Mülheim. Josefin Langefeld bastelt gerne. Ihre Lesezeichen, Armbänder und selbst gemachtes Briefpapier hat sie verkauft. So kamen 150 Euro für die WiM zusammen.
Ein bisschen aufgeregt war Josefin Langefeld schon: Ihr Vater feiert Geburtstag, da kommen viele Gäste zu Besuch. Die beste Gelegenheit für die 11-Jährige zu schauen, ob sich denn tatsächlich Käufer für das finden, was sie in den letzten Tagen gebastelt hat. Lesezeichen, aus bunten Wollfäden, geknüpfte Armbänder, Briefpapier oder – besonders dekorativ – aus Perlen zusammengesteckte Krokodile. Am Ende des Abends kann die Schülerin einen Erfolg verbuchen: 40 Euro sind zusammengekommen.
Dabei ist für Josefin klar, dass sie das Geld nicht behalten will. Einem guten Zweck soll es zugute kommen. Im Fernsehen hat sie Bilder von den Flüchtlingen gesehen, die nach Deutschland kommen. „Das hat mich sehr berührt. Da habe ich entschieden, dass ich ihnen helfen will.“ Aber wohin spenden? Irgendeine Hilfsorganisation wäre zu anonym. Da fällt Josefins Mutter ein, dass sie von den Aktivitäten von „Willkommen in Mülheim“ gelesen hat. Sie telefonieren mit WiM-Organisator Reinhard Jehles, der ist sofort begeistert. Und ein paar Tage später übergibt Josefin dann persönlich den Inhalt ihrer Spardose, mittlerweile ist sie schon mit 150 Euro gefüllt.
Traumberuf Tierärztin
Denn Josefin hat auch nach dem Geburtstagserfolg ihre Aktivitäten noch ausgedehnt und kurzerhand vor dem elterlichen Haus einen kleinen eigenen Verkaufsstand errichtet. Alle Waren hat sie ansprechend auf einem Tisch aufgebaut, schließlich kauft das Auge auch mit. Und ein Ladenschild hat sie ebenfalls gemalt. Als Verkaufsschlager im Sortiment entpuppt sich die Wundertüte. Hier wird der Käufer überrascht: Ist es ein Armband, ein Lesezeichen oder doch Briefpapier? Ein Euro kostet die Tüte, 50 Cent müssen für die Einzelstücke bezahlt werden. Und in den Online-Handel ist sie auch eingestiegen: Via WhatsApp werden Freunde und Verwandte über das Angebot informiert. So kommen am Ende schließlich die 150 Euro zusammen – viele runden auch großzügig auf, weil sie wissen, dass es für den guten Zweck ist. „Die Leute hat vor allem überzeugt, dass ich alles selbst gemacht habe“, zieht die 11-Jährige Bilanz.
Kann sie sich vorstellen, später auch professionell eigene Kreationen im eigenen Laden zu verkaufen? Eher nicht. „Ich will Tierärztin werden.“ Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt ihren zwei Hasen und Pferden: Sie voltigiert.
Ihre Gestaltungsfreude konzentriert Josefin im Moment nicht mehr so sehr aufs Basteln. Jetzt macht sie in der Hörspiel-AG der Waldorf-Schule mit, deren sechste Klasse sie besucht. Da ist auch Kreativität gefragt. Geschichten müssen sie und ihre Mitschüler sich ausdenken. Ein Krimi oder lieber etwas Gruseliges?
Und vielleicht wird zwischendurch dann auch wieder gebastelt: „Ich mache gerne öfter mal etwas Neues. Mir ist nie langweilig.“