Mülheim. Der Verein Doc-Net Mülheim bietet Sprechstunden und Hilfe bei Impf-Aktionen an. Derweil kommt das Gesundheitsamt an den Rand der Kapazitäten.
Bei der ersten Unterbringung und Betreuung frisch eingetroffener Flüchtlinge kann die Verwaltung auf freiwillige Helfer bauen. Das gilt auch für die medizinische Versorgung. So hat vor wenigen Tagen der Verein Doc-Net Mülheim, dem zahlreiche niedergelassene Haus- und Fachärzte angehören, seine ehrenamtliche Unterstützung angeboten.
Klassische Praxis-Fälle
„Wir klären gerade in Absprache mit dem Gesundheitsamt, wann und wo wir gebraucht werden“, berichtet Dr. Peter Ramme, Vorsitzender von Doc-Net. Dies hänge von der Zahl der ankommenden Flüchtlinge ab und von den Gegebenheiten vor Ort. Denkbar sei, in der Notunterkunft an der Lehnerstraße Sprechstunden anzubieten, oder die Menschen zu verschiedenen Praxen im Stadtgebiet zu bringen. „Es soll nicht alles an den Kollegen in Saarn hängenbleiben“, sagt Ramme.
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Momentan laufe eine Mail-Abfrage unter den Vereinsmitgliedern, wer an welchen Tagen zum ehrenamtlichen Einsatz bereit wäre. Schon jetzt sei erkennbar: „Die Hilfsbereitschaft ist groß, so dass wir alle vorgesehenen Dienste besetzen können.“
Dabei sei nicht an akute Notfälle gedacht, sondern an „klassische Fälle, die normalerweise in einer Praxis landen würden“. Auch bei Impfungen könne man helfen, falls erforderlich.
Seit Mülheim auf Weisung des Landes NRW auch die Erstaufnahme von Asylsuchenden übernommen hat, muss hier in der Stadt ein verpflichtender medizinischer Check aller Neuankömmlinge erfolgen. An der Lehnerstraße übernehmen dies Rettungssanitäter von DRK und Johannitern, es ist aber auch immer ein Arzt dabei.
Ärztin im Ruhestand impft mit
Kontrolliert werden u.a. Blutdruck, Körpertemperatur und Haut, Tuberkulose-Tests folgen, bei Erwachsenen durch Röntgen in einem der örtlichen Krankenhäuser, während bei Kindern eine Blutuntersuchung vorgenommen wird.
Oliver Rudolph, Mitarbeiter der Johanniter Unfallhilfe und Einrichtungsleiter der Notunterkunft Lehnerstraße, erklärt: „Gott sei Dank hatten wir bisher noch keine ernsthafte Infektionserkrankung.“
Bislang habe man die Erstuntersuchungen mit hauseigenen Kräften leisten können, sagt Dr. Georg Ohde, Leiter des städtischen Gesundheitsamtes. Aber zusätzlich erhalten alle Flüchtlinge einige Standardimpfungen, „und da wird es personell eng“. Bei der jüngsten Impf-Aktion habe eine Ärztin freiwillig mitgewirkt, die schon im Ruhestand ist. „Es haben sich schon einige Kollegen gemeldet, die ehrenamtlich helfen möchten“, so Ohde. Zum Glück. „Wir kommen an den Rand unserer Kapazitäten.“