Mülheim. Für Oesterwind wie Scholten sind Sprache und Ehrenamt die Schlüssel zur Integration.

Beim Thema Integration verfolgen die beiden Oberbürgermeister-Kandidaten Werner Oesterwind (CDU) und Ulrich Scholten (SPD) eine Linie. Sie wollen im Fall ihrer Wahl auf Sprachförderung und ehrenamtliches Engagement setzen, um die 2400 Flüchtlinge zu integrieren, die bis Ende des Jahres in Mülheim leben sollen. Das zeigte sich bei einer Podiumsdiskussion, zu welcher der Marokkanische Kulturverein in die VHS eingeladen hatte.

„Die Erfahrung zeigt, dass 50 Prozent der Leute dauerhaft hier bleiben“, stellte Politikwissenschaftler Aladin El-Mafaalani von der Fachhochschule Münster in einem Impulsvortrag vor der Diskussion dar. Die OB-Kandidaten sind sich einig, dass man deshalb dafür sorgen müsste, den Heimatvertriebenen möglichst schnell die Möglichkeit zu geben, Deutsch zu lernen und Beschäftigungen zu finden. „Die Untätigkeit ist das Schlimmste, das lähmt die Menschen“, formulierte es Ulrich Scholten.

Wichtig ist dem SPD-Kandidaten zudem, möglichst schnell zu klären, bei welchen Menschen eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung realistisch ist. „Wir müssen mit Hochdruck daran arbeiten, dass die Menschen identifiziert werden, die bleiben können“.

Freiwillige Unterstützung von jungen Menschen erwünscht

Zwar räumte Scholten ein, dass die Kommune kaum Einfluss auf die Asylverfahren nehmen könne, aber im Falle seiner Wahl wolle er „alle politischen Kanäle in Gang setzten“, um sich auf Landes- und Bundesebene für eine Beschleunigung der Verfahren einzusetzen. „Deswegen ist ein starkes Mandant wichtig“, so Scholten. Ein OB, der nur von 20 Prozent der Mülheimer Bevölkerung gewählt sei, könne in Bundes- und Landesgremien keine Überzeugungsarbeit leisten.

CDU-Kandidat Werner Oesterwind möchte bei seiner Integrationspolitik trotz der stetig steigenden Flüchtlingszahlen weiterhin eine dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge voranbringen. Man müsse „Wohnungsbau-Vorhaben in Gang setzten“, um die Menschen nicht in Sammelunterkünften zu isolieren, sagte er.

Abgesehen von ihren unterschiedlichen Schwerpunkten stimmen die OB-Kandidaten jedoch überein: Die Atmosphäre der Hilfsbereitschaft in Mülheim darf nicht ersticken – und laut Oesterwind soll die freiwillige Unterstützung schon von jungen Menschen ausgehen. „Ich werbe deshalb auch schon an Schulen für einen Gemeinsinn“, betonte er. Auch Ulrich Scholten sieht das Ehrenamt als Schlüssel zur Integration – gerade, wenn es um Deutschkurse geht, die Freiwillige für Flüchtlinge anbieten. Als Stadtspitze will er dafür eintreten, dass die Stadt Strukturen und Netzwerke schafft, um das Ehrenamt noch besser zu organisieren.

Armut hat nichts mit Migrantenanteil zu tun

In Städten, in denen viele Migranten leben, gelingt die Integration jedes einzelnen am besten. Diese Erkenntnis gewann Prof. Dr. El-Mafaalani bei einer Studie.

Den Migrantenanteil mit Armut gleichzusetzten, sei grundlegend ein Trugschluss, so der Wissenschaftler. In reichen Städten wie München oder Stuttgart sei der Migrantenanteil besonders hoch. Eine Ausnahme ist nur das Ruhrgebiet: In vielen strukturschwachen Stadtgebieten leben hier auch viele Ausländer.