten die 15.000 Kilowattstunden nur die besagten 658,50 Euro. Wer diesen Tarif aber wählt, muss sich über Folgendes im Klaren sein. Eingerechnet ist ein einmaliger Neukundenbonus von 25 % Rabatt auf die Kosten des tatsächlichen Jahresverbrauchs.

Da wäre man bei der nächsten Unsicherheit im Tarif: Mit ihm buchen Verbraucher exakt 16.500 Kilowattstunden. Diese werden auch abgerechnet, sollte der tatsächliche Verbrauch am Ende geringer sein. Sollte man aber mehr verbrauchen, etwa weil der Winter besonders streng daherkommt, werden für jede zusätzliche Kilowattstunde stolze 9 statt 5,32 Cent verlangt.

Risiken lauern im Detail

Noch ein Problem, das Verbraucherschützer bei diesem Tarif sehen dürften: Der ein Jahr laufende Vertrag verlängert sich automatisch um weitere zwölf Monate, sollte ein Kunde die sechswöchige Kündigungsfrist zum Ende der Laufzeit verschlafen haben. Im besagten Tarif läuft etwa nach diesem einen Jahr auch die eingeschränkte Preisgarantie ab (Nettopreis ohne staatliche Abgaben). Wer wegen ausgebliebener Kündigung also im Tarif festsitzt, könnte sein blaues Wunder erleben, würde die ExtraEnergie GmbH in einem Jahr kräftig an der Preisschraube drehen.

Das sind nur einige Beispiele von Tücken im Tarifwirrwarr des liberalisierten Gasmarktes. Legt man die Kriterien der Verbraucherzentrale NRW an (siehe weiterer Text auf dieser Seite), bleiben von den 265 in Mülheim angebotenen Tarifen tatsächlich nur 68 übrig. Dabei offenbart sich bei einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden eine gegenüber der Medl-Grundversorgung maximal mögliche Ersparnis von immerhin noch satten 364,55 Euro (siehe Tabelle).

Die heimische Medl hat im Gaspreisvergleich auch mit ihren Tarifen außerhalb der Grundversorgung („Behaglich warm“, „Rundum Sorglos“) in der jüngeren Vergangenheit wieder kräftig an Boden verloren. Selbst mit dem preisgünstigsten Angebot, dem Online-Tarif von „Behaglich warm“, ist die Medl noch mehr als 90 Euro im Jahr teurer als die Vergleichssiegerin, die oberbayrische Montana Energieversorgung.

Die Top 5 und die Medl

Medl im Preisvergleich auf Platz 34 von 68

Dass die Medl mit ihrem günstigsten Tarif nur noch Platz 34 von 68 belegt, liegt in einem Umstand begründet, den Christina Wallraf als Referentin für den Energiemarkt bei der Verbraucherzentrale NRW als Trend sieht: „Viele Anbieter arbeiten im Moment mit einer Preisgarantie, das hört sich immer gut an.“ Tatsache aber ist, so stellte das Verbraucherportal Verivox.de jüngst fest: Sowohl die Börsen- als auch die Einfuhrpreise für Erdgas sind binnen zwei Jahren um mehr als 20 Prozent gesunken. Die niedrigen Beschaffungskosten haben die Versorger aber kaum in ihre Tarife eingepreist. So sind die durchschnittlichen Gaspreise im gleichen Zeitraum nur um 3 Prozent gesunken.

Tipps für einen Tarifvergleich bei Gastarifen 

Für einen Tarifvergleich sollten Verbraucher Vorkenntnisse mitbringen, da auch Verivox und vergleichbare Portale mit Voreinstellungen arbeiten, die nicht frei sind von kommerziellen Interessen. Hier die Tipps von Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale, die hier im Tarifvergleich berücksichtigt sind.

Für einen Tarifvergleich sollten Verbraucher Vorkenntnisse mitbringen, da auch Verivox und vergleichbare Portale mit Voreinstellungen arbeiten, die nicht frei sind von kommerziellen Interessen. Hier die Tipps von Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale, die hier im Tarifvergleich berücksichtigt sind.

1 Die Vertragslaufzeit sollte maximal zwölf Monate betragen. 48 der 265 in Mülheim angebotenen Tarife haben eine längere Laufzeit.

2 Empfohlen sind vier Wochen Kündigungsfrist. Bei 88 Tarifen in Mülheim gelten längere Kündigungsfristen.

3 Nach Ende der ersten Laufzeit sollten Verträge sich automatisch maximal um einen Monat verlängern. Nur 88 Tarife bieten eine solche Regelung.

4 Von Tarifen, die einen fixen Jahresverbrauch als Paket schnüren, wird gewarnt. Dabei gilt (fast) immer: Sparsamerer Verbrauch wird nicht belohnt, dafür Mehrverbräuche durch üppige Preisaufschläge bestraft. Paket-Tarife gab es schon mal mehr. Aktuell gibt es nur noch 16 Angebote dazu.

5 Vor Tarifen mit Kaution (Sicherheitsleistung des Kunden zu Vertragsbeginn, die später unverzinst zurückbezahlt wird) wird gewarnt. Die Unsitte mit Kautionen scheint sich aber verbraucht zu haben. In Mülheim gibt es derlei Tarife aktuell gar nicht mehr.

6 Tarife mit Vorauskasse können, das hat die Vergangenheit gezeigt, zum Problem werden, wenn etwa der Anbieter in die Pleite geht. Aktuell gibt es elf solcher Tarife.

7 Vergleichsportale arbeiten mit Voreinstellungen. Verivox.de etwa wählt die Option, Tarife auszublenden, bei denen über das Portal kein direkter Anbieterwechsel möglich ist, woran Verivox freilich mitverdient. Das Häkchen sollten Nutzer entfernen. Ebenso rät Wallraf dazu, die Haken bei „Verivox-Tarifempfehlungen“ und „nur Tarife mit hoher Kundenempfehlungsquote“ zu entfernen. Wichtig ist, sich über die Anbieter zu informieren.